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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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dass er fast aus dem Gleichgewicht geriet und sich die Hosen hochziehen musste. Die Furche im Gesicht lebte, die Hände wedelten abwechselnd zum Weg und zu den Fenstern. Hinter den beiden Junggesellenbrüdern stiegen die Schluffwirbel auf wie ein aus ganz feinem Stoff gewebter Schleier. Kuhala wollte wissen, ob die beiden das alles der Polizei gemeldet hatten.
    »Nee, weil die Polizei uns nicht gefragt hat. Sind Sie auch kein Polizist?«
    »Nein. Ich bin derjenige, der es überlebt hat.«
    »Dieser Kuhala? Ich hab schon gedacht, der kommt mir irgendwie bekannt vor«, ließ der Wortkarge hinter seinem Bruder verlauten.
    »Von wegen.«
    Beide erstarrten und starrten Kuhala an, als wäre er vor ihren Augen aus dem Lehm erstanden. Dann tauschten sie einen Blick, der vom jahrzehntelangen Zusammenleben den Feinschliff eines genauen Signals bekommen hatte, und setzten sich mit einem Ruck in Bewegung. So würden sie auch weiterhin im Gleichschritt durch die Jahre trotten, die ihnen noch verblieben.
    Kuhala verstand die Reaktion der beiden nicht. Er folgte ihnen und sagte, er habe nicht gelogen und sei auch kein Verbrecher. »Ich kann es beweisen. Ich habe alle Papiere dabei.«
    »Ohne Brille kann ich die eh nicht lesen.«
    Der Wortkarge trug in dem dicken Portemonnaie, das in seiner Gesäßtasche steckte, offensichtlich sämtliche Ersparnisse mit sich herum. Es hatte die Ausmaße eines Backsteins. Die komische bierflaschenförmige Doppelsilhouette verriet, dass beide Männer vor dem Hintergrund der fest verschweißten Wahrheit zusammengewachsen waren, dass das Leben schon vor Jahren seine Rätsel enthüllt hatte, einschließlich der Zusatzzahlen, und dass zu langes Gerede mit einem Fremden alles gefährden konnte.
    »Ich habe Kontakt zur Polizei. Dort interessiert man sich unter Umständen für Ihre Informationen.«
    Die beiden Männer waren bereits zwanzig Meter entfernt, als der Wortkarge stehen blieb. Sie wollten keine Polizei bei sich haben. Womöglich würde dann ihr Nebenerwerb durch Schwarzhandel mit Alkohol vor Gericht landen, und es wäre nicht schön, von einer kleinen Rente auch noch Bußgeld zahlen zu müssen. »Die Polizei können wir hier nicht gebrauchen. Ein Wunder, dass Sie überlebt haben. Muss ein ziemlicher Rumms gewesen sein.«
    »Das war es«, bestätigte Kuhala. »Wissen Sie zufällig mehr über den Mann im Nissan? Vier Augen sehen ja mehr als zwei.«
    »Na ja, braun gebrannt …«
    »Das haben wir schon gehört.«
    »Nicht älter als dreißig vielleicht. Hatte er so einen engen Sportdress an? Schwarze Hosen und grünes Hemd. Kannst du dich erinnern, Johannes?«
    Der Wortkarge zog die Trainingshose mit dem Geldbörsenballast hoch und peilte die Sonne an, die seine Tonsur glänzen ließ. »Die Mode heutzutage ist sonderbar. Stimmt, grün und schwarz. Mir kam es so vor, als wüsste er, was er tat, und dass es nicht legal war. Hier wohnt ein Haufen Bagage. Und Make Honka war ein Großkrimineller. Gut, dass sie Savipelto platt machen, die Ortschaft hat der Welt nicht mehr zu bieten als Kummer und Tränen. Wo mein Bruder und ich dann landen, ist aber immer noch ein Rätsel. Wahrscheinlich auf einer Müllkippe für Alte, wo man niemanden stört.«
    Das war eine eventuell leicht unzulängliche, doch scharfe Gesellschaftsanalyse, bei der der Wortkarge so viele Sätze aneinanderreihte, dass er selbst über seine Eruption erschrak und sogleich weiterging, als wäre es ihm peinlich. Der andere zog eine böswillige Grimasse und schnalzte, wahrscheinlich weil sein Bruder unvermutet versucht hatte, ihn zu übertreffen.
    Es war klar, dass die beiden dem Mann, der sich mit seinem blauen Nissan in ihren ereignislosen Tag gedrängt hatte, nachspioniert und untereinander wer weiß wie viele Theorien über dessen Absichten geschmiedet hatten.
    Kuhala fragte, ob sie den Mann wiedererkennen würden. Der Wortkarge hatte seine Lippen nun wieder versiegelt. Der andere erklärte: »Schwer zu sagen. Wenn man weder in der Ferne noch in der Nähe richtig sieht.«
    »Welche Farbe hatte die Tasche?«
    »Gelb.«
    »Grün.«
    »Hör bloß auf. Grün, dass ich nicht lache! Die Tasche war gelb!«
    »Können Sie sagen, wie viel Zeit verging zwischen dem Moment, in dem Sie den Mann gesehen haben, und der Explosion?«
    »Eine Stunde.«
    »Anderthalb!«, rief der Wortkarge über die Schulter, nachdem er wieder ein Stück weitergegangen war.
    Das Fuchslächeln auf seinem Gesicht entblößte zwei gelbe Vorderzähne und zog die Augenwinkel zu

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