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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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Interpretationsspielraum gibt.«
    »Danke für den Hinweis. So muss es gewesen sein.«
    »Worüber habt ihr gesprochen?«
    »Frag Vikman.«
    »Das ist ein bisschen schwierig. Er ist heute Morgen gefunden worden. Hat sich in einem Apartment in Keltinmäki in der Dusche aufgehängt. Eindeutig Selbstmord und eine verdammt düstere Art, Mittsommer zu feiern. Aber jeder hat so seine Sorgen. Du kannst am Montag wieder ins Präsidium kommen.«
    Nevakivi holte Atem und blickte gleichgültig auf den See. Als Nächstes wollte er seine Machtposition ausnutzen und Kuhala den Hemdkragen richten, aber Jeri ließ es nicht zu, dass sein Herrchen angefasst wurde. Er fletschte die Zähne.
    »Verdammter Köter.«

27
    27. Juni Am Montag wartete Kuhala auf Nevakivis Vorladung, auch wenn er wusste, dass sie nicht kommen würde. Sie hatten so oft im Büro des Kommissars zusammengesessen, sie kannten ihre jeweilige Taktik und wussten ihre Worte zu wählen. Es war sinnlos, Arbeitstage mit fruchtlosen Sprüchen zu vergeuden, und vermutlich wusste Nevakivi noch besser als Kuhala, dass sich die Drohung mit Lizenzentzug auf keinerlei Rechtskraft stützte. Und Nevakivi wusste auch, dass er über die Unterhaltung in dem Lokal in Keltinmäki nur das aus Kuhala herausquetschen würde, was dieser bereit war herauszulassen.
    Tatu und Sari kamen auf dem Weg zum Bahnhof in der Detektei vorbei und luden Kuhala zum Gegenbesuch nach Helsinki ein. Tatu versprach seinem Vater, dann mit ihm in den Vergnügungspark und in den Zoo zu gehen, Sari umarmte den leicht perplexen Kuhala und sagte, sie werde ein Blech Hefewecken mit Butteraugen backen, falls aus dem Besuch etwas würde. Das kollektive Lachen über so blendende Aussichten veranlasste Jeri, um die drei herumzuwuseln, und Kuhala, sich den Bauch zu tätscheln, der durchaus ein Blech Hefewecken aufnehmen konnte. Die Frage war nur, ob sich danach die Fähre zur Zooinsel noch über Wasser halten würde.
    »Mach’s gut. Bis bald. Wir haben in deiner Wohnung aufgeräumt, es müsste alles tiptop sein.«
    »Tschüs. Und schönen Sommer. Habt ihr jungen Leute auch Geld?«
    »Ja … schon, viel haben wir nicht ausgegeben.«
    »Da könnt ihr mir ja was abgeben.«
    »Ha ha.«
    Der Wilde Wein vor der Tür raschelte, dann waren Tatu und Sari weg.
    Kuhala fütterte den Hund und zupfte eine Weile auf der Gitarre, bis er seufzte, wie man am Werktag nach einem Feiertag seufzt, und steuerte wenig später seinen Renault zum Haus von Sakari Antikainens Witwe.
    Die erfrischende Wirkung der nächtlichen Kühle verlor sich immer mehr, je höher die Sonne stieg. Die krächzenden Reinigungskommandos der Krähen kämpften um die besten Imbissreste in den Grünanlagen und an den Straßenecken, wo in der Nacht die Ausgelassenheit besonders groß gewesen war.
    Die Nachricht von Vikmans Selbstmord hatte Kuhala überrascht, und es war ihm schwergefallen, Schlaf zu finden. Vermutlich war er der Letzte gewesen, der mit dem ehemaligen Söldner gesprochen hatte. Anfangs hatten dessen wunde Erscheinung, die angespannte Körpersprache und das seltsame Gefummel mit den Zigaretten und den Getränken noch fast komisch gewirkt, dann war es nur noch anstrengend gewesen, bis man es nicht mehr richtig wahrnahm. Der Mann hatte die Last seiner Gräueltaten nicht mehr ertragen, und auch wenn er Helena Jokela vielleicht nicht umgebracht hatte, war die Entdeckung der Vorfälle auf dem Balkan genug gewesen, um ihn zum Strick greifen zu lassen.
    Spürte Kuhala einen Stich, weil er über Vikmans Bemerkung, er brauche Behandlung, nur geschmunzelt und außerdem den Druck weiter erhöht hatte? Er öffnete das Seitenfenster und fragte sich, was für einen Stich Vikman gespürt haben mochte, als ihn die Männer an der Grube um Gnade angefleht hatten.
    Jeri hielt den Kopf aus dem Fenster. Kuhala bog rechts ab und hielt an der ersten Ampel in der Rajakatu an. Bald war Juli, und dann kam im Nu der Herbst, eine neue Jahreszeit, bis auch diese in einzelne Momentaufnahmen zerfiel und sich im unstrukturierten Halbdunkel der jüngeren Geschichte verlor. Diese Erkenntnis war vielleicht nicht sonderlich originell und der kostbare Sommermorgen ohnehin nicht der beste für eine Fünf-Pfennig-Depressionsanalyse, aber – und dabei sah er sich im Rückspiegel in die Augen – gab er sich nicht damit zufrieden, die Frau seines Lebens zu lieben? Gerade Annukka stand doch für das Glück, das hinter der nächsten Ecke wartete, für das Licht, das ins graue Einerlei

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