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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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Runzeln zusammen. Der Bruder sah zu Boden, als suchte er nach einem Stock, mit dem man gut auf einen Mitmenschen eindreschen konnte. »Dir macht nichts mehr Spaß, als andere Leute zu ärgern. Wir haben doch gesagt, dass eine Stunde dazwischen passt, und jetzt gehst du hin und änderst das!«
    Der Wortkarge beschleunigte, und bald waren beide hinter dem nächsten Haus verschwunden. Kuhala traute seinen Augen nicht recht, aber es machte ein wenig den Eindruck, als hätte sich der Nachmittagsspaziergang der beiden plötzlich in eine Verfolgungsjagd verwandelt, wie sie normalerweise von sechzig Jahre jüngeren Brüdern veranstaltet wird.
    Immerhin waren sie bei der Marke und der Farbe des Autos einer Meinung gewesen. Falls der Nissan-Fahrer die Bombe in seiner Tasche und außer der nötigen Fachkompetenz eine Stunde oder sogar anderthalb für das Misshandeln und Fesseln des Gefräßigen und das Stellen der Falle gehabt hatte, musste das gereicht haben. Zur Fachkompetenz gehörte auch, dass der Wagen am selben Tag in der nächsten Sandgrube angezündet worden war.
    Andererseits war der Unbekannte vielleicht ein ehemaliger Bewohner des Hauses gewesen und hatte lediglich seine restlichen Sachen aus der Wohnung geholt. Womöglich hatte er sich bereits bei der Polizei gemeldet.
    Auf dem Lehmhügel standen zwei Hasen mit gespreizten Ohren und starrten auf das Attentatsgebäude. Kuhala sah sie und schlug Jeri vor, hinzugehen und zu fragen, was sie wussten. »Quetsch sie aus. Gnadenlos. Bis die Wahrheit ans Tageslicht kommt.«
    Bis zum Winter wären die Häuser dem Erdboden gleichgemacht, und die Grundstücksmakler müssten ununterbrochen die besten Qualitätsbezeichnungen aus dem Hut zaubern, um potenzielle Bauherren zu motivieren. Das Image von Savipelto saß fest; als Erstes müsste man wahrscheinlich den Namen ändern.
    Das Thermometer des Renault zitterte einen Millimeter im roten Bereich, als Kuhala in Gedanken versunken auf die Hauptstraße fuhr. Er erschrak und dachte innerhalb von etwa einer Sekunde ein wenig resigniert und ein wenig schockiert an die traurige Chronik seines Lebens als Kfz-Halter, die nun um ein weiteres Kapitel bereichert wurde. »Vermaledeite Schrottkiste. Hast du dein Wasser schon getrunken, Jeri?«
    Jeris Napf war leider leer. Kuhala hielt am Straßenrand an. Ein Blick unter die Motorhaube verriet, dass Wasser tatsächlich geholfen hätte und dass die düsteren Vorahnungen vielleicht begründet waren. Niemand war auf der Straße, nur hinter dem verklebten Fenster der Pizzeria sah man eine Gestalt mit einem Billardstock stochern. Bis zur Tankstelle waren es kaum zweihundert Meter, aber der Weg dorthin war unangenehm, nicht nur wegen der Hitze.
    »Vergiss nicht, den berühmten wahnsinnigen Hund zu spielen, wenn etwas passiert«, schärfte Kuhala Jeri halblaut ein, und dann bemühte er sich um den locker aus der Hüfte kommenden Schritt des Mannes, der im wilden Westen am schnellsten zog. »Entweder ist die Bande auf einem Open-Air-Festival, oder sie wartet schwer bewaffnet hinter der nächsten Ecke.«
    Der Tankstellenbesitzer stand an der Kasse und las. Kundschaft war keine da. Die Vorsicht, die in seinem Wesen verwurzelt war, und die eingeschüchterten Bewegungen konnten nicht wirklich überraschen. Er sah Kuhala eine Weile wie einen von den Toten Erwachten an, bis er seine Gefühlswallung besiegt hatte und sich benahm, als hätten sie sich nie zuvor gesehen. Die Scham über seine Rolle als Opfer der Motorradgang war einfach zu groß. Dieser Mann hatte die Navigationsgeräte für sein Leben weggeworfen und fand sie nicht mehr wieder.
    »Einen Kaffee, eins von diesen lecker aussehenden Sahnehörnchen, ein Glas Wasser, ein zweites für den Hund, aber in einem flachen Gefäß, und einen Kanister Wasser für mein Auto. Steht auf der Hauptstraße. Der Kühler hat beschlossen, Zicken zu machen. Da fiel mir die Tankstelle hier ein.«
    Dem Mann trat der Schweiß auf die Stirn. Er nickte und fing an, die Bestellung zu erledigen. Das Buch hatte er falsch herum auf den Hocker gelegt, es befasste sich mit Wahrscheinlichkeitsrechnung. Kuhala griff zur Geldbörse, der Mann zog unter der Theke einen Kanister hervor und ließ Wasser hineinlaufen.
    »Stimmt so. Ziemlich ruhig, was?«
    Die Kasse schepperte. Der Mann sah Kuhala an und schluckte seine Worte, was immer es auch für welche gewesen sein mochten. Der Unterschied zu den schwungvollen Tankstellenreklamen vergangener Zeiten, in denen tüchtige und

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