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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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machen, garantiert nicht, verdammt, und wenn mich der Teufel holt, sagte er sich vor und trat aufs Gas.
    Zwar mochte der Bombenleger ein Fachmann gewesen sein, aber woher wollte die Polizei wissen, dass die Sprengkraft in die Wohnung gerichtet war? Es konnte sich um Zufall gehandelt haben, und die Vorrichtung war immerhin von einer Größenordnung gewesen, dass sie ihn gut und gerne auf die nächste Wolke hätte befördern können. Kuhala blickte zuerst zum Himmel und dann auf Jeri. »Ich dachte bloß gerade, dass diesmal mit größerem Einsatz gespielt wird als je zuvor.«
    Der Hund nickte und hielt die Schnauze in den Fahrtwind. Zwischen seinen Vorderzähnen steckte ein halb zernagter brauner Beißknochen wie eine Zigarre.
    Dann aber war die Verlockung für einen Profi wie Kuhala doch zu groß. Er bog nach Savipelto ab und fuhr an der Tankstelle vorbei, die er schon kannte, aber Motorräder standen dort keine. Die von der Hitze verbrühten leeren Bürgersteige, die englischen Reklameschilder internationaler Marken und die flimmernde Luft über den Dächern versetzten ihn flüchtig in die Illusion, sich im verschlafenen Zentrum einer mexikanischen Grenzstadt zu befinden. Jeden Moment käme ihm ein Esel mit Sombreromann auf dem Rücken entgegengetrottet.
    Die Menschen schienen aufs Land geflohen zu sein, um sich auf Mittsommer vorzubereiten. Die Uhr zeigte bereits kurz vor halb fünf.
    Ohne sich einmal zu verfahren, fand er das Haus, als hätte die Bombe das richtige Kartenblatt in seinem Kopf aufgeschlagen. Reste eines Absperrbandes der Polizei flatterten noch vor der Haustür im Wind, die schwarzen Fensterrahmen zeugten von der Kraft der Explosion.
    Kuhala stieg aus und öffnete Jeri die Tür. »Keine Angst, ich werde nicht reingehen.«
    Es roch leicht nach verbranntem und heißem Staub, nach frischem Gras und den unvergesslichen Sommern der Kindheit. Die Druckwelle hatte die Balkonverglasungen und die Fenster in den unteren Etagen zersplittern lassen, eine Glasscherbe war wie ein Pfeil davongeflogen und steckte nun in der Sperrholzkühlerhaube einer Seifenkiste unter dem Teppichgestell. Niemand hatte es eilig, aufzuräumen, denn bald würde ohnehin schweres Abrissgerät anrücken.
    Kuhala knöpfte das Hemd auf und ging hinter das Haus. Dort tat sich ein von Unkraut und Rainfarn gelb sprießendes Brachland auf, in dessen Mitte sich ein Lehmhügel erhob. Der Wind wirbelte fächerartig Schluff auf, der gleich darauf verweht war. Am Horizont erhob sich der Schornstein der Holzveredlungsfabrik.
    Die Männer tauchten wie aus dem Nichts hinter dem Lehmhügel auf, beide in den gleichen Postversandtrainingshosen und Sommerhemden. Kuhala sah schon von Weitem, dass sie zu der Sorte von Leuten gehörten, die man meint, wenn man vom »gewöhnlichen Volk« spricht, und dass sie sich selbst zur schweigenden Mehrheit zählten, die ebenso demütig mit dem Fahrrad in den Krieg zieht wie zum Sonderangebotshähnchen im Supermarkt.
    Beide Männer waren schmallippig und misstrauisch. Sie blieben stehen und warfen einen Blick auf Kuhala, auf den Hund und dann auf die Fensteröffnungen des beschädigten Hauses. Der Vordere packte Zigaretten aus und nickte. Von seiner Nase aus verlief eine Furche am Mund vorbei bis mitten aufs Kinn. Sie erinnerte an den Abdruck eines Schlittschuhs. »Es waren eine Menge Leute zum Staunen hier. Jetzt wird es langsam ruhiger, aber am Anfang hätte man Eintrittskarten verkaufen können, hab ich zu Johannes gesagt.«
    »Der muss immer angeben«, schnaubte Johannes.
    Kuhala sagte, er habe gelesen, bei der Explosion seien auch Personen zu Schaden gekommen.
    »Stimmt. Der Verbrecher ist gestorben, der schlimmere. Der andere hat’s überlebt.«
    »Beides Verbrecher?«
    »Wer treibt sich denn sonst hier rum? Aber der andere war anscheinend kein Halunke. Bevor es geknallt hat, waren Johannes und ich hinter dem Hügel und gerade auf dem Heimweg. Der Weg führt durch das Weidengebüsch, ganz in der Nähe. Und hier stand ein Auto versteckt. Ein blauer Nissan Kombi, Baujahr Mitte der Neunziger. Nikke Boksberg hat mal so einen gefahren.«
    »Vorgestern war es noch Nulppi Solehmainen gewesen«, korrigierte der weniger redefreudige hintere Mann.
    »Du hast es nötig.«
    »So macht der das immer.«
    »Wir haben beim Gehen durchs Gebüsch gelinst. Ein kräftiger, braun gebrannter Glatzkopf ist ausgestiegen, und der hatte die Tasche mit der verdammten Bombe über der Schulter hängen.«
    Der Vordere kam dermaßen in Fahrt,

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