Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)
Freundschaft zwischen Mann und Frau undenkbar – aber hier in Toulouse scheint es mir möglich.«
Abel hielt die Augen geschlossen. »Möglich ist es schon, aber ist es auch immer nötig?«
Als sie am Flughafen ankamen, hatten tiefschwarze Wolken den Himmel verdunkelt, und es schüttete wie aus Eimern. Trotzdem fiel Pippa sofort der vierschrötige Mann unter dem Vordach des Eingangs ins Auge, der ein Schild mit der Aufschrift Auerbach & Keller in die Höhe hielt. Zwei Frauen mittleren Alters bugsierten Berge von Gepäck in seine Richtung.
»Thierry bringt uns nach Chantilly zurück!«, rief Pippa überrascht.
Sie half Abel aus dem Taxi und direkt in Thierrys wartenden Geländewagen, in dem ihr Begleiter umgehend einschlief. Dann gesellte sie sich zu ihrem Chauffeur und den beiden Neuankömmlingen, um sie zu begrüßen, und erfuhr, dass Régine gerade für Abel ein Zimmer im Bonace organisiert hatte.
Während der Fahrt durch den strömenden Regen unterhielten sich Régines neue Gäste und Thierry Didier wie alte Freunde.
»Nun, Thierry, wird sich in diesem Jahr die Sonne noch einmal blicken lassen?«, fragte Frau Auerbach, die auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte.
»Wer braucht Sonne, wenn Sie beide in Chantilly sind?«, gab Thierry ungewohnt charmant zurück.
»Wie lange wird der Autan diesmal wehen?«, wollte Frau Keller wissen. »Drei Tage? Neun? Oder länger?«
»Das werde ich erst definitiv sagen können, wenn es richtig losgeht«, antwortete Thierry.
»Richtig losgeht?«, fragte Pippa fassungslos und zeigte nach draußen. »Was bitte schön ist denn das gerade?«
»Das ist der Regen, und wenn der aufhört, kommt der Sturm. Diesmal wird er seinem Namen gerecht, fürchte ich. Ich schätze, Sie können einige Tage nicht vor die Tür«, prophezeite Thierry.
»Wunderbar«, zwitscherte Frau Auerbach entzückt, »dann habe ich Hoffnung, dass ich in diesem Urlaub endlich mal meine Bücherkiste schaffe!«
»Bücherkiste?«, fragte Pippa neugierig.
Die beiden Damen waren hocherfreut, in Pippa nicht nur eine – wenn auch kurzfristige – Mitbewohnerin in Régines Paradies, sondern auch eine gleichgesinnte Bücherfreundin gefunden zu haben. Den Rest der Fahrt verbrachten sie mit lebhaften Diskussionen über lesenswerte Literatur und das Glück, bei Régine erholsame Tage verbringen zu dürfen.
Thierry fuhr zuerst zum Bonace, um Abel abzuliefern. Er hupte kurz, und sofort kam Cateline heraus. Gemeinsam mit Pippa half sie Abel aus dem Auto.
»Er bekommt von mir eine frische Hühnersuppe, und dann stecke ich ihn ins Bett«, sagte Cateline. »Eric war schon im Lager, um die Angler zu informieren, dass Monsieur Abel bei uns bleibt.«
»Ich kann mich nur bedanken«, erwiderte Pippa. »Morgen komme ich vorbei und sehe nach ihm.«
Sie wollte gerade wieder in den Wagen steigen, als Cateline eine Mappe unter ihrer Strickjacke hervorzog, Pippa in die Hand drückte und den Finger auf den Mund legte.
Pippa begriff sofort, dass es sich um die Ermittlungsergebnisse des Detektivs handeln musste. Sie nickte Cateline zu und verstaute die Mappe kommentarlos in ihrer Tasche.
Die Tür des Bonace schloss sich hinter Cateline und Abel, und Pippa machte sich eine gedankliche Notiz: Sie musste die Wirtin beim morgigen Krankenbesuch unbedingt fragen, ob sie in der Nacht des gemeinsamen Bades im Lac Chantilly wirklich direkt von zu Hause gekommen war oder sich noch mit jemand anderem getroffen hatte.
Der Geländewagen mühte sich den Weg hinauf zum Paradies. Thierry beugte sich konzentriert über das Lenkrad und spähte mit zusammengekniffenen Augen in die regnerische Finsternis. Da es hier keine Straßenbeleuchtung gab, war er ganz auf das Licht der Scheinwerfer angewiesen, die den strömenden Regen nur unzulänglich durchdrangen.
»Wie haben Sie Régines Pension eigentlich entdeckt?«, fragte Pippa die beiden Urlauberinnen.
»Unser Weinhändler hat uns davon erzählt«, sagte Frau Keller. »Vor drei Jahren waren wir zum ersten Mal hier und sofort total begeistert. Seither verbringen wir jedes Jahr kurz vor der Hauptsaison unseren Urlaub im Paradies.«
»Ihr Weinhändler hat die Pension empfohlen?«
Frau Keller nickte. »Er ist passionierter Angler und verliebt in die Weine des Languedoc, besonders des Cabardès. Meine Freundin lässt sich die Weine von ihm direkt nach Hause liefern«, sie zwinkerte Pippa zu, »obwohl sie sonst vorwiegend auf Rheingauer Riesling abonniert ist. Aber: Monsieur Tisserand est un
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