Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)
Angelladen gefahren.«
»Und hat bei der Gelegenheit Cateline den anonymen Brief in die Einkaufstasche geschmuggelt«, mutmaßte Pippa.
Pascal verdrehte die Augen. »Und wir dachten, in Revel kann er wenigstens kein Unheil anrichten. Hier in Chantilly konnten wir Teschke nämlich ständig unter Beobachtung halten. Vinzenz hatte ihn im Lager unter Kontrolle, Jean und ich kümmerten uns abwechselnd um den Rest.«
Vinzenz warf Jean einen auffordernden Blick zu. Dieser nickte und sagte: »Apropos, wir müssen dir etwas beichten, Pippa. Von deinem Zimmerfenster aus hat man den besten Blick über den gesamten See. Dein Fernglas ist wirklich gut. Hohe Dämmerungsleistung. Ideal für die Jagd.«
»Ihr wart das!«, rief Pippa. Und irgendwann habt ihr mir dabei die Einladung nach Toulouse in die Mappe gelegt, dachte sie, eigentlich ganz nett von euch.
Fast schon versöhnt sah sie Jean und Pascal an. »Dann tut es mir leid, dass ich nicht um 14 Uhr im Le Florida war – das war eine schöne Geste. Danke.«
Die beiden Männer wechselten einen irritierten Blick. »Wovon sprichst du?«
Auf Pippas Erklärung hin versicherten beide glaubhaft, nicht die Urheber der Einladung nach Toulouse gewesen zu sein.
»Aber ich hätte diese Idee gern gehabt«, sagte Jean.
»Darf ich das irgendwann nachholen?«, fragte Pascal hoffnungsvoll. »Du bist ja noch eine Weile hier.«
»Ich bitte sogar darum. Wir drei gehen zusammen aus, und ihr ladet mich ein – als Wiedergutmachung für eure Pläne mit mir.«
Dann stutzte Pippa. »Moment mal. Ich habe eure Besuche doch erst in der Nacht bemerkt, als Teschke schon tot war. Was habt ihr denn danach beobachtet?«
Pascal und Jean erröteten. Dann murmelte Jean: »Wassernixen.«
Pippa wusste nicht, ob sie lachen oder schimpfen sollte. »Ihr seid wie die Chaotenbande der Didiers. Hinter allem Blödsinn, den ihr fabriziert, steckt immer der beste Wille. Frei nach dem Motto: Moralisch ist, wonach man sich gut fühlt. Unmoralisch ist, wonach man sich schlecht fühlt .«
»Lass mich raten – Hemingway«, kommentierte Schmidt.
»Recht hat der Mann.« Vinzenz stieß Jean an. »Und du geh dich endlich rasieren und nimm die Perücke ab. Du bist mir mit langen Haaren einfach zu attraktiv.« Er fuhr sich mit der Hand über seine Glatze. »Und hör auf mit dem grässlichen Akzent. Ab sofort bist du wieder Jean Didier.«
Die Küchentür schwang auf, und Pierre Dupont kam herein.
»Hast du mich vergessen, Pascal? Ich brauche die Gulaschkanone! Das Wetteramt hat den Autan hochgestuft. Heute Nacht wird er hier Windstärke 12 erreichen.« Er machte eine dramatische Pause. »Venturi-Effekt«, fügte er hinzu, als wäre damit alles erklärt.
Er blickte auf seine Armbanduhr. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, bis es losgeht. Höchstens noch zwei Stunden. Das Camp muss ganz abgebaut werden, sonst werden die Zelte zu fliegenden Teppichen. Und holt den Bus vom Waldparkplatz.« Er nickte Pascal zu. »Euer Haus und das Bonace wurden zu offiziellen Notunterkünften erklärt. Richte dich darauf ein, dass es voll wird.«
Pascal wurde umgehend aktiv. »Wir holen auch die Notbetten vom Speicher. Jean und Vinzenz, ihr helft dabei. Schmidt und Pippa – ihr sagt den Kiemenkerlen Bescheid.«
Pierre Dupont nickte Schmidt bestätigend zu. »Jetzt.«
»Die ideale Aufgabe für uns«, sagte Pippa zu Schmidt, als sie die Küche verließen, »unsere Mission ist schließlich noch nicht zu Ende.«
»Was meinst du?« Schmidt sah sie genervt an.
»Ich glaube ohne weiteres, dass Jean, Pascal und Vinzenz sich in Sicherheit glaubten und deshalb kein Motiv hatten, Teschke zu ermorden. Aber wer war es dann?«
Kapitel 30
I m Veranstaltungssaal des Vent Fou herrschte eine so ausgelassene Stimmung wie beim Unterhaltungsprogramm eines Ferienclubs.
»Die scheinen das alles für einen Riesenspaß zu halten. Fehlt nur noch die Polonaise mit einem Animateur an der Spitze«, murmelte Pippa Wolfgang Schmidt zu.
Abgesehen davon, dass sich überall Gepäck türmte, hatten die Angler es sich gemütlich gemacht. Einige spielten Skat, alle tranken Wein, ein Kofferradio dudelte.
»… der hat Hotte und mich zwei Stunden lang mit unserem Ruderboot kreuz und quer über den See gezogen, bis er endlich genug hatte!«, erzählte Rudi gerade und breitete die Arme weit aus. »Ein Prachthecht, bestimmt anderthalb Meter lang! Stimmt’s, Hotte?«
»Wenn nicht noch länger«, bestätigte dieser. »Wir wären beinahe gekentert, als wir den
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