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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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Zwischenfall bei Vikman noch in frischer Erinnerung, aber das sagte er Kuukunen nicht. Dieser war ernst geworden und blickte auf die verregnete Straße. Er bräuchte nur einmal zuzuschlagen, und mit der Kneipe wäre es aus.
    »Du weißt nicht zufällig, wovon Vikman lebt?«
    »Von gelegentlichen Jobs im Sicherheitsservice. Und von den Frauen.«
    »Tatsächlich?«
    »Man muss zugeben, dass er mit seiner Visage die Frauen leichter rumkriegt als ich mit meiner. Oder du mit deiner. Woher das Interesse?«
    Kuhala sagte, er ermittle in einem Fall, an dem Vikman unter Umständen beteiligt sei. »Ich stehe noch ganz am Anfang und weiß nur, dass der Mann auf einem beachtlichen Seegrundstück am Tuomiojärvi wohnt. Das ist alles.«
    Er trank seinen Saft und kaufte sich noch eine Schachtel extra starker Pastillen. »Danke für die Information.«
    Kuukunen hob die Hand, im Radio lief Miles Davis’ legendäres Stück »Kind of Blue«.
    Kuhala rollte mit wehendem Regenumhang zur Puistokatu hinunter und wartete an der Ampel auf Grün. Auf der anderen Straßenseite hing dieselbe akustische Gitarre im Schaufenster des Musikgeschäfts, die er dort schon einmal ausprobiert hatte. Es war das Volksmodell von Martin und hatte traumhaft geklungen, jedoch ein bisschen zu viel gekostet.
    Am parkseitigen Straßenrand sägte ein Einsatztrupp einen Ast von einer alten Lärche, die Schildmütze im Fahrerhaus des dazugehörigen Kleinlasters starrte ausdruckslos auf die vom Regen gepeitschte Windschutzscheibe. Kuhala kam nur knapp auf dem Gehweg an dem Fahrzeug vorbei. Plötzlich gab es ein lautes Krachen, das den Verkehrslärm übertönte, dann einen Aufprall, gefolgt von einem Fluch, weil der Ast vorzeitig nachgegeben hatte. Die Männer hatten sich in letzter Sekunde zur Seite werfen können.
    In einem Refugium wie Jyväskylä waren die Entfernungen so gering, dass man mit dem Fahrrad innerhalb einer halben Stunde praktisch überall hinkam. Außerdem war Fahrradfahren gut für den Kreislauf und die Sauerstoffzufuhr von Männern mittleren Alters.
    Wie kam es aber, dass es mit dem Strampeln im Regen irgendwie nicht so flüssig ging? War das die schlaffe Einstellung, weil man ein zu leichtes Leben hatte? Die Lust
zu schwänzen, Bequemlichkeit? Oder der schlecht atmende Regenumhang?
    Kuhala überquerte die Straße auf dem Zebrastreifen und drohte einem Autofahrer mit der Faust, weil dieser versucht hatte, ihn mit dem Kuhfänger seiner Angebergeländelimousine aufzugabeln. Auf der Überführung der Saarijärventie war niemand. Der Wind hatte ein Stück vom Absperrband der Polizei ins Ufergebüsch geweht. Eero Jokelas Ruderboot war an Land gezogen worden, auf die Brache in der Nähe eines Weges, der in einem Bogen durch ein mit wenigen Kiefern bewachsenes Areal zum Campingplatz führte. Am Vortag musste die Polizei das Gebiet gründlich abgesucht haben: Das hier war beliebtes Freizeitgelände, da wäre eine längere Absperrung schwierig gewesen.
    Kuhala schob das Fahrrad auf den Uferwall und lehnte es gegen einen Stein. Die Strömung verursachte Strudel, das Schilf krümmte sich im Wind. Kuhala verstand nicht, wie er unter der ersten Brücke durchgepasst hatte. Noch problematischer war es, sich das Vorgehen des Mörders zu vergegenwärtigen oder gar zu begreifen, wie es diesem gelungen war, die leblose Helena Jokela ungestört unter die Brücke zu zwängen und das Kajak an Land zu ziehen. Zumindest hatte es Kraft und Skrupellosigkeit verlangt. Auf beiden Straßen wälzte sich unablässiger Verkehr vorwärts, die neuen Megamärkte, die erweiterten alten Megamärkte und alle Arten von Doppelbonussen hielten die Leute auf Trab.
    Jemand musste etwas gesehen haben.
    Kuhala stieg zum Wasser hinunter und bahnte sich einen Weg unter die Stützkonstruktionen der Fußgängerbrücke. Er zuckte vor der Bisamratte zurück, die er schon kannte. Sie trieb zwischen den Pfeilern im Strom und ließ sich nicht stören. Ohne Taschenlampe sah man unter der Brücke nicht viel, der immer hysterischer werdende Regen peitschte die Wasseroberfläche und verstärkte noch das Geräusch des oben vorüberrauschenden Verkehrs.
    Kuhala duckte sich vor dem Regen unter die Brücke. Seine Füße traten Sand und Steine ins Wasser, der Einkaufswagen hing noch immer an seinem Haken.
    »Beschissene Stelle, um den Löffel abzugeben.«
    Die vom Beton widerhallende tiefe Stimme klang so unwirklich, dass es Kuhala fast auf den Hintern gehauen hätte. Er sagte nichts, versuchte aber die

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