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Tote gehen nicht

Tote gehen nicht

Titel: Tote gehen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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stellte beide Fenster auf Kipp, ließ sich auf ihren Stuhl fallen und griff zum Telefonhörer, um sich bei Roggenmeier zurückzumelden.
    »Gut, dass Sie endlich zurück sind!«
    Endlich?, fragte sich Sonja erschöpft, verspürte aber keine Lust auf eine neue Diskussion. Auch dass Wilfried Mengen, der Empfangschef vom Hotel Seeadler, nicht in Aachen, sondern in Euskirchen angerufen hatte, wollte sie Roggenmeier lieber in einem anderen Moment unter die Nase reiben. Vielleicht würden noch ein paar Dinge hinzukommen, die sie in einer Sammelklage vorbringen konnte.
    »Ich bin sofort bei Ihnen.«
    Als sie zusammensaßen, klärte sie mit wenigen Worten und immer hart an den Fakten Roggenmeier über ihre Ermittlungsergebnisse im Hotel Seeadler auf. Dass Anna Grund draußen im Flur wartete, behielt sie vorerst für sich.
    Als sie geendet hatte, schnappte Roggenmeier sich den Telefonhörer und meinte resigniert: »Dann werde ich jetzt wohl zur allgemeinen Gefahrenabwehr veranlassen müssen, dass Dr. Edgar Schramm zur Fahndung ausgeschrieben wird.«
    »Das sehe ich auch so«, sagte Sonja und schlug die Beine übereinander.
    »Und den Herrn des Verfahrens einschalten.«
    »Die Staatsanwaltschaft Aachen, wenn ich nicht irre«.
    Roggenmeier verzog das Gesicht, legte wieder auf, tat so, als müsse er erst seinen Rechner befragen und fuhr mit der Maus hektisch hin und her. Danach lehnte er sich zurück und sagte: »Ich denke, ich werde mich in diesem Fall doch lieber an Herrn Oberstaatsanwalt Wesseling wenden. Sicher ist sicher.« Er griff zum Telefon.
    »Warum das?«
    »Das halte ich für besser.«
    »Das sehe ich ein«, sagte Sonja und lauschte, während Roggenmeier Wesseling den Fall in Kürze schilderte und um schnelles Handeln bat. Er versprach, ihm das Protokoll des Verhörs, das im Hotel stattgefunden hatte, in den nächsten Stunden zu faxen.
    »Wer? ... Das war Hauptkommissarin Senger, Sie erinnern sich ... nein, eine nationale Fahndung wird reichen ... Grenzfahndung ... wie Sie meinen ... eine internationale Fahndung ... selbstverständlich ... noch viel besser ... auch einen Haftbefehl, natürlich ... ich kann das ... nein? Sie werden ... Wie Sie wünschen, Herr Oberstaatsanwalt.« Roggenmeier legte auf und meinte erleichtert zu Sonja: »Sie haben es gehört«.
    »Hört sich an, als nehme er Ihnen die ganze Arbeit ab.«
    »Ja.« Er betrachtete Sonja nachdenklich. Zwei Minuten später erinnerte er sie an das Protokoll ihres Verhörs.
    »Das schreibt Sarah Neroth gerade«, versprach sie ungeduldig. »Was haben Sie erreicht?«
    »Verschiedenes.« Er schien nach Worten zu suchen. »Ich habe mich mit dem Meldezettel beschäftigt, der mir vom Hotel aus kommentarlos gefaxt wurde.«
    Sonja ignorierte den Seitenhieb. »Und was noch?«
    »Nicht, dass ich Ihnen Auskunft geben müsste«, Roggenmeier faltete die Hände. »Aber ich habe Brummer und Neugebauer beauftragt, mit Angehörigen, Kollegen, Freunden und Nachbarn des Dr. Edgar Schramm Kontakt aufzunehmen.«
    »Wo stecken sie eigentlich? Ich finde, sie sind zu weit gegangen. Sie haben einfach mein Büro umgeräumt.«
    »Aufgeräumt, meinen Sie wohl. Die Herren sind in Gemünd. Im Hotel Sophienhof, wo – wie ich unter großen Mühen herausgefunden habe – Dr. Edgar Schramm ein Zimmer für die Nacht reserviert hat. Sie werden ihn dort gebührend empfangen.« Roggenmeier blickte auf seine Uhr. »Er muss dort jeden Moment auflaufen.«
    »Das klingt gut.«
    »Nicht wahr?«
    Pause.
    »Dann schließen Sie sich mal an.« Roggenmeier gab das Zeichen zum Aufbruch.
    Aber Roggenmeier irrte. Dr. Edgar Schramm tauchte nicht in Gemünd im Hotel Sophienhof auf. Nach Einbruch der Dunkelheit gaben die Hauptkommissare Senger, Brummer und Neugebauer entnervt auf und fuhren in ihre Heimatquartiere: Wolfgarten, Schleiden und Olef.
    Anna Grund aber, die im Kommissariat in Euskirchen hartnäckig auf Sonja gewartet hatte und ihr in ihrem Auto nach Gemünd gefolgt war, um einen Blick auf den Mörder ihrer Tochter werfen zu können, zog nichts nach Hause. Sie scheute die Heimfahrt in der Dunkelheit, außerdem hatte sie ihren Kummer während der zermürbenden Wartezeit im Hotel in einer Flasche Weißwein ertränkt und hätte nicht mehr hinter dem Steuer ihres Wagens sitzen dürfen.
    Der Hotelier überließ ihr Zimmer 23. Es war das Zimmer, das Dr. Edgar Schramm gebucht hatte, was Anna Grund nicht wissen konnte.
    Im Forsthaus brannte Licht. Die Illusion, jemand warte auf sie, war Sonja die

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