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Tote essen keinen Döner

Titel: Tote essen keinen Döner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sollen gehen Ohrarzt!«
    »Das stimmt, Sie können wirklich hellsehen!«
    »Ich haben gesagt, 20   Euro, aber pronto!«
    »Von wegen 20   Euro, noch haben Sie außer meinem Hörproblem nichts gewusst«, sage ich und lege 5   Euro auf den Tisch. Aus den Tiefen ihres grellen Umhangs zerrt sie einen Stapel bunter Karten und legt sie auf den Tisch. Im gleichen Moment lässt sie unauffällig meine 5   Euro verschwinden.
    Nach langem Überlegen fischt sie eine Karte aus dem Stapel raus. Die legt sie dann sorgfältig auf die Tischkante und klopft dreimal drauf. Streichelt dann lange und zärtlich, |135| die Karte – nicht mich, und plötzlich spuckt sie auch noch drauf (gut, dass es nur die Karte war!).
    »Frau Roma, eins sage ich Ihnen gleich, ich will keinen von diesen typischen Wahrsager-Sprüchen hören«, tue ich ganz fachmännisch. »Also nichts wie ›Sie kriegen binnen drei Tagen viel Geld‹, ›Sie haben eine lange Reise vor sich‹ oder ›Sie heiraten einen hübschen, reichen, dunkelhaarigen Mann‹ und ähnlichen Schwachsinn!«
    Ergriffen von meiner Intelligenz, guckt sie mich etwas verwirrt an, spuckt noch mal auf die Karte und brüllt: »Ich nix lügen! Ich sehen, du in Halle 4 ein Arschkriecher!«
    Ich lege blitzschnell mit hochrotem Kopf noch einen Fünfer auf den Tisch:
    »Bitte behalten Sie das für sich!«
    Sie spuckt erneut auf ihre Karten.
    »Hören Sie mal, Frau Roma, ist ja kein Wunder, dass bei Ihren Karten nichts als Negatives rauskommt, so oft, wie Sie sie anspucken und schlagen. Seien Sie doch mal zur Abwechslung ein bisschen nett zu denen.«
    In dem Moment höre ich meine Frau zur Wohnungstür reinkommen. Ich laufe sofort in den Flur und flüstere ihr ins Ohr:
    »Eminanim, hier ist ein großer Scharlatan und versucht uns auszurauben. Wirf sie bitte hochkantig raus.«
    »Guten Abend, gute Frau, ich alles hellsehen, ich Roma, ich heißen Tamara«, stellt sich unser Gast selber vor.
    »Osman, sie ist kein Scharlatan, sie ist vielmehr eine Hellseherin, wie du eben gehört hast. Schön, dass sie da ist. Allah hat sie uns wohl geschickt!«
    Oh, das kann doch nicht wahr sein! Als wenn wir nicht |136| schon genug Sorgen hätten! Jetzt verbündet sich auch noch Eminanim mit dieser Frau.
    »Osman, eine Hellseherin kann uns bei den Mordfällen doch sehr behilflich sein! Sogar das amerikanische Eff Bii Eii arbeitet immer mit Hellsehern zusammen, wenn es um mysteriöse Todesfälle geht. Das hab ich schon mehrere Male in ›Akte X‹ gesehen.«
    »Na toll, jetzt sollen wir uns auch noch nach blöden amerikanischen Fernsehserien richten. Warum nehmen wir uns dann nicht gleich Dävid Hässelhoff oder Äl Bandy zum Vorbild?«
    »Nicht nötig, soviel ich weiß, hat man dich sowieso als Vorlage für Äl Bandy benutzt, aber der kommt trotzdem an deine Qualitäten nicht ran. Außerdem: Dein Superheld Colambo ist ja auch nur aus einer amerikanischen T V-Serie .«
    »Aber diese geschwätzige Frau wird bestimmt überall rumerzählen, dass wir eine Leiche im Keller haben. Vielleicht läuft sie sogar direkt zur Polizei.«
    »Nein, das tut sie sicher nicht, mach dir keine Gedanken! Hellseherinnen sind sehr diskret.«
    »Stimmt, das tut sie nicht. Vorher wird sie uns erst mal nach Strich und Faden erpressen!«
    »Osman,jetzt hör doch endlich auf mit deiner Rumspinnerei! Ich werde dieser Frau ja nicht gleich auf die Nase binden, dass wir eine Leiche im Keller haben, sondern sie ganz diskret ausquetschen. Lass mich nur machen.«
    »Bei Allah, hoffentlich geht das bloß gut, vielleicht kann die Frau wirklich hellsehen, was dann?«, warne ich sie, aber verschweige natürlich, dass sie das schon geschafft hat. Womöglich ist diese fremde Frau sogar ein Polizeispitzel. |137| Ist doch ganz offensichtlich, dass ihr eigenartiger Name Tamara ein Tarnname ist, welche normale Frau heißt denn schon so? Oder vielleicht ist sie die Ehefrau von Igorr!
    »Guten Abend, Frau Tamara, schön, dass Sie da sind, ich bin Eminanim«, wird sie freundlich begrüßt.
    »Wenn ihr Mann nicht wollen und meckern, ich gehen!«
    »Nein, nein, bitte bleiben Sie, lassen Sie sich von ihm nicht stören, der hat jetzt Sendepause.«
    »Ich sehen ein Mord in diesem Haus!«, sagt sie plötzlich.
    »Waaas? Sie sehen schon einen Mord in diesem Haus? So schnell geht das? Wer ist der Mörder?«, kreischt Eminanim völlig schockiert.
    »Ich Mörder! Wenn ihr Mann mich weiter nerven, ich ihn gleich umbringen«, lacht sie.
    »Frau Tamara, wie Sie ja unschwer

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