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Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Baron
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egal, wer wen zuerst entdeckte, und rannte los. Ich folgte ihr, so schnell es die zackigen Schattenan Wänden und Boden zuließen, und kurz darauf standen wir in der Öffnung zu dem Raum, der rechts von uns in den zweiten Gang mündete. Der Anblick, der sich uns bot, deckte sich zu null Komma null Prozent mit dem, was wir befürchtet hatten. Wir brauchten einen Augenblick, um das absurde Szenario vollständig zu erfassen.
    „Frida! – Oh, Gott.“
    Ein Gewehrlauf richtete sich auf uns, um dann umgehend auf sein ursprüngliches Ziel zurückzuschwenken. Am anderen Ende des Gewehrs saß im Schein der dreidochtigen Kerze Frida auf dem Schlafsack und blickte, die schmutzige Hand am Abzug, mit zusammengekniffenem rechten Auge durch das Suchfernrohr wie ein Profikiller. Sie hielt einen Kerl in Schach, der mit erhobenen Händen und schreckgeweiteten Augen im Eingang zu dem anderen Gang stand und offenbar unglaublich wütend war. „Gehört sie zu euch?“, fragte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. „Wenn ja, dann wird’s höchste Zeit, dass ihr kommt. Dieses Gör bringt mich noch um.“
    „Sie wird ihre Gründe dafür haben“, parierte Svea und richtete ihre Taschenlampe zur Abwechslung auf seine Augen. Bevor sich die Lider blinzelnd und zuckend über ihnen schlossen, trafen mich zornige Funken in Katzenaugengrün.
    ----
    Weißt du, warum ich ausgerechnet hier bin? Nicht weil ich so einen morbiden Geschmack habe. Nee. Ich bin wegen Igel hier. Wusstest du, dass mein lieber Onkel ein Schleicher ist? So nennt man Leute, die in alten Gemäuern herumlungern, stillgelegten Fabriken, Bergwerken, alten Bunkern auf der Suche nach dem ultimativen Kick. So einer Art Horror mit Hinterausgang. Ehrlich gesagt, die haben keine Ahnung. Der wahre Horror lauert in der ganz normalen Kleinfamilie. Aber ohne Hinterausgang. Man muss nur ein bisschen an der Oberfläche kratzen, und schon bricht alles auseinander und die Monster fallen einen an. Dazu brauchst du noch nicht mal ’nen Klappspaten.
    Igel jobbt zurzeit hier auf Sylt. Und ich bin sozusagen auf Besuch. Ehrlich gesagt, ein Ferienhaus mit Seeblick wär mir lieber gewesen als das hier. Ich bin auch in eins eingebrochen und hab zwei Wochen drin gewohnt. Aber dann wurde mir die Sache zu heiß. Hab mich immer nur nachts rausgetraut, und das war Mist. Deshalb hab ich das mit dem Untertauchen wörtlich genommen. Unter die Erde tauchen, in eine von Igels Schleicher-Höhlen. Ist’n echter Profi, dein Brüderlein. Auf seiner Homepage hab ich auch den Eingang zu meiner Gruft entdeckt.
    Aber darum geht’s jetzt nicht. Soll ja kein Schulaufsatz werden: „Mein spannendstes Ferienerlebnis“, oder so. Ich hoffe, dass er sich mit noch was anderem auskennt als mit seinen Bunkerlöchern: mitdir nämlich. Meiner lieben Mami. Er muss acht gewesen sein, als ich geboren wurde. Er muss mitgekriegt haben, was damals passiert ist, was sein Schwesterherz so treibt. Ein Zeitzeuge sozusagen. Bisher hab ich ihn noch nicht erwischt, aber sicher bald.
    Na, Muffe vor dem, was er auspacken könnte?
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19
    „Ich wusste, dass du kommen würdest, Mama“, sagte Frida, ohne ihre Geisel aus den Augen zu lassen oder das Gewehr beiseitezulegen. „Hallo, Fanny, gut, dass du endlich da bist. Guck mal, wen ich gefangen hab.“
    „Ich seh schon. Glückwunsch.“ Meine Stimme kam cooler rüber, als mir zumute war, während mein Herz nachzuzittern schien wie die letzten Zuckungen eines Erdbebens. Fridas „Fang“ mit den blonden Stachelhaaren schnaubte hörbar durch die Nase. Ich konnte es nicht fassen. Das sollte der Kapuzentyp sein, der Frida in die Katakombe entführt hatte? Also hatte ich ihn gleich richtig eingeschätzt, den feinen Herrn Strandkorbwärter.
    „Das ist noch sehr die Frage“, zischte er, „wer hier wen gefangen hat.“
    „Gar nicht.“ Frida ließ das Gewehr sinken, dessen metallener Lauf im Licht der Kerze bläulich schimmerte, und starrte ihn ärgerlich an. „Mia hat mich gefangen. Und ich hab jetzt dich gefangen.“
    „Wo ist Mia?“
    Wie bitte? Was sollte das denn jetzt. Welche Mia?
    „Stopp!“, fuhr Svea dazwischen. „Stopp. Kann mich bitte mal jemand aufklären, in welchem Film ich hier bin? Wer sind Sie? Woher kennen Sie meine Tochter? Woher kennst du den Mann, Fanny? Und wer, zum Teufel, ist Mia?“
    „Gestatten, Lars Andresen“, sagte der Typ und deutete eine ironische Verbeugung an.
    „Das ist der Kerl, vor dem ich am Strand abgehauen und in dieses Bunkerloch

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