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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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weil jeder, der auf dieser Seite des Tisches saß, einer war, aber auch der begabteste Lügner stolperte einmal über seine Worte. So war es noch jedes Mal gewesen, und Nevakivi hatte die Nerven, um in Schmutzhaufen herumzustochern.
    Er schaltete das Aufnahmegerät aus. »Du kannst gehen. Bleib aber in der Gegend, du wirst noch gebraucht.«
    Kuhala stand auf und ging ohne ein weiteres Wort. Er war müde und hatte Hunger, das Bild von Helena Jokelas ramponiertem Gesicht ließ ihm keine Ruhe und brachte ihn nicht gerade in gute Stimmung. Ihr Genick war gebrochen, und jemand hatte sie wie eine Puppe über den Beton geschleift.
    Auf dem Gang herrschte unheilvolle Stille. Kuhala war sich sicher, jeden Moment auf Kriminalhauptmeister Sakari Antikainen zu stoßen, der die Gabe hatte, immer dann aufzutauchen, wenn man ihn am wenigsten gebrauchen konnte. Kuhala wusste noch, wo Antikainens Tür war, und erwog in deren Nähe bereits eine Beschleunigungsmaßnahme, konnte seine Waden aber nicht zu einem Spurt überreden.
    Es wäre ohnehin sinnlos gewesen. Antikainens Tür stand einen Spaltbreit offen, die Jalousien waren heruntergelassen, das übliche laute Lachen drang nicht auf den Flur.

9
    9. Juni Die von den Meteorologen in Aussicht gestellte Wetterfront hatte in der Nacht Position über Jyväskylä bezogen und versprengte jetzt Nieselregen, die zottigen Bäuche der Wolken hingen tief. Kuhala linste aufs Thermometer und gähnte. Die Autoschlange erstreckte sich, so weit das Auge reichte, einige Fußgänger auf dem Zebrastreifen schienen in der schäbigen Werktagmorgenstimmung versunken zu sein und sich damit abgefunden zu haben, dass die zurückliegenden drei Sonnentage die letzten dieses Sommers gewesen waren.
    Kuhala bemühte sich vergebens, sich an seinen Traum zu erinnern, und versetzte dem Sandsack auf dem Weg zur Küche einen Hieb. Anschließend setzte er Wasser für Kaffee und Brei auf. Bald darauf hörte man aus Maschine und Topf Geräusche, die das Leben aufrechterhielten.
    In der Zeitung wurde in der Breite mehrerer Spalten über die Tragödie Helena Jokela berichtet. Die Frau wurde nicht mit Namen genannt, die Menschenmenge auf dem Foto hätte ebenso gut das Publikum an einer Rallyestrecke sein können. Noch bevor er die Hälfte gelesen hatte, bekam Kuhala genug von der schrägen Dramatik des Textes und den knapp zehn Sachfehlern. Man fragte sich, welchem Zweck solche Artikel dienten. Waren sie reine Unterhaltung, oder verbarg sich dahinter der Genuss der Leser, auch diesmal wieder mit heiler Haut davongekommen zu sein, obwohl die Bluttat in der Nähe stattgefunden hatte?
    Der Rest der Seite war mit Reklame für Naturheilmittel und einem Reportagemosaik über die nächtlichen Untaten randalierender Kleinrabauken gefüllt.
    Kuhala trank den schwarzen Kaffee und bekam vom Koffein so viel Schwung, dass er zum Sandsack ging und diesem zehn Minuten lang eine schweißtreibende Serie verpasste. Zum Schluss absolvierte er mitten im Zimmer verschiedene Rumpfbeugen und öffnete die Balkontür. Bevor er unter die Dusche schlurfte, stand er noch eine Weile vorm Ganzkörperspiegel und begutachtete seinen schweren Körper, fasziniert von der Jahr für Jahr zunehmenden Gewissheit, dass man gegen das Altern verdammt noch mal nichts tun könne. Die Erde zog alles an, die Gravitation sorgte für schlaffe Haut.
    Das Trauerspiel vom Vortag ging ihm in Form von einzelnen richtungslosen Bildern durch den Kopf. Nevakivi hatte ihm verboten, sich mit dem Fall zu befassen, aber für dieses Verbot gab es keine gesetzliche Grundlage. Der Kommissar versuchte, sein Revier zu schützen, und hatte garantiert nicht die Fälle vergessen, die Kuhala vor ihm gelöst hatte.
    Nach Brei und Roggenbrot spülte Kuhala ab und saugte fünfzehn Minuten lang auf die Schnelle Staub. Drei Rechnungen, die durch den Briefschlitz segelten, unterbrachen die Maßnahme kurz, obwohl er sie nicht zu öffnen wagte. Er zog seine helle Sonderangebotshose, die grüne Jeansjacke und die braunen Wildledersandalen an. Bald müsste er entscheiden, ob er sie zum Schuster bringen oder in den Müll werfen würde: Bei der einen war die Schnalle kurz davor, sich zu lösen, bei der anderen klaffte in der Sohle ein Schlitz wie nach einem Messerhieb.
    An der Fußgängerampel überlegte er, ob der aggressive Kai Vikman so wütend auf Helena Jokela geworden sein könnte, dass er sie umgebracht hatte. In der Vorstellung steckte nicht allzu viel Vernunft, auch wenn man einer Person, die

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