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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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Staub einer Kreiselbaustelle vermischten sich zu einem Licht schluckenden Schleier. Hund und Kuhala sprangen über den Graben und setzten sich auf den Böschungshang. Kuhala gab dem Hund Wasser und in Alufolie eingewickelte Wurst. Er warf einen leicht besorgten Blick auf das Areal, das von einem zwei Meter hohen mit Stacheldraht gekrönten Zaun eingefasst war. Dort glühten auf einer fußballplatzgroßen Asphaltfläche die funkelnden Reihen der Gebrauchtwagen in der Sonne.
    Kuhala sang mit hölzerner Begleitung den »Worried Man Blues« und marschierte dann los, um es mit den Leuten aufzunehmen, denen er in schlechten Momenten alles an Schlacke zuschrieb, was man sich bei einem Menschen nur vorstellen konnte.
    Wenig später suchte Jeri auf einer Rückbank eine bequeme Position für seine Gliedmaßen. Die asymmetrischen Ohren an seinem eher zierlichen Kopf erinnerten an Rhabarberblätter, aber vermutlich hörte man mit ihnen gut. Die Gitarre polterte leicht im Fußraum, der Motor schnurrte kaum hörbar.
    »Das scheint ein Supergefährt zu sein«, meinte Kuhala vorsichtig und schaltete in den Dritten.
    Alles war schnell über die Bühne gegangen. Das Supergefährt war das Schockangebot des Tages und hatte viertausend Euro gekostet. Der Händler tat so, als höre er nichts, als Kuhala nach einer Garantie fragte, dass die Kiste bei ihrem neuen Besitzer keinen Schock verursachte. Es war ein gelbes Prachtexemplar französischen Fabrikats aus der ersten Hälfte der Neunzigerjahre und hatte, den Worten des Händlers zufolge, noch weiß Gott wie viele Lebensjahre vor sich, falls er gute Pflege bekomme. Ku-hala sah dem Mann in die Augen und erinnerte sich erst dann, wo er die gleichen Worte am selben Vormittag schon einmal gehört hatte.
    Von Jyväskylä aus fuhren sie nach Norden. Der majestätische Dialog von Regen und Sonne hatte die Sommerlandschaft zum Blühen gebracht. Das Grün und der blaue Himmel lösten in Kuhala sentimentale Erinnerungen an seine Heimat Havuvaara aus, sodass er fast den Sommerchoral aus dem Gesangbuch gesummt hätte. Jedes Mal, wenn Jeri im Vorüberfahren einen Artgenossen entdeckte, bellte er scharf. Auf Kühe reagierte er zurückhaltender.
    Nach der Hitonhautaschlucht bei Laukkaa ging es links ab, und von nun an war die Straße nicht mehr asphaltiert. Unter dem Renault spritzte der Kies auf, und auf den Waschbrettabschnitten ratterte es dermaßen, dass die Vibration sich bis ins Zahnfleisch übertrug. Kuhala schätzte, dass Radaufhängung, Stoßdämpfer und Federung einigermaßen in Ordnung waren, obwohl er davon nicht viel verstand.
    Er ließ sich von Hectors Song »Ein fast glücklicher Mann« mitreißen und wäre fast an der Kreuzung vorbeigefahren, wo das Schild mit der Aufschrift »Savipelto« stand. Das hieß so viel wie Lehmacker. Was für ein Intelligenzbolzen hatte der Ortschaft einen so charmanten Namen gegeben?
    Es war die sonderbarste Ansiedlung, die Kuhala je gesehen hatte. Die isolierte Lage erinnerte an die penibel bewachten Städte einer östlichen Großmacht, in denen während des Kalten Krieges Wissenschaftler Atomwaffen und Weltraumraketen entwickelten. Auch die Architektur von Savipelto stand für Realismus: Die vierstöckigen Flachdachhäuser beiderseits der Straße sahen aus wie vom Himmel gefallen, die Landschaftsgestaltung um sie herum hatte man auf Jahre mit üppigerem Budget verschoben.
    An den Rändern der Parkplätze standen Männer mit schlaffen Schultern, Skater mit hängenden Hosen setzten auf selbst gebauten Rampen zu todesverachtenden Flügen an. Auf den ersten Blick schienen die meisten Herumhängenden Immigranten zu sein, was nur bewies, dass man sie nicht arbeiten ließ, sondern sie hier im Niemandsland von der Stammbevölkerung absonderte.
    Kuhala sah in Antikainens Notizbuch nach der Adresse, wurde aber aus der mysteriösen Nummerierung der Häuser nicht schlau. Er fuhr durch die Gegend und stellte fest, dass hinter den Häusern weitere Häuser kamen, die alle derselben Kabuffserie entstammten, deren Architekt sich dringend einer Untersuchung seines Kopfes unterziehen lassen müsste. Es war eine Strafkolonie, deren Ästhetik vom selben Zeichentisch stammte wie die Kasernen aus Kuhalas Wehrpflichtzeit.
    Eine muslimische Frau in schwarzem Gewand saß an einem Sandkasten und drehte sich zu Kuhala um. Plötzlich stand hinter ihr ein lockenköpfiger Junge auf und gab mit einer Plastikmaschinenpistole eine Salve auf den Kühlergrill des Renault ab.
    Der

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