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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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zunächst hart rangenommen, vor allem weil er den Tatort vor dem Eintreffen der Polizei verlassen hatte. Kuhala sagte, es sei gar nicht daran zu denken gewesen, den Jungen länger auf dem Waldweg festzuhalten, wo lauter Halbtote und ein ganz Toter herumlagen.
    Und die Eltern? Kaarlos Mutter hatte in der Notrufzentrale angerufen, weshalb eine Suchaktion gestartet worden war. Erst als der Junge mit Kuhala in der Vaasankatu aufgetaucht war, hatte man die Operation abgeblasen. Die weinerliche Mutter und der außer Fassung geratene, von der Arbeit herbeigeeilte Vater hatten Kuhala alles Mögliche an den Kopf geworfen, von Kidnapping bis Pädophilie.
    Es war nicht schön gewesen, sich das anzuhören, aber es war Kuhala gelungen, die Ruhe zu bewahren. Die Eltern beruhigten sich erst, als die Polizei und eine Mitarbeiterin des Krisenzentrums kamen. Die immer gierige, fröhliche Witwe roch das Tohuwabohu und tauchte wie aus dem Nichts im Treppenhaus auf, um ihren Kommentar zu den Rockern abzugeben, die in den Hof gefahren waren und nach Kuhala gefragt hatten. Der Junge habe in der Nähe gespielt, und ruckzuck sei er verschwunden gewesen.
    Als er endlich zu Wort kam, erzählte Kuhala den Eltern des Jungen seine eigene Version, behielt jedoch die schlimmsten Einzelheiten für sich. Die würden später ohnehin ans Tageslicht kommen. Dann brachte man ihn auch schon ins Präsidium, wo Max, Perttu und Jeri, den man aus dem Haudegen geholt und in einen Polizeihundezwinger gesperrt hatte, bereits warteten.
    Die Befragung von Kaarlo würden Fachleute übernehmen müssen. Vermutlich würde sich der Schock durch die Ereignisse und dessen Nachwirkungen bei dem Jungen nicht so leicht in Luft auflösen. Kuhala wusste nicht, wie Kinder in Kaarlos Alter auf solche Vorfälle reagieren, aber für ein reines Abenteuer würde der Junge es gewiss nicht halten.
    Eines war sicher: Über den MC Muddyfield würden so schwere Strafen verhängt werden, dass die Einwohner von Savipelto die Bande endgültig loswären. Auch die Demütigungen des Tankstellenbetreibers gehörten nun der Vergangenheit an. Bis zum letzten Mitglied würde man die Bande mit dem Flammenwerfer aus ihren Löchern treiben.
    Alles andere war unsicher. Der oder die Mörder von Helena Jokela, von Sakari Antikainen und von dem Gefräßigen war oder waren noch immer auf freiem Fuß.
    Kuhala föhnte sich vor dem Spiegel in der Küche die Haare und trank den Rest Saft direkt aus der Packung. Der Geckograbstein lag auf einer Plastiktüte auf der Spüle. Kane hatte das Namensschild mit Sekundenkleber befestigt, weil ihm nichts Besseres eingefallen war, und dann von der Polizei die Erlaubnis erhalten, zu den Ebergrabsteinverhandlungen nach Lahti zu fahren.
    »Iss deine Pellets, Jeri, dann gehen wir Gassi. Das Morgenpipi ist das Wichtigste, weißt du das nicht?«
    Der Hund saß an einer strategisch günstigen Stelle auf einem Teppichstreifen im Grenzgebiet von Flur und Küche. Von dort konnte er sein Herrchen im Auge behalten, das dazu neigte, alle naselang in Schwierigkeiten zu geraten. Die Unterbrechung des Knochenknabberns im Haudegen durch den brutalen Wurf des Grabsteins und der erneute Aufenthalt im Polizeikäfig hatten Jeri derart erschüttert, dass er sein Frühstück nicht anrührte und sich auch nicht zum Morgenspaziergang animieren ließ.
    Kuhala schlüpfte in seine Zweitshorts und in ein halbärmeliges rotes Hemd, auf dessen Rücken die Flammen aus den Nüstern des feuerspeienden Drachen nach Hunderten Schleudergängen bereits so schwach geworden waren, dass sich der heilige Georg daran gefahrlos eine Zigarette hätte anstecken können.
    Kuhala putzte sich mit der John-Lennon-Sonnenbrille auf der Nase die Zähne und gurgelte. Alle fünf Minuten musste er daran denken, wie knapp ihn der Querschläger aus der Pistole des Halstuchrockers verfehlt hatte. Die Polizei würde eine Zeichnung von der Flugbahn der Kugel anfertigen, und bald wäre in der Presse nur noch von der Wunderkugel die Rede.
    Das linke Ohr dröhnte immer noch von dem Knall.
    Kuhala legte Jeri das Geschirr an. Der Hund zeigte keine Anzeichen von Begeisterung, sondern buckelte und richtete die Schnauze nach unten wie ein Geier. Gleichzeitig spreizte er die Beine zur Allradbremse und richtete mit seinen Mandelaugen einen kummervoll feuchten Blick auf Kuhala.
    »Bist du krank?«
    Kuhala bückte sich, um seinen Freund zu streicheln. Dieser senkte den Kopf und starrte auf die Fußleiste, als hätte er gleich einen Termin

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