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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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hineinleuchtete und von dem manch einer träumte, ohne es je zu Gesicht zu bekommen.
    War ihm Annukka etwa nicht genug? Atme, besteige einen Berg, lass das Leben durch dich hindurchfließen.
    Jeri leckte ihn am Ohr. Kuhala fuhr an den Straßenrand und schickte Annukka sein bislang schönstes Liebesbekenntnis.
    Aila Antikainen saß am Küchenfenster, als erwarte sie Besuch, brauchte aber so lange bis zur Haustür, dass Kuhala schon glaubte, sie habe sich verlaufen.
    »Komm rein«, sagte sie.
    Sie hatte ein Bild ihres Mannes auf die Kommode im Wohnzimmer gestellt, Beileidsblumen umringten den Kriminalhauptmeister. Die Beerdigung sollte am nächsten Samstag in Antikainens Geburtsort Kankaanpää stattfinden, und Kuhala war nur froh, keine Einladung erhalten zu haben.
    Er konnte die Frau schlecht fragen, wie Mittsommer gewesen war. Nachdem sie sich wieder auf den Stuhl gesetzt hatte, von dem sie aufgestanden war, sprach Kuhala ihr seine Anteilnahme aus, ohne sich zu erkundigen, ob sein Beileid auf dem Anrufbeantworter angekommen war.
    »Beim letzten Mal hast du von Sakaris Fahrten nach Helsinki gesprochen. Ich habe es so verstanden, dass sie etwas mit dem zu tun haben könnten, was passiert ist. Besteht irgendeine Chance herauszufinden, bei wem er war?«
    »Das hat Sakari nie erzählt.«
    »Woher wusstest du, dass er nach Helsinki fuhr?«
    »Ich fand in seinen Taschen Quittungen aus Helsinkier Lokalen. Teure Rechnungen, und wenn es Dienstreisen gewesen wären, hätte er die Quittungen weitergegeben und nicht zerknittert in seinen Taschen aufbewahrt.«
    »Du hast nicht danach gefragt?«
    »Das war in unserer Ehe nicht üblich.«
    »Verstehe. Kannst du dich an Namen von einigen Lokalen erinnern?«
    Sie verneinte. Kuhala kam sich ein wenig aufdringlich vor, als er fragte, ob Aila Antikainen die Taschen ihres Mannes heimlich durchwühlt hatte oder ob das zur Haushaltsroutine gehört hatte, die immer durchgeführt worden war, bevor eine Hose in der Waschmaschine landete. Sie sagte, an den Tagen, nachdem Antikainen gefunden worden war, sei so viel Polizei bei ihr gewesen, dass von Respekt vor einer Trauernden nicht die Rede sein könne. »Mir sagen sie nichts, aber ich musste ihnen über Sakari Rechenschaft ablegen, als wollten sie seine Biografie schreiben.«
    »Ich weiß, das ist keine leichte Zeit für dich, aber hast du vielleicht eine Theorie, wo Sakari das zusätzliche Geld hergehabt haben könnte?«
    Die Witwe blickte aus dem Fenster und wischte sich eine Träne von der Wange, dann schüttelte sie den Kopf. »Es muss aber etwas Illegales gewesen sein.«
    »Hast du der Polizei von dem Geld erzählt?«
    »Nein. Sie haben auch in der Garage herumgeschnüffelt, mir aber nicht gesagt, sie hätten dort etwas gefunden. Vielleicht hat Sakari jemanden erpresst. Einen Verbrecher gedeckt. Ich weiß es nicht. Irgendeinen reichen Menschen, der dafür bezahlen kann, nicht ins Gefängnis zu kommen.«
    Ihre Theorie war im Prinzip genauso gut wie die von Ratsku, aber das half Kuhala nicht viel. Er hätte auf der Stelle ein halbes Dutzend weiterer Theorien zimmern können. Das Problem lag im Erbringen von Beweisen. Wahrscheinlich hatten die lokalen Kräfte der Zentralkripo und Nevakivi schon wer weiß wie viele Erklärungsmodelle abgehakt und konzentrierten sich auf wenige Ermittlungsrichtungen.
    In der Wohnung lag der süßliche Friedhofsduft der Blumen, das Thermostat des Kühlschranks brummte. Aila Antikainen starrte auf das Muster der Tischdecke und richtete den Blick dann auf Kuhala. »Niemand hat meinen Mann gemocht.«
    »Wieso das?«
    »Er war ein schwieriger Mensch, war nicht bereit, Schwächen einzugestehen. So etwas verzerrt den Sinn für die Realität.«
    Die Iris der Frau reflektierte kein Licht, in einem Mundwinkel bildete sich eine Furche der Bitterkeit. Sie hatte die Verzerrung von Antikainens Realitätssinn aus so nächster Nähe mit ansehen müssen, dass kein halbes Jahr vergehen würde, bis sie sich inmitten aller Trauer die Erleichterung eingestand, die Hölle ihrer Ehe hinter sich gelassen zu haben. »Obwohl, ich weiß nicht, wer gibt schon gern seine Schwächen zu.«
    Kuhala nahm das Notizbuch zur Hand, das aus dem Geheimfach in der Garage stammte. »Bei der ersten Adresse war ich. Und der Besuch hatte es in sich.«
    Sie schien auf die Bemerkung nicht zu reagieren. Vielleicht hatte sie es nicht über sich gebracht, die Zeitung zu lesen, vielleicht hatte sie in den letzten Tagen etwas anderes zu tun gehabt als die

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