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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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Terrarium aus und lehnte es schließlich an den Computerbildschirm.
    Er nahm die Gitarre, legte die Füße auf den Tisch und sang das Stück »Rain«, das durch José Feliciano bekannt geworden war. Der Akkordwechsel gehörte zu den leichtesten überhaupt, Kuhalas Singstimme war beim Morgenspaziergang aufgegangen und klang heiser: »And with every drop of rain, I can hear you call …«
    »Schöne Melodie.«
    Das Foto kippte auf den Schreibtisch. Kuhala schwenkte die Beine auf den Boden und legte die Gitarre aus der Hand, der letzte verklingende Mollakkord brachte das Spinnennetz an der Decke träumerisch zum Schaukeln. Der Ankömmling und Kuhala starrten einander an, dann schauten sie auf die Spinne und schließlich wieder auf einander.
    Aufgrund seiner Größe fehlte dem Mann nicht viel bis zu einer Laune der Natur. Kuhala hatte ihn nie zuvor gesehen. Selbst ein Zweimeterhüne hätte ihn von schräg unten ansehen müssen, aber in all den Jahren hatte er sich an staunende Mitbürger gewöhnt. Im Hintergrund hörte man den Regen auf den wilden Wein vor der Eingangstür tropfen.
    Der Mann trug einen hellen Sommeranzug und einen cremegelben Hut, der durch den Regen dunkel gestreift war. Er nahm den Hut ab und verneigte sich, sein urtümlicher Schädelknochen und das besonnene Lächeln ließen ihn wie einen wohlwollenden Koloss aus einem Stummfilm aussehen, aber vermutlich hätte er auch diese Bemerkung geschluckt, wenn Kuhala sie laut ausgesprochen hätte.
    Der Mann hielt einen Aktenkoffer in der Hand und stellte sich mit dem Namen Perttu Kane vor.
    Immerhin nicht Morgan oder Citizen, dachte Kuhala. Der Mann sprach seine Anteilnahme aus. Kuhala war verblüfft und fragte vorsichtig, ob eventuell ein Missverständnis vorliege.
    »Sie haben einen Verlust erlitten.«
    »Was für einen Verlust?«, fragte Kuhala und stellte das Geckobild wieder auf. »Setzen Sie sich! Auf Anhieb sehe ich mich mit keinen anderen Verlusten konfrontiert als mit den rentablen Aufträgen, die mir durch die Lappen gehen, während wir Unsinn reden.«
    Zusammen nahmen die beiden Männer so viel Platz im Büro ein, dass dieses an ein Spielhäuschen für Kinder erinnerte. Perttu Kane sagte, er repräsentiere eine Firma namens Petstone, und legte seine Hände übereinander in den Schoß. Sie waren so groß, dass es vermutlich auf der ganzen Welt keine passenden Handschuhe dafür gab. Als ihm das klar wurde, wagte es Kuhala nicht mehr, auch nur einen Blick auf die Füße des Mannes zu werfen. Er sah sich die Visitenkarte an, auf der neben Name und Kontaktdaten ein Maiglöckchen und ein Tier, das wie ein kleiner Hund aussah, abgebildet waren.
    »Ihre kleinen Freunde haben den ewigen Frieden gefunden. Laut den Informationen, die ich erhalten habe, fehlt auf ihrem Grab noch ein Gedenkstein.«
    Kuhala machte den Mund auf, Kane seinen Aktenkoffer. Kurz darauf lag eine Broschüre mit Grabsteinen für Haustiere aufgefächert auf dem Tisch. Dann glitten die Blicke beider Männer auf das Porträt von Inkeri und Hytönen.
    »Wo haben Sie Ihre Informationen her?«
    »Wir reagieren schnell. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich möchte den Namen meines Kooperationspartners lieber nicht nennen.«
    »Sind Sie ein Subunternehmer des Krematoriumbetreibers Fyrabuske?«
    Perttu Kane senkte den Blick und hob eine Hand zur Beschwichtigung. Seine Ausdrucksweise und seine Augenringe weckten bei Kuhala eine diffuse Sympathie. Man sah dem Mann an, dass er einen harten Job hatte und auch an diesem Tag schon lange mit seinen Prospekten unterwegs gewesen war, ohne eine Pause einzulegen.
    »Dieses Modell hier ist sehr beliebt. Granit aus Haapavesi, sehr hübsch. Für Geckos ebenso geeignet wie für Kleinnager oder Kanarienvögel. Überhaupt für kleine Freunde. Der Preis liegt bei sechshundert Euro. In unserem Frühsommerangebot ist aber eine vergoldete Gravur im Umfang von fünf Wörtern inklusive. Der Stein wiegt acht Kilo, also in etwa so viel wie eine Stoßkugel für Männer. Nach oben hin sind wir flexibel, was die Anzahl der Wörter betrifft.«
    Konsterniert starrte Kuhala auf das Haapavesi-Modell, dann richtete er langsam den Blick auf Kane, dem es nur mit Mühe gelang, die von allen Seiten in ihn einströmende Verzweiflung abzuwehren. Der Hut, den er auf dem Tisch abgelegt hatte, warf einen Schatten von der Größe eines Zeltes an die Wand, sein kartenstocklanger Finger tastete sich zum nächsten Grabstein vor.
    »Ich nehme den billigsten«, sagte Kuhala.
    »Das wäre

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