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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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bei der Polizei mal etwas gegen diese Preise unternehmen. Ich komme mir beim Bezahlen wie ausgeraubt vor.«
    Kuhalas Scherze perlten an Nevakivis frisch rasiertem, ernstem Gesicht ab. Der Kommissar hielt sich an diesem Morgen an Apfelsaft und trug ein helles Baumwollsakko, ein Hemd mit grauer Krawatte und schmal geschnittene Hosen mit Bügelfalten. Die Verfolgungsjagd-Mokassins harmonierten farblich mit der Jacke. Rechnete man zu dem eleganten Gesamtbild noch die vor Charakter strotzende Aftershave-Tatkraft und das durch die aufsteigende Karriere gestählte Selbstbewusstsein hinzu, war klar, dass es sich bei dem Mann nicht um einen leichten Brocken handelte.
    Kuhala hätte sich das auch nie eingebildet. Mit der Serviette wischte er den Kaffee auf und fragte sich, ob einer wie Nevakivi wohl Freunde hatte.
    »Was ist mit deiner Nase passiert?«, fragte der Kommissar.
    »Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Nichts Besonderes.«
    »Du hast auch ein blaues Auge.«
    »Echt?«
    Kuhala zuckte mit den Schultern. Das hätte er nicht tun sollen, denn die Bewegung bewirkte sofort eine schmerzverzerrte Grimasse. »Um die Wahrheit zu sagen, ich bin gestern mit dem Fahrrad hingefallen. Durch den Regen war es glatt, und ich kam in zu hohem Tempo den Hang runter und in die anschließende Kurve.«
    »Du kennst doch Sakari Antikainen ziemlich gut?«
    »Wieso?«
    »Das ist mir aufgefallen.«
    »Wenn ›kennen‹ heißt, dass man abends zusammen einen trinken geht, dann kenne ich ihn nicht. Wir sind uns allerdings über den Weg gelaufen. Und wir hatten ein paar gemeinsame Jahre, als ich noch im Staatsdienst war. Außerdem führen wir einen unausgesprochenen Wettkampf, wer den anderen ätzender veräppelt. Ich glaube, ich liege ein paar Punkte vorn.«
    Nevakivi wollte wissen, wann Kuhala Antikainen zuletzt gesehen hatte.
    »Das weiß ich nicht einmal. Ist er verschwunden?«
    »Ja.«
    »Seit wann?«
    »Seit Montag. Am Dienstag ist sein roter Dienst-Passat in Helsinki gefunden worden, auf dem Parkplatz vorm Silja-Line-Fährterminal. Nach vorläufigen Informationen ist Sakari nicht selbst mit dem Auto dorthin gefahren. Und hat auch kein Schiff betreten. Er hätte am Montag Dienst gehabt.«
    Nevakivi trank seinen Saft und hielt sein Gesicht in die Morgensonne, deren Strahlen das Dach vom Kaufhaus Sokos streiften. Ein Drehorgelspieler, der sich seinen Hut von einer Vogelscheuche geliehen hatte, bezog neben dem Eiskiosk Stellung und polierte mit Putzwolle seine Kurbel, bevor er sie in die Drehorgel steckte.
    Kuhala erinnerte sich an Antikainens Probleme mit Alkohol, an die Verurteilung wegen Trunkenheit am Steuer und das damit verbundene Ende seiner Beförderungsträume. Aber auch daran, wie gut der Kriminalhauptmeister es verstand, seine Enttäuschung zu verbergen, indem er sich benahm, als führe er die gesamten Polizeikräfte der Stadt an. Eventuell hatte Antikainen diesmal so tief wie noch nie ins Glas geschaut. In Polizeikreisen wäre das keine atemberaubende Neuigkeit, aber für Antikainen könnte es danach schwerer denn je sein, sich im Amt zu halten.
    Kuhala erkundigte sich, ob die Nachricht vom Verschwinden des Polizisten bereits an die Öffentlichkeit gedrungen sei. Nevakivi klopfte mit dem Siegelring gegen die kleine Saftflasche und ließ den Blick über die Schlenderer in der Fußgängerzone schweifen, als hielte er die Augen nach einem Gesuchten offen. »Es steht heute in der Zeitung, aber vorläufig fragen wir nur, wo das Auto gesehen worden ist. Nicht nach Sakari.«
    Tatsächlich fanden sich auf den Inlandsseiten oben ein Foto des Passat und die Bitte um Hinweise, falls jemand den Wagen gesehen hatte. Es folgten zwei Telefonnummern.
    »Hat man seine Frau schon befragt?«
    »Sakari fuhr an dem Morgen wie üblich zur Arbeit.«
    »Schon manch ein Mann ist wie üblich zur Arbeit gefahren oder zum Laden an der Ecke gegangen und danach nie mehr gesehen worden. Vielleicht hatte Antikainen ein Aha-Erlebnis, was die Möglichkeiten des beginnenden Sommers betraf, und … aber ich gebe hier Informationen preis, die ich normalerweise in Rechnung stelle.«
    Nevakivi zog eine Sonnenbrille in Bomberpilotendesign aus der Brusttasche. »Wenn du etwas erfährst, melde dich! Sakari redete beziehungsweise redet immer wieder mal von dir.«
    Das Grinsen weitete die Nüstern des Kommissars. Kuhala fragte lieber nicht, was für Geschichten Antikainen über ihn verbreitete, neigte aber zu der spontanen Vermutung, dass sie eher Minustendenz

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