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Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Baron
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War sie nicht überhaupt geistig verwirrt, wie es in den Polizeimeldungen geheißen hatte? Kein Wunder, wenn sie hier unten lebte. Aber wer sollte das sonst sein. Die Polizei? So schnell? – Oder etwa Martin und Jan?
    Sicherheitshalber löschte Svea ihre Taschenlampe, sodass nur noch die Kerze ihr diffuses Flackerlicht in den niedrigen Raum streute. Mein Körper spannte sich an wie der einer Katze Sekunden vor dem Sprung. Behutsam und bevor wir es verhindern konnten, nahm Frida das Gewehr wieder zur Hand. Gebannt starrten wir zu der Öffnung in der Wand. „Leg das Gewehr weg, Frida“, sagte Svea leise. „Das ist wahrscheinlich Jan mit den Polizeibeamten.“
    „Menno!“ Frida maulte, tat aber ausnahmsweise, was ihre Mutter gesagt hatte.
    Das war ein Fehler. Die beiden Typen, die einen sehr hellen Lichtkegel vor sich herbewegend in der Öffnung zum Gang auftauchten, sahen so wenig nach Polizei aus wie ich nach Lady Gaga. Der eine, ein muskulöser Typ mit Bomberjacke und kinnlangen fettigen Haaren, die aus seinem Rattenschwanz heraushingen, trug eine Art Autoscheinwerfer in der behandschuhten Rechten. Der andere, ein langer Dünner, hatte einen kahlen Kopf mit einer kreisrunden Nickelbrille im Gesicht, die ihm das Aussehen eines bebrillten Eis verlieh. Der freundliche Eierkopf vermochte allerdings nicht über die Tatsache hinwegzutäuschen, dass in der latexgrünen Hand eine schwarze Pistole glänzte. Ihr Lauf war auf Frida gerichtet, die der Kerl im Schein der drei Kerzendochte auf ihrem Schlafsacklager entdeckt hatte. „Hallo, Süße, wen haben wir denn da?“
    Instinktiv trat ich leise zwei Schritte zurück in den Schatten des Gangs, aus dem Svea und ich gekommen waren. Hoffentlich hatten sie mich nicht gesehen. „Ist das vielleicht die kleine Mia aus Friedrichstadt?“
    „Ich bin nicht deine Süße“, gab Frida zurück. „Ich heiße Frida und komme aus Hannover.“
    „Haha, kleiner Witzbold, was?“, sagte der mit der Bomberjacke und machte einen Schritt auf Frida zu. Der andere ließ seine Pistole sinken und betrachtete Frida genauer. „Steh auf“, herrschte er sie an. Umständlich erhob sich Frida und blickte ihm trotzig ins Gesicht. Bisher hatten sie keinen von uns anderen entdeckt. Lars hatte sich hinter den Wandvorsprung geduckt, während Svea an ihrem Standort reglos verharrte. Ich stupste sie aus dem Dunkel an und machte ein Zeichen in Richtung Taschenlampe. Svea ließ sie in meine Hand gleiten.
    „Das ist tatsächlich nicht Susannes Tochter“, sagte der Eierkopf. „Die ist viel zu jung.“
    „Sag ich doch. Du kannst meine Mutter fragen.“
    „Bisschen umständlich, erst deine Mutter zu suchen, was?“
    „Nee, gar nicht. Die steht dahinten.“
    Ich machte einen Satz in den Gang hinein und kauerte mich hinter ein Betonbruchstück, während ein Strahl aus dem Autoscheinwerfer Svea traf und ihr einen überirdisch gleißenden Halo verlieh. Sie trat in den Raum hinein auf die beiden Männer zu. „Scheiße, jetzt wird’s kompliziert“, sagte der Glatzköpfige und bedeutete Svea mit seiner Waffe, sich in Fridas Ecke zu bewegen. „Ist das hier ’n Kindergeburtstag oder was?“
    „Eher nicht.“ Svea ging sehr langsam Richtung Schlafsack, um die beiden Kerle nicht zu unbedachten Handlungen zu verleiten oder womöglich ihre Reflexe zu testen. „Zu wenige Luftballons und zu wenige Gäste.“
    „Wir spielen Verstecken“, warf Frida kaltblütig ein. „Vielleicht auch Mord im Dunkeln.“
    Hallo? Miss Cool, oder was? Glaubte sie, sie sei der Kinderstar in einem Vorabendkrimi? Die Typen sahen nicht aus, als würden sie viel Spaß verstehen.
    „Frida!“
    Immerhin. Wenigstens Svea hatte begriffen, dass das hier kein Witz war.
    „Was machen Sie hier und was wollen Sie von meiner Tochter?“, waren die letzten Worte, die ich verstehen konnte, bevor ich nach links um die Biegung verschwand in den langen finsteren Gang, an dessen anderem Ende Jaspers improvisierte Hundeleine herabhing. Vorausgesetzt, mein Vater war noch da und hatte nicht seinen Plan geändert, Jan allein zum Falltüreingang gehen zu lassen.
    Als ich weit genug von Mias Katakombe entfernt war, sodass sie meine Schritte nicht mehr hören konnten, machte ich die Taschenlampe an und rannte, so schnell es in dem Stollen ging. Ich blendete alles aus, was mich ablenken könnte, und konzentrierte mich nur noch auf potenzielle Hindernisse. Ich nahm nichts wahr als meinen eigenen keuchenden Atem und das Stakkato meiner Schritte, die von den

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