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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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mit hängenden Schultern vor dem Computertisch, auf dem Gesicht Schatten von der Last der Jugend und einen Hauch von Erleichterung, dass er ein Geheimnis lüften konnte, das ihn bedrückt hatte.
    Seine Erklärung stellte Kuhala nicht zufrieden. Er holte sich noch ein Glas Wasser und sah aus dem Fenster auf seinen Renault. Jeris Kopf hing aus dem hinteren Seitenfenster, das Tennismatch ging erbarmungslos weiter. »Du hast mir über den Passat das eine oder andere Märchen erzählt. Hast selbst damit angefangen. Warum warst du nicht einfach still und hast geleugnet, das Auto gesehen zu haben?«
    »Ich konnte ja nicht wissen, ob die Frau den Schlüssel und den Passat vielleicht nicht doch zusammengebracht hatte. Ich musste mir eine Story ausdenken, ich war nervös.«
    »Eine schlechte Story hast du dir ausgedacht.«
    »Anscheinend.«
    Pekka stand in seinem verschossenen Band-T-Shirt mit hängenden Armen vor Kuhala wie bei einer Standpauke vorm Schulrektor. Das mit drei kleinen Holzjalousien ausgestattete Fenster ging nach Süden, die Sonne schien direkt herein. In den Nachmittagsstunden musste es unerträglich heiß werden. Ein Auto aus bloßer Abenteuerlust zu stehlen wäre in einem unschuldigeren Zusammenhang bei Kuhala als Erklärung durchgegangen, aber hier war einem Menschen das Leben genommen worden. »Bist du alleine gefahren?«
    »Ja.«
    »Warum hast du das Auto auf dem Silja-Line-Parkplatz stehen lassen? Warum bist du nicht damit zurückgefahren?«
    »Ich hab ja gesehen, dass es kein gewöhnlicher Passat war, sondern irgendwie umgebaut, mit besonderer Ausstattung. Da hatte ich Angst und dachte halt, ich lass ihn zur Täuschung dort stehen. Den Schlüssel hab ich am Marktplatz ins Hafenbecken geworfen, und dann bin ich mit dem Zug zurück nach Jyväskylä gefahren. Die Fahrkarte hab ich noch.«
    »Du bist sicher nicht vorbestraft?«
    »Nein«, sagte Pekka. »Aber jetzt kriege ich eine Strafe, oder?«
    Kuhala zuckte mit den Schultern und meinte, die Spurensicherung habe aus dem Passat vermutlich so viele Proben für einen DNA-Test, Faserspuren und wer weiß was noch herausgeholt, dass es sich ein normaler Mensch nicht vorstellen könne. Bei Polizistenmorden werde nichts dem Zufall überlassen, und es sei nur eine Frage der Zeit, wann man zu Pekka käme, um ihn um eine Probe zu bitten. »Du arbeitest in der Nähe des Tatorts, da gehörst du auf jeden Fall zur Gruppe derjenigen, für die sich die Polizei interessiert. Ich weiß nicht, wie gut du deine Spuren abgewischt hast, aber es bleibt sowieso immer was übrig. Du hättest auch den Passat im Hafenbecken versenken müssen. Außerdem ist es ziemlich unvorsichtig, dieselben Klamotten zu tragen, in denen man dich am Steuer des Passats gesehen hat. Oder?«
    »Darf ich Kaffee aufsetzen?«
    »Wenn du mir eine Tasse mitkochst. Hast du die Schule eigentlich abgeschlossen?«
    »Wieso gehört das jetzt hierher? Ich hab vor einem Jahr Abi gemacht und versucht, in alle möglichen Studienfächer reinzukommen, aber das ist schwer«, kam es aus der Küche.
    An der mittleren Holzjalousie hingen das Schiffchen eines einfachen Soldaten der DDR-Volksarmee und ein rotes Höschen mit Spitzen, das kaum zur Ausrüstung weiblicher Soldaten des verblichenen Staates gehört hatte. In der Ecke hing ein Foto vom lachenden Pekka aus der unschuldigen Kindergartenzeit, als er noch mit Spielzeugautos durch die Gegend brummte, nicht mit gestohlenen echten. In der Küche fing es an zu gurgeln, das Grün der alten Birken am Rand des Tennisplatzes verdeckte die Sicht auf die Autoschlangen in der Puistokatu. Trotz der Hitze war die Lage der Wohnung für jemanden in Pekkas Alter erstklassig, falls man Röcken hinterher war, und auf einmal spürte Kuhala, dass er zum wer weiß wievielten Mal kein Glück hatte, dass die Geschichte des Jungen zu verrückt war, um die Geschichte eines Polizistenmörders zu sein.
    Wie hätte es Pekka auch schaffen sollen, einen Antikainen umzuhauen, der doppelt so schwer war wie er?
    »Schwarz, bitte. Weißt du, ich glaube kein bisschen an deine Erklärung«, sagte Kuhala und nahm die dampfende Tasse in Empfang.
    »Aber sie ist wahr.«
    »Das kann sein – wenn du mir die Frau zeigst, die den Schlüssel zur Rezeption gebracht hat. Und danach solltest du aufs Präsidium gehen und dort nach Kommissar Nevakivi fragen. Zieh die Kleider an, die du auch jetzt anhast. Ich kann deine Geschichte bestätigen, auch wenn ich nicht glaube, dass sich Nevakivi freuen wird, mich zu

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