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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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Tisch im Häuschen lag eine Karte mit den Radwegen von Jyväskylä, auf einer Ablage sah man eine Wasserflasche und einen Stapel Taschenwörterbücher.
    »Und woher weißt du, dass wir denselben Kerl meinen?«
    »Du hast ihn doch gerade beschrieben. Pekka. Auf dem T-Shirt ist das Logo von den Strokes.«
    »Aha, danke. Ich hätte was Wichtiges mit ihm zu besprechen. Du hast nicht zufällig seine Adresse oder so?«
    Sie ließ das Lächeln nicht von ihrem gebräunten Gesicht weichen, sondern bückte sich nach einem Papierstapel unter dem Tisch, auf dem ein Schichtplan zu liegen schien. »Im Frühling hat er noch bei seinen Eltern gewohnt, aber … warte, hier. Puistotori 6. Das ist seine neue Adresse. Ich war bei der Einweihungsparty.«
    »Da bin ich gerade vorbeigefahren. Na, hilft alles nichts. Dann muss ich wieder zurück. Der Nachname wäre auch nicht schlecht.«
    »Koponen.«
    »Kannst du aus dem Schichtplan ersehen, ob Pekka am 8. Juni Dienst hatte? Das müsste ein Dienstag gewesen sein.«
    »Der zehnte, der … hier ist der achte. Nein. Da hatte er frei, und an den beiden Tagen danach auch.«
    »Danke. Ich bin dir wohl ein Eis schuldig.«
    Das unermüdliche Lächeln der jungen Frau legte sich, ihr Blick ging von Kuhala zu den dicht an dicht stehenden Wohnmobilen, wo die Strandbälle der Sonnencremefirmen in die Luft gedroschen wurden.
    »Hat er was getan?«
    Kuhala drehte sich um. »Wieso?«
    »Ich kenne dich vom Sehen. Du untersuchst die Mordfälle.«
    Sie winkte Kuhala zu sich heran. »Es gibt keinen Typen, der netter ist als Pekka. Er hat nichts getan, und du bist mir nichts schuldig. Er hatte es manchmal ein bisschen schwer im Leben gehabt, und den Job hier hat er nicht ertragen. Das ist alles. Meinen Namen sagst du ihm
nicht.«
    »Ich kenne deinen Namen ja nicht mal. Dein Schild hängt so, dass man es nicht lesen kann.«
    »Das Geld fürs Eis kannst du deinen eigenen Kindern geben«, sagte sie und richtete das Namensschild an ihrem Shirt.
    Das Rot, das durch die Bräune drang, und der straff zusammengezogene Mund verhießen nichts Gutes. Die Umlaufbahn der Freundlichkeit wurde verlassen. Kuhala sagte, er habe mit seiner Eisofferte nicht die Absicht verfolgt, taktlos zu werden, weshalb er bereit sei, sie sofort zurückzuziehen. »Entschuldigung. Trotzdem muss ich den jungen Mann ein paar Dinge fragen. Ich meine es ja nicht böse, aber wer hatte es nicht manchmal schwer im Leben. Schönen Tag noch.«
    Nach einigen Minuten Fahrt legte er die Parkscheibe aufs Armaturenbrett. Auf dem Tennisplatz schlug das As einer Aufschlagkanone gegen die Plane am Zaun, während der Gegner in die Luft drosch. Ein Spaten hatte den Plastiksack neben der Kabine aufgeschlitzt, eine rote Masse rann heraus, etwas weiter weg bespritzten sich Kinder am Springbrunnen gegenseitig mit Wasser.
    Das fünfstöckige Haus verkörperte die graue, dickwandige Architektur von Mitte des vorigen Jahrhunderts, die weder Glaube in die Zukunft noch Respekt vor der Vergangenheit ausstrahlte, sondern vielleicht nur eines, nämlich dass das Stadtbild einen banalen Klotz schon vertragen konnte.
    Kuhala nahm die Treppe und musste im zweiten Stock eine Pause einlegen, weil er einen Druck in der Brust spürte. Das konnte nichts Organisches sein, nicht in dem Alter, auf keinen Fall, nicht bei seiner eisernen Physis. Er schob die Lennon-Brille in die Brusttasche und leckte einen Schweißtropfen von der Oberlippe. Der Grund für den Druck war schlimmer: Er hatte ein ureigenes Savipelto-Syndrom entwickelt und ging davon aus, dass sämtliche Türen vor seinen Augen explodierten.
    Seine Finger schlangen sich um das schwarze Plastik des Geländers und trieften vor Schweiß, gleichzeitig wurde der Mund trocken. Kuhala machte kehrt. Er fluchte vor sich hin und begriff, dass er nicht oft so hin- und hersegeln konnte. Sollte er dem Kerl rufen, er solle in den Hof kommen, um dort mit ihm zu reden oder wenigstens beweisen, dass er keine Bombe an seine Türklingel angeschlossen hat? Der Teppichklopffahrplan an der Tür zum Lüftungsbalkon verschwamm vor Kuhalas Augen, außerdem hörte er keine Geräusche mehr. Er kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Es war die reine Überanstrengung und würde durch Ruhe weggehen, aber es war mitten am Arbeitstag, und er hatte noch eine Menge zu tun. Sich im Treppenhaus hinzulegen, kam nicht infrage, bewegen konnte er sich auch nicht, und jetzt verzerrte sich auch noch die ganze verfluchte Umgebung, nicht nur der

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