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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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und heiser. »Bedaure. Ich wohne auch nicht hier. Ich glaube aber, dass in der Straße dieses Namens zig Häuser stehen. Dürfte schwer sein, das richtige zu finden.«
    Der Mann nahm keinen Blickkontakt auf. Er war als Privatunternehmer in eine Ecke geraten, aus der man nicht herauskam, und falls sich seine gesamte Stammkundschaft aus den Angst-und-Schrecken-Säern in der Cafeteria zusammensetzte, konnte man ihn um sein Schicksal nur bedauern.
    »Vielleicht gibt es in der Nummerierung eine Logik«, versuchte er es noch.
    »Trotzdem danke«, sagte Kuhala und steuerte mit seinem Kaffee den einzigen freien Tisch an.
    Das Notizbuch hing zwischen Ringfinger und kleinem Finger. Der Durchgang war so schmal, dass er alle Mühe hatte, keinen Kaffee auf einen der Männer zu verschütten. Plötzlich wurde aus dem Kreis heraus eine Hand ausgefahren, die sich das Notizbuch schnappte. Obwohl Kuhala den Diebstahl merken sollte, wurde er mit einer zauberischen Fingerfertigkeit durchgeführt, die nur Leute mit dem Diplom der Taschendiebakademie beherrschten. Kuhala verlor nicht einen Tropfen Kaffee aus der Tasse.
    »Wenn ihr buchstabiert habt, was drin steht, könnt ihr mir das Buch zurückgeben. Ich kann aber auch beim Lesen helfen«, sagte er.
    Der Wasserhahn, der die Stille unterteilte, verlangsamte sein Tropfen, eine Werbegeschenkuhr, wie sie in jede Tankstellencafeteria gehörte, maß hoch oben an der Wand die Zeit. Kuhala sah aus dem Fenster und kostete den Kaffee. Er war abgekühlt, der Gerbsäureschaum am Rand erinnerte ein bisschen an das Uferspülwasser bei der Brücke über den Tuomiojärvisee.
    »Wo hast du das her?«
    Der mit dem Halstuch stieß mit dem Stiefelabsatz gegen das Tischbein, dass es krachte, und wechselte flink an Kuhalas Tisch. Erst jetzt konnte man auch die übrigen vom Rauch verschleierten Gesichter erkennen, auf denen ein Panzer aus Verschlossenheit und Schweigen lag, der wohl als gemeinschaftsstiftender Faktor fungierte, jedoch unerquicklich anzusehen war. Die meisten der versammelten Spitzbuben waren Finnen, nur der eine oder andere Ausländer war darunter.
    Man sah, dass diese Leute an ihren Klubabenden keine Modellflugzeuge bastelten.
    Kuhala wandte sich langsam dem mit dem Halstuch zu. Der Mann reckte den Kopf über den Tisch und starrte Kuhala in die Augen. Seine Kiefer knirschten. Oder war es der Stuhl? Er legte das Notizbuch auf die Tischplatte und ließ seine mit Lederpolstern stabilisierten Schultern erbeben, um zu zeigen, dass er nicht nur unbequem und hartherzig war, sondern auch seine gewalttätigen Impulse absolut nicht unter Kontrolle hatte.
    »Kennst du das Haus?«, fragte Kuhala.
    »Wenn ich mich richtig erinnere, hab ich dich zuerst was gefragt. Und ich glaube, du hast nicht geantwortet.«
    »Na ja, das macht mich halt schon ein bisschen sauer, wenn mir einfach so das Büchlein weggeschnappt wird. Ohne Erlaubnis.«
    Der mit dem Halstuch senkte den Blick auf Kuhalas Brust und offerierte ein Lächeln, das man lieber nicht erwiderte. Es verkleinerte die Pupillen und wäre ohne Weiteres als Illustration in einem Werk der Psychopathenliteratur durchgegangen. »Kennst du den Gefräßigen?«
    »Nein. Aber ich bin gekommen, um ihn kennenzulernen. Sein Name steht in dem Buch.« Kuhala fügte hinzu, es sei wichtig, dann trank er seinen Kaffee aus, wobei er das Gesicht verzog.
    »Wir können für dich vermitteln.«
    »Da habe ich meine Zweifel.«
    »Schreib auf die leere Seite hier, was du von ihm willst, dann gibt es keine Verständnisprobleme.«
    »Muss man euch jede Nachricht aufschreiben, die länger als zwei Wörter ist? Wir können es ja auch so machen, dass ich jedem von euch ein Wort mitgebe. Die spuckt ihr dann einfach der Reihe nach aus … aber bitte in der richtigen Reihenfolge.«
    Die Kaffeekasse zersplitterte, als Kuhala den mit dem Halstuch zwischen Tisch und Heizkörper einklemmte. Er drückte dem Kerl die Tischkante in den Leib und sagte, er werde ihm die Rippen brechen, wenn er ihn, Kuhala, nicht auf der Stelle zum Gefräßigen bringe.

17
    14. Juni Der Präsident des MC Muddyfield hatte Schwierigkeiten mit dem Atmen. Der Schweiß, der ihm in die Falten des Halstuchs lief, die fuchtelnden Arme und die hervortretenden Adern verringerten seine Abschreckungskraft um ein Viertel, aber ohne selbst forsch die Initiative zu ergreifen, hätte der in den toten Winkel gedrängte Kuhala eine Abreibung bekommen. Die lag allerdings noch immer im Bereich des Möglichen.
    Die andern aus der

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