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Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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Rückweg fahre ich in Beuzeville im Büro vorbei, das ist der einzige ruhige Moment, den ich habe, um meine Vorgänge abzuschließen und meine Mails zu lesen, während ich ein Sandwich esse; in der Regel bin ich dann gegen zweiundzwanzig Uhr wieder bei mir zu Hause.«
    Jeder seiner Sätze atmete Unschuld, aber Viviane glaubte nicht daran. » Ihre Kunden– wohin gehen Sie mit denen einen draufmachen?«
    » Kleine Stripteasebars, große Cabarets, es kommt auf ihr Potenzial an. Aber gefallen tut es ihnen immer.«
    Fröhlich holte Monot das Foto der nackten Joa aus seiner Tasche. » Wo wir gerade beim Thema sind, kennen Sie die hier?«
    Xavier Baudelaire betrachtete das Porträt mit lüsternem Blick. » Verflucht schick, dieses Weib. Ja, sie sagt mir was, aber ich weiß nicht mehr, in welchem Schuppen ich sie gesehen habe.« Plötzlich weiteten sich seine Pupillen sinnlich. » Doch, jetzt weiß ich es wieder! In einem Exotik-Cabaret, bisschen speziell, an der Grenze zum Porno. Ich kenne den Namen nicht, das war eine Empfehlung von einem Taxifahrer, der uns hingebracht hat, am Ende einer kleinen dunklen Straße, bei der Goutte d’Or. Ein Cabaret, das auf Lesbenshows spezialisiert ist, mein Kunde hatte einen ausgefallenen Geschmack. Das Mädchen hatte eine Nummer am Ende der Show.« Er schaute sie noch immer verzückt an, als hätte das Foto für ihn alleine zu tanzen begonnen, dann reichte er es mit dem langen Seufzer eines abgeblitzten Liebhabers zurück.
    » Roch es in diesem Cabaret nach billigem Wein?«, fragte Monot.
    Baudelaire schob nachdenklich seine Unterlippe vor, wie um den Lieutenant nicht zu verstimmen. » Möglich. Ich würde sagen: Es war Inselgeruch.«
    » Nach Vanille?«, fragte Monot weiter.
    » Gut möglich, Inselgerüche, Zimt, Muskat… Wissen Sie, man geht ja nicht wegen der Küche dorthin.«
    Viviane hörte nur noch halb zu. Sie fragte sich, ob sie hier die Existenz eines Kleinunternehmers präsentiert bekam, wie es wohl Hunderte gab, die zwischen zwei Illusionen von Leben hin- und hergerissen waren; oder ob es sich nur um ein Dekor handelte, das wie Tapete sorgfältig angebracht war, um Schattenzonen und Schmutz zu verdecken.
    Monot warf ihr einen komplizenhaften Blick zu: Sie hatten keine Fragen mehr. Sie wollten gerade gehen, als Baudelaire sie zurückrief. » Sie, die Sie so viel Erfahrung im Umgang mit den Medien haben, Sie können meinen Namen und mein Unternehmen nennen, so viel Sie wollen, das ist nur Werbung für mich. Aber ich will den Artikel sehen, bevor er erscheint: Ich will nicht, dass man Unsinn über meinen Kill Mouch’ verbreitet.«
    Viviane zog es vor, ihm seine Illusionen nicht zu nehmen und flüchtete feige. Draußen lud Monot sie zu einem Kaffee in die erstbeste Spelunke ein. Kaum saß er, legte er los, ganz Feuer und Flamme: » Erinnern Sie sich an die Frage des kleinen Bärtigen im Dufflecoat auf der Pressekonferenz wegen der Vestalin und der schwarzen Sklavin? Sie scheint immer weniger idiotisch. Dieses Mal ist es der Anfang unseres Sonetts, genau wie Xavier Baudelaire erzählt hat: Mein Geschirr über einen finstren Pfad sie geleit ’ / Zu der Hütte voll Dunst von Vanille und Wein … Dann kommt die Show des Mädchens mit dem Körper, prächtig und schwarz.«
    Viviane nippte an ihrem Kaffee, um ruhig zu bleiben. Und vor allem nett, was ihr schon schwerer fiel. » Aber Monot, welchen Zusammenhang sehen Sie konkret mit unserem Fall?«
    » Wir haben es mit einem Spinner zu tun, der das Gedicht in Szene setzen will. Joa ist vielleicht wirklich in Gefahr, man sollte sie warnen.«
    Der Kaffee war zu bitter, die Äußerung zu dumm. Viviane verlangte nach einem Glas Wasser, trank es in einem Zug aus und atmete tief durch. » Lassen Sie sich doch nicht auf das Niveau von Groschenromanen herab, Monot. Der Spinner, der einen Zusammenhang mit dem Gedicht sucht, das sind Sie. Hören Sie auf, sich imaginäre Verdächtige auszudenken, wenn wir ideale Schuldige vor der Nase haben. Dieser Baudelaire zum Beispiel, da fehlen nur noch die Motive, aber die finden wir schon.«
    Ideale Schuldige? Ideelle? Sie wusste es nicht. Mit Monot musste man aufpassen. Aber er hatte nichts gesagt.
    » Sie werden doch nicht jeden Tag den idealen Schuldigen wechseln. Gestern Cucheron, heute Baudelaire. Der hat auch Alibis.«
    Viviane lächelte ihn an. Zum ersten Mal hatte Monot von Gleich zu Gleich mit ihr gesprochen. Das war nicht unangenehm. Aber sie würde ihn nicht machen lassen. » Er leugnet, das

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