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Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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sich zurückhalten, um nicht zu lachen. » Und warum haben Sie uns diesen Brief geschickt?«
    » Als ich in der Zeitung von Ihrem Fall las, dachte ich, dass Astrid Carthago für Sie nützlich sein könnte, um mit Charles Baudelaire Kontakt aufzunehmen, wo es ihr doch schon einmal gelungen war. Ich habe ihn anonym verschickt, weil ich nichts damit zu tun haben wollte: Versetzen Sie sich mal in meine Situation– alle Leute, die Sie in dieser Sache befragen, werden ermordet. Allein Sie hier vorfahren zu sehen, ist, als würde der Leichenwagen schon in die Straße einbiegen.«
    Viviane überhörte diesen Kommentar. » Und Sie haben sich mit Saint-Croÿ nicht wieder vertragen?«
    » Was ihn angeht, keine Ahnung. Aber ich fand es natürlich nicht lustig, dass er versucht hat, mich zu linken. Wie ich nämlich später erfuhr, gibt es diesen berühmten, ›um einiges aufschlussreicheren Brief‹ gar nicht. Wäre Astrid Carthago nicht gewesen, hätte er mich über den Tisch gezogen.«
    » Wo wir über Madame Carthago sprechen: Waren Sie es, der die Leute vom Journal du Dimanche über meinen Besuch bei ihr informiert hat?«
    » Nein, warum sollte ich? Und woher sollte ich wissen, dass Sie hingehen würden?«
    Viviane nickte betroffen. Wenn er es nicht gewesen war, dann einer ihrer Männer, einer aus der Mannschaft. Sie hätte vorgezogen, es wäre Xavier Baudelaire gewesen. » Das Sonett haben Sie in einem anderen Wunderkoffer gefunden? Haben Sie es jemandem verkauft? Haben Sie es in die Académie bringen lassen?«
    » Nichts von alledem. Ich hatte es nie in den Händen. Und können Sie sich vorstellen, dass ich an die Académie Française schreibe? Selbst bei SMS mache ich Schreibfehler.«
    » Kennen Sie Leute, die Ihnen etwas anhängen wollen? Indem sie zum Beispiel Ihren Namen auf den Umschlag mit dem Sonett schreiben?«
    » Mein Name auf dem Umschlag? Aber wer kann das gewesen sein, Commissaire?«
    » Saint-Croÿ?«
    » Nein, wenn, dann müsste ich ihm etwas antun, aber das ist doch eine alte Geschichte. Da will Sie jemand in die Irre führen. War es wirklich mein Name?«
    Viviane erzählte ihm von den Initialen, Baudelaire machte » Ah!« und verschränkte die Arme. » Das ist idiotisch: Mit den Initialen und der Adresse findet man mich natürlich. Aber wozu?«
    Viviane seufzte, der Typ hatte recht: Wozu sollten die Initialen gut sein? Die Enthüllung verzögern, damit sie mehr Wirkung hatte? Wozu? Sie fragte ihn noch, warum er dieses Büro eröffnet hatte, wo er doch seine Kunden in Beuzeville empfangen könnte.
    » Beuzeville ist gut für die Normandie. Aber die Züchter aus dem restlichen Frankreich kommen lieber nach Paris. Für sie liegt es näher, und ich kann mit ihnen besser einen draufmachen.«
    » Empfangen Sie hier viele Kunden?«
    » So viele, dass ich ein oder zwei Tage in der Woche hier bin.«
    » Und waren Sie zum Beispiel am Freitag, den 18. Januar, Sonntag, den 27. Januar am Nachmittag und Montag, den 4. Februar in Paris oder in Beuzeville?«
    » Montags bin ich immer in Beuzeville. Da mache ich vormittags die Buchhaltung. Sonntags bin ich auch immer in Beuzeville, da gehe ich Radfahren. Freitag, den 18. Januar weiß ich nicht, ist schon lange her.«
    Er nahm den großen Kalender, der auf dem Schreibtisch lag, öffnete ihn am 18. Januar und zeigte ihr eine Reihe von Terminen. » Morgens hatte ich hier drei Termine mit Züchtern aus dem Poitou und den Alpen, das hat bis Mittag gedauert. Sie können das nachprüfen, hier sind die Namen. Haben Sie noch andere Fragen? Gleich kommen meine Kunden.«
    Mit einem schroffen » Sie erlauben doch« nahm Viviane ihm den Kalender ab und blätterte darin. Sie hielt ärgerlich inne. » Aber diesen Montag waren Sie nicht in Beuzeville. Ich sehe einen Termin in Pantin, am Vormittag.«
    Baudelaire schlug sich mit der Faust an den Kopf. Das war etwas übertrieben; Viviane, die niemals ins Theater ging, sagte sich, dass man solche Gesten höchstens noch dort sehen konnte.
    » Ach ja, natürlich! Fast hätte ich es vergessen! Ich hatte den Vorsitzenden einer Kooperative der Lorraine hier, er konnte nur am Montagvormittag. Deshalb habe ich den Buchhalter ausnahmsweise erst am Montagabend gesehen. Sonst immer morgens.«
    » Und wie läuft das so ab, wenn Sie Fahrradfahren gehen?«
    » Am Sonntagnachmittag nehme ich das Auto, um etwas rauszufahren, sonst müsste ich immer dieselben Strecken nehmen. Ich bin ungefähr zwei Stunden mit dem Fahrrad unterwegs, manchmal mehr. Auf dem

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