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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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Runde fuhren aus ihrer Andacht hoch, ließen die Stühle über den Boden schrammen und rissen die Augen auf wie Schwachsinnige. Jeder von ihnen hätte Kuhala von hinten einen der Tische auf den Scheitel hämmern können, und mit einem geschlossenen Angriff hätten sie ihn im Nu gebändigt. Ihr Zögern brachte ihnen jedoch gar nichts, und da sie den richtigen Zeitpunkt verpasst hatten, mussten sie erst auf den nächsten warten.
    Kuhala drückte dem mit dem Halstuch noch immer, so fest er konnte, die Tischkante in die Bauchmuskulatur. Die Maßnahme drohte sich jedoch zu erschöpfen, wenn ihm nicht bald etwas Neues einfiele – denn schließlich konnte er den Halstuchträger ja nicht durch die Wand pressen. Außerdem ging das Drücken in gebeugter Haltung auf die Oberarme, und sobald die Bande erste Anzeichen von Schwäche witterte, wäre ihr Moment gekommen.
    »Ich habe eine Wumme in der Tasche. Sag deinen Freunden, sie sollen keine Anstalten machen.«
    »Leck mich …«
    »Marlon Brando ist tot.«
    »Hä? Easy, Leute.«
    »Du bringst mich jetzt zum Gefräßigen.«
    Der Halstuchträger keuchte mit blaurotem Gesicht in seiner Falle, so kleinlaut, wie man es sich nach dem Auftritt von vorher nicht hätte vorstellen können. Vielleicht war seine Milz kurz vorm Zerreißen, oder er verlor gerade die Fähigkeit, den Schließmuskel zu bedienen.
    Kuhala ließ den Tisch los und zog den Halstuchträger hoch, nahm ihn von hinten in den Griff und schob ihn zur Tür. Ihr Gänsemarsch spiegelte sich im Spielautomaten, das Kabel der Jukebox schlängelte sich wie eine Otter über den Linoleumboden.
    Der Tankstellenbetreiber wagte es nicht, sich die Szene bis zum Ende anzuschauen, sondern ging mit dem Lappen hinter der Vitrine auf alle viere, als handelte es sich dabei um eine wichtige gastronomische Maßnahme.
    »Da drüben steht mein Auto. Du fährst. Und mein Hund beißt beim kleinsten Impuls zu.«
    »Ich kann nicht fahren.«
    »Das werden wir ja sehen«, sagte Kuhala.
    »Scheiße, das tut weh …«
    Der Halstuchträger roch nach Schweiß und Zigaretten. Seine Position im Organigramm der Bande hatte einen schwer reparablen Knacks bekommen, und irgendwie fand Kuhala bei aller Fülle der Ereignisse Zeit für den Gedanken, dass der Halstuchträger keine andere Wahl hatte, als den Moment der Heimzahlung abzuwarten. Das bedeutete zusätzliche Schwierigkeiten, denn der Bandenpräsident würde die ganze Phantasie eines beleidigten Machos in seine Rache investieren.
    Kuhala sah im Seitenspiegel den übrigen Verein aus der Tanke kommen und auf die Motorräder zugehen. Jeri witterte die Spannung und entblößte hinter dem Halstuchträger die Zähne. Er hechelte stoßweise, und in seinen Augen brannte ein Feuer, als hätte er vergleichbare Situationen aus den Tiefenschichten seiner Erinnerung gegraben.
    Die Gitarre schepperte zwischen Kuhalas Beinen, worauf der Halstuchträger zusammenzuckte und den Zündschlüssel umdrehte. Dann fuhr er in die Gegend, durch die Kuhala gecruist war, seine inneren Organe waren unbeschädigt geblieben, sein Selbstwertgefühl aber nicht. An den zusammengebissenen Kiefern und den Händen, die das Lenkrad umklammerten, sah man, dass er bereits Intrigen für Kuhalas Entleibung spann.
    »Denk dran, dass ich nicht zögere, wenn du Dummheiten machst«, warnte ihn Kuhala.
    »Leck mich …«
    »Andererseits kannst du ja nicht aus deiner Haut.«
    »Verarsch mich nur, solange du noch kannst. Du kommst nicht lebend hier raus«, gab der Bandenchef von sich, als hätte er Medikamente gegen die Demütigung genommen und wollte nun testen, ob er noch genug Mumm hatte.
    Sie hatten eine Eskorte von mehreren Motorrädern hinter sich, die bereits auf der Hauptstraße der Ortschaft zu ihnen aufschloss. Jetzt zeigte niemand den Mittelfinger, in Gesicht und Haltung manches Passanten schien Angst auf, und einige blieben stehen, als wollten sie von Kuhala Abschied nehmen. Er spürte die Versuchung zu winken, begnügte sich aber damit, ein paar Akkorde auf der Gitarre zu spielen, um dem Halstuch zu signalisieren, dass er noch keinerlei Anlass zur Panik sah.
    Ein Teil der Bande überholte nun, die anderen hielten sich hinter Kuhalas Wagen. Das war eine Staatsbesuchsformation, bis hin zur Sauberkeit der Motorräder, und für den Ehrensalut sorgten Auspuffschüsse.
    »Der Hund mag keinen Lärm. Mit welchem Zeichen stoppst du den Blödsinn?«, fragte Kuhala und ließ die Gitarre los. »Oder soll ich einen Warnschuss abgeben?«
    »Nur zu.

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