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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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Angler. Er war nämlich gerade auf dem Sprung zum Spinnangeln. Um ein Haar hätte er sich den Haken in den Daumen gerammt, als ich log, ich hätte seinen Namen von Sakaris Witwe. Antikainen hatte ihm natürlich zugesichert, niemand würde seinen Namen erfahren. Der Gefräßige war ein Verbrecher, und Meltaus kam nur ins Notizbuch, weil er selbst ein Krimineller ist. Ein Drei-Mann-Miniatursyndikat. Und dann stirbt Antikainen. Verflucht.«
    »Für Meltaus Kriminalität bräuchte man allerdings Beweise.«
    »Ich habe vor, welche zu finden. Kann ich Jeri zu dir bringen?«
    »Nur zu. Weiß die Polizei von dem Notizbuch?«
    »Nein.«
    Die Regenwaldschwüle des Morgens ließ das Hemd an der Haut kleben. Sie überquerten die Bahnlinie auf der Fußgängerbrücke und gingen zum Hafen. Der vorige Tag und die anschließende Ermittlungsarbeit im Präsidium bis spät in die Nacht hatten ihrem Schritt den Schwung genommen.
    Jeri watete an der Rampe des Bootshafens ins Wasser und schwamm angeleint ein Stück. Kuhala ging nebenher und erinnerte sich an die Beschreibung des Passat-Fahrers, die er von Annukka bekommen hatte. Nichts daran stimmte mit Meltaus überein, der über fünfzehn Jahre älter war als der Mann, den die Augenzeugen gesehen hatten.
    Plötzlich blieb er stehen. Jeri planschte auf der Stelle und stieß ein forderndes Knurren aus.
    »Das reicht jetzt.«
    Annukka meldete sich nicht, darum schickte ihr Kuhala eine SMS. Im Hafencafé trank er ein alkoholarmes Bier und bat um frisches Wasser für Jeri. Hinter dem Dunst flimmerte die Sonne, der gestrige Tumult auf dem Waldweg schien weit weg und unwirklich zu sein.
    Bis zum Mittag würde eine Gewitterwolke aufziehen, die es in alttestamentarischem Maßstab krachen lassen würde. Die Spatzen auf den Rückenlehnen der Kunststoffbänke fingen Krümel im Flug auf, unten am Ufer bettelten übergewichtige Enten die Passanten an – die urbane Nahrungskette funktionierte. Kuhala ließ sein Handy nicht aus den Augen.
    Wieder klingelte es. Er zuckte zusammen.
    Der Redakteur des Revolverblatts schaffte es gerade noch, ein Treffen vorzuschlagen, bevor Kuhala auflegte. In der Zwischenzeit war Annukkas Mitteilung eingetroffen: »Du erinnerst dich richtig, der Passat-Fahrer hatte eine Mütze auf.« Kuhala bedankte sich und nannte Annukka das Licht seines Lebens. Jeri hatte sich unter dem Tisch zusammengekauert und wartete, dass die Ente noch zwei Schritte näher an die halbe Waffel, die mitten auf der Straße lag, heranwatschelte. Dann wäre der Moment zum Angriff gekommen.

31
    28. Juni Die örtlichen Naturkatastrophen hatten ihr Werk erfüllt, auf allen vier Uhren des Stadtwaldgeländes rund um den Harjuberg hatten die Zeiger beschlossen, Sommerurlaub zu machen. Sie zeigten an, was ihnen gerade einfiel, gaben dadurch aber zu verstehen, dass an den von Sonne und Sommerwind verwöhnten Tagen auch der Mensch die Zeit oder ihr Vergehen nicht immer so ernst nehmen sollte. Hatte nicht Einstein gelehrt, dass die Zeit für jeden Beobachter eine eigene Größe darstellt?
    Ein Hund auf dem menschenleeren Sportplatz der Parkschule machte Jeri munter und veranlasste ihn, durch den Fensterspalt Grüße zu schicken, die Kuhala beinahe das restliche Gehör im dröhnenden Ohr geraubt hätten. »Klappe zu! Stell dir mal vor, ich würde jedes Mal aufschreien, wenn ich eine Tussi mit hoher Oktanzahl sehe. Ich meine natürlich eine niedliche Braut … äh, eine Vertreterin des anderen Geschlechts.«
    Das Lecken im Nacken war kameradschaftlich und versöhnlich.
    Kuhala fuhr zum wer weiß wievielten Mal auf den Parkplatz des Campinggeländes und fragte nach dem jungen Mann mit der Mütze. Er hatte keine Lust, über die Anhöhe hinweg zum Ufer hinunterzugehen, um nachzuschauen, ob Bootsverleiher Karhunen und der Sandschnitzer auf ihren Posten waren und ob der Flugechsendrachen noch am Ast flatterte.
    Einer jungen Frau gegenüber bedauerte er, den Jungen nicht nach seinem Namen gefragt zu haben. »Ich weiß nicht mal, ob er noch auf dem Gymnasium ist oder die Schule bereits hinter sich hat. Er hat aber genau dort gesessen, wo du jetzt sitzt, und ein andermal war er als Strandwache auf dem Steg. Manchmal hatte er ein gelbes T-Shirt mit dem Logo einer Band an. Und Jeans und Turnschuhe. Wahrscheinlich einer, der den Mädchen gefällt, man erkennt ihn auf jeden Fall an der Mütze«, erklärte Kuhala grinsend.
    »Pekka ist rausgeschmissen worden.«
    Die Antwort wurde von einem kecken Lächeln begleitet. Auf dem

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