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Tote gehen nicht

Tote gehen nicht

Titel: Tote gehen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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zuckte mit den Schultern und beteuerte, er frage seine Gäste niemals aus. »Mir reicht der Meldezettel.« Er streckte ihr die Bescheinigung entgegen. »Hier!«
    Dr. Schramm hatte gewissenhaft alle Felder ausgefüllt. »Haben Sie ein Fax?«, fragte Sonja.
    »Natürlich. Dort drüben«, Mengen wies auf einen Büroschrank.
    Sie faxte den Meldezettel ohne Kommentar an Roggenmeier, während Mengen neben ihr stand und ihr die Tastatur erklärte.
    »Weiter geht’s, Herr Mengen.«
    Mengen sammelte sich kurz, ehe er fortfuhr. Beim Einchecken habe Schramm ihm erzählt, dass er morgen, also heute nach Gemünd wandern wolle. Er sei danach auf sein Zimmer gegangen. Dann habe er ihn erst wiedergesehen, als er nach 20 Uhr ins Restaurant ging und es gegen 22 Uhr in Begleitung der Dame aus Zimmer 292 verließ.
    »Und dann?«, fragte Sonja nach.
    Mengen grinste anzüglich. »Sie sind zusammen mit dem Aufzug hochgefahren. Bis zum zweiten Stock. Da sind beide ausgestiegen und in die Richtung gegangen, in der das Zimmer der Dame liegt.
    »Ist er mit ihr aufs Zimmer gegangen?«, wollte Sonja wissen.
    »Das konnte ich von der Rezeption aus leider nicht sehen«, bedauerte Mengen. »Danach habe ich ihn erst wiedergesehen, als er das Hotel verließ. Um 8.12 Uhr am nächsten Morgen.«
    »Die Zeit haben Sie abgestempelt?«
    Er nickte pflichtbewusst und trat zurück in die Reihe.
    »Weiter. Und das Zimmer 392?«, wandte Sonja sich an das Zimmermädchen, das vor Schreck vergaß vorzutreten.
    »Alles war normal. Nichts fehlte. Nichts war kaputt oder so ...«
    »Auch nicht im Zimmer der Toten?«
    Chantal schüttelte den Kopf, ihre Augen wurden feucht.
    Es klopfte.
    Weckmann riss die Tür auf und schnauzte: »Ich habe gesagt, ich will nicht gestört werden«.
    »Hier ist aber eine Frau, die dringend die Polizistin sprechen möchte, von der sie angerufen wurde.«
    Sonja sprang auf und nahm Weckmann den Türgriff aus der Hand. »Ich komme.« Sie gab Sarah ein Zeichen, sie zu begleiten und zu Weckmann und seinen Angestellten sagte sie: »Sie können gehen.«
    Anna Grund war viel zu schnell gefahren. Sie stand im Foyer mit dem Rücken zu den beiden Polizistinnen und sah durch die große Fensterfront hinaus auf den Obersee. Sie trug – wie ihre Tochter – ihr blondes Haar in einem Pferdeschwanz, und als sie sich umdrehte, glich sie ihr wie in dem Werbespot, in dem man Mutter und Tochter wegen einer bestimmten Creme kaum auseinander halten konnte. Sie trug ein dezentes, hellgraues Kostüm. Schnitt und Stoff waren feinste Qualität. Sie trug es mit der selbstsicheren Eleganz einer Frau aus reichem Hause.
    Sonja Senger und Sarah Neroth baten sie in den Aufzug, fort von den lärmenden Gästen, die das Hotel betraten oder verließen. Schweigend glitten sie hinauf, stiegen im zweiten Stock aus und nahmen Anna Grund zwischen sich. Vor Zimmer 292 blieben sie stehen. Der Flur lag im Dunkeln. Niemand dachte daran, Licht zu machen.
    »Frau Grund, wir müssen Ihnen leider mitteilen ...«, wie Sonja es hasste, diese Sätze zu sagen. Wie sie es hasste, die Reaktionen darauf beobachten zu müssen, ob nicht die Spur eines Verdachtes sich einstellte. Als ob eine Mutter ihre Tochter jemals ...
    Anna Grund nickte gefasst, als Sonja geendet hatte. Sie war bereit, ihre Tochter zu identifizieren. Sonja steckte den Schlüssel ins Schloss, schob die Tür auf und ließ Anna Grund vorgehen. Sarah und sie blieben im Türrahmen stehen und beobachteten, wie Anna Grund die Bettdecke hochhob und sofort zurück auf das Gesicht der Toten fallen ließ. Nach kurzem Zögern hob sie sie ein weiteres Mal hoch und schob sie zurück. Sie strich mit beiden Händen über Helenas eingefallene Wangen und gab ihr einen Kuss auf die weiße Stirn. Danach deckte sie ihre Tochter langsam und liebevoll zu, wie ein kleines Kind, das schlafen soll.
    »Das war mein Mann«, sagte sie mit stockender Stimme und richtete sich auf. Sie drehte sich zu den beiden Polizistinnen herum. In ihren Augen standen Tränen.
    Sonja und Sarah blickten sich verdutzt an.
    »Wo sind Helenas Sachen?«
    »In der Rechtsmedizin.«
    »Auch ihr ganzer Schmuck?«
    »Schmuck?«, fragte Sonja erstaunt.
    »Helena ging nirgendwohin ohne ihren Schmuck.«
    »Wir haben keinen Schmuck gefunden, nur ein paar hundert Euro in ihrer Börse«, sagte Sonja. Sarah bestätigte das mit einem Nicken.
    Anna Grund lachte bitter auf. »Helenas Schmuck ist Tausende wert.«
    »Das Zimmermädchen ...«, begann Sarah.
    »Nein. Ich habe doch gesagt, das

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