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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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und Annukka zu gefallen und fragte, ob die Ärzte Anlass zur Hoffnung gaben, und bevor sie antworten konnte, tippte er leicht an seine Wange, damit Annukka auch darauf ihre heilenden Lippen drückte.
    »Ich bin kein Profi in Gesundheitspflege, aber du wirst selbstverständlich durchkommen. Keine Brüche, keine inneren Blutungen. Du kannst dich beim Schicksal bedanken.«
    »Verdammt noch mal«, stöhnte Kuhala.
    Er machte eine unvorsichtige Kopfbewegung, worauf die Stahlfasern des Schmerzes seinen Nacken perforierten. Er hatte keine Lust, sich beim Schicksal zu bedanken. Die einzelnen Erinnerungen suchten noch nach ihrem Platz im Gesamtbild: der Krach der Motorräder und der bittere Tankstellenkaffee, die Putzkammer – was für eine Putzkammer?
    Beruhige dich, konzentriere dich, dann dankst du deinem Schicksal. Hat mich jemand geschlagen?
    Kuhala musste bei Annukka nachfragen, aber sie sagte, sie sei gerade erst vom Flughafen gekommen. »Ich ermittle nicht in dem Fall und weiß kaum, was du getrieben hast. Wahrscheinlich gab es eine Explosion. Otto, ich bin als deine Liebste hier. Und du musst dich jetzt ausruhen.«
    »Wo hat es eine Explosion gegeben? Hol meine Kleider. Es geht mir ganz gut, ich will hier nicht rumliegen«, lallte Kuhala.
    Seine Wörter stauten sich, und mit seinen Strampelversuchen war es schnell vorbei. Mitten im Satz erlöste ihn der Schlaf. Zärtlich küsste Annukka seine Stirn und trat ans Fenster, von dem aus man den Parkplatz, eine Rasenfläche und die Baustelle des neuen Personalwohnheims sehen konnte. Dann drehte sie sich um und strich Kuhala noch einmal über die Stirn. An den Schläfen machte sich eine Spur Grau bemerkbar – was war ihr Otto doch vom Leben gezeichnet!
    Als Kuhala am späten Nachmittag das nächste Mal zu sich kam, konnte er sich in logischer Abfolge an seine Fahrt in die Ortschaft, an den Zwischenfall mit den Rockern und an den Weg zur Wohnung von Make Honka erinnern. In Farbe und mit allen Effekten lief die Episode vor seinem inneren Auge ab, fast bis hin zu den gewechselten Worten, als hätte sich in einem Kopf eine Verstopfung gelöst.
    Hatte Annukka etwas von einer Explosion gesagt? »Annukka!«
    Kuhala fuchtelte mit der Hand und drehte seinen Rumpf. Es war niemand im Raum, aber er würde überleben, die Beobachtungen waren gemacht. Die Bettdecke rutschte weg. Er starrte auf seine haarigen, von Blutergüssen gesprenkelten Beine, die unter dem zu knapp bemessenen Kliniknachthemd herausragten. Mit aller Kraft beförderte er sie über den Bettrand.
    Er musste die Zähne zusammenbeißen, die Welt drehte sich, die Muskeln schmerzten, als hätte er einen Monat Dienst am Vorschlaghammer in einem Kieswerk hinter sich.
    »Scheiße«, zischte Kuhala halblaut und rappelte sich auf. Er war einem Typen auf der Spur gewesen, der womöglich etwas über Antikainen wusste, und er würde nicht bei der ersten feigen Falle aufgeben. Auch der Mord an Jokelas Frau war noch nicht aufgeklärt. Sollte er den Fall etwa vom Krankenhausbett aus lösen?
    Ich stehe auf, mache ein paar tastende Schritte, wasche mir das Gesicht und hole meine Kleider. Dann werde ich mich wieder unter die Leute begeben und als Erstes eine stärkende Mahlzeit zu mir nehmen. Wenn das gegen einen barbarischen Haddington-House-Kater half, dann half es auch jetzt. Kuhala spürte, wie ihm das Wasser im Mund zusammenlief, als er sich knusprige Kleine Maränen vorstellte. Er saß mit wirrem Haar auf dem Bettrand, mit dem Gesichtsausdruck eines Menschen, der nichts begreift, und auch wenn er sich die Fischportion noch so goldgelb gebraten und das dazugehörige Kartoffelpüree so weich wie Samt ausmalte, wollte ihm einfach nichts gelingen.
    Die Metallstange am Kopfende des Bettes verhöhnte ihn in unerreichbarer Ferne, der polierte Stahl spiegelte sein Gesicht verzerrt.
    »Wo wollen wir denn hin?!«
    Hände packten ihn von hinten und zogen ihn wieder ins Bett, vor der schwankenden Welt fiel ein schwarzer Vorhang.
    Kuhala erwachte erst um neun Uhr am nächsten Morgen und schaffte es zur Toilette, indem er sich an der Wand abstützte. Die Erleichterung in letzter Sekunde fühlte sich an, als würden all seine Kräfte ins Pissoir rinnen. Und wieder wurde das Weggehen zum Leitgedanken. Man hatte nur vergessen, ihn davonzujagen. Wer interessierte sich schon für das Rauschen in seinem Schädel, geschweige denn für die geringfügigen Schrammen an den Beinen?
    »Geht es? Warte, ich helfe dir.«
    Kuhala unterbrach das Schlurfen und

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