Tote gehen nicht
hatte.
»Sie meinen, Aachen«, verbesserte Sonja ihn.
»Nein.« Wilfried Mengen schüttelte den Kopf.
»Spielt jetzt keine Rolle«, sagte Sonja und dachte exakt das Gegenteil. Roggenmeier hatte schon wieder getrickst. Warum tat er das? Was hatte er davon? Ihr Puls beschleunigte sich und brachte sie in die richtige Stimmung für ein Verhör.
»Kennen Sie nicht die Namen Ihrer beiden Mitarbeiterinnen?«, fragte sie Mengen und erntete ein kleines Lächeln der Kellnerin, die vermutlich im Alter von Sarah Neroth, aber weder blond noch überschlank war.
»Natürlich.« Weckmann kratzte sich am Kopf. Sonja nickte ihr aufmunternd zu.
»Nadine Klever.«
»Chantal Poensgen«, sagte das Zimmermädchen, und ihre Blicke huschten unsicher von einem zum anderen.
»Sehr schön. Bitte diktieren Sie alle nacheinander meiner Kollegin Ihre Adresse und Telefonnummer, auch Sie Herr Weckmann.«
Ihr gefiel, wie sich Sarah – inzwischen wieder mit rosigem Teint – ohne zu zögern an Weckmanns Schreibtisch setzte, nach seinem Notizblock griff und eine unbeschriebene Seite herausriss, einen Stift aus seiner goldfarbenen Schatulle fischte und Nadine Klever auffordernd ansah. Und erst recht, dass sie Mengen erst als Letzten befragte und auch Weckmann nicht verschonte. Wenn sie nur nicht als Parfüm kalten Tabakrauch aufgelegt hätte!
Es gab noch einen zweiten Stuhl, der auf der anderen Seite des Schreibtisches stand. Auf den ließ sich Sonja nieder und wechselte mit Sarah einen Blick.
»Wenn ich beginnen dürfte«, hob Weckmann an und behielt die Geschehnisse auf seinem Schreibtisch im Auge.
»Nein«, sagte Sonja. »Ich leite die Befragungen.«
»Ich werde alle Fragen gewissenhaft beantworten«, versprach er und stand andeutungsweise stramm.
»Gut«, sagte Sonja. »Wer von Ihnen hat denn heute Morgen die Tote gefunden?«
Weckmann zeigte auf das Zimmermädchen.
»Chantal Poensgen«, übersetzte Sarah Neroth.
Chantal trat einen Schritt vor. »Ich wollte Zimmer 292 machen. Draußen hing kein Schild, dass ich nicht stören dürfte. Ich brauchte meinen Schlüssel nicht. Die Tür war nicht abgeschlossen. Ich ging also hinein. Der Schlüssel steckte von innen. Und ... sie lag in ihrem Bett.« Chantal schlug kurz die Hände vors Gesicht. Vermutlich hatte sie heute auch ihre erste Leiche gesehen. So wie Sarah Neroth. »Sie war nicht wach und sie schlief auch nicht.«
»Gute Beobachtung«, meinte Sonja anerkennend.
»Ich habe nichts angefasst, sondern sofort Herrn Mengen gerufen. Und der hat dann Herrn Weckmann gerufen.«
»Das haben Sie gut gemacht.«
Chantal lächelte zaghaft.
»Nun, zu Dr. Edgar Schramm. Wer hat ihn wann und wo gesehen?«
Weckmann zeigte auf die Kellnerin.
»Nadine Klever«, erklärte Sarah, während Chantal Poensgen in die Reihe zurück- und die Kellnerin einen Schritt vortrat. Hatten sie diese Übung einstudiert? Auf Weckmanns Verlangen?
»Also«, begann Nadine, »unser Restaurant war gestern Abend voll. Wir waren ausgebucht. Ein Bus mit 32 Gästen war verspätet gekommen. Da habe ich den Gast von Zimmer 392 gefragt, ob es ihm recht sei, mit der Frau von Zimmer 292 an einem Tisch zu sitzen. Er hätte sonst warten müssen. Sie waren beide einverstanden.«
Danach folgte eine genaue Aufstellung der Getränke- und Speisewahl der beiden Tischgenossen. Und Sonja wunderte sich, dass Nadine sich alle Einzelheiten merken konnte.
»Das ist mein Job«, lächelte Nadine stolz.«
»Haben sich die beiden während des Essens unterhalten?«, fragte Sonja.
»Ja, natürlich.«
»Hatten Sie das Gefühl, sie kannten sich?«
»Nein. Sie haben sich den ganzen Abend über gesiezt und getrennt bezahlt. Aber sie verließen das Restaurant zusammen.«
»Wann war das?«
»22 Uhr, würde ich mal sagen.«
»Und was haben sie danach gemacht?«
»Ich weiß es nicht. Ich sah sie ins Foyer gehen, weiter kann man vom Restaurant aus nicht sehen.«
»Und beim Frühstück?«
»Ja, beim Buffet habe ich ihn wiedergesehen. Um 7 Uhr. Aber er hat allein gefrühstückt.«
Kein Wunder, dachte Sonja und sagte: »Danke.«
Jetzt bin ich wohl endlich dran«, meldete sich Mengen. Er trat einen Schritt vor, und ein Zucken glitt über sein Gesicht.
»Schießen Sie los.«
Mengen berichtete, dass Dr. Edgar Schramm am Vortag um Punkt 18.15 Uhr eingecheckt habe. »Das weiß ich noch so genau, weil ich ihm die Uhrzeit quittieren musste. Er macht so eine Art Zeitwandern auf dem Eifelsteig oder so.«
»Warum?«, fragte Sonja verwundert.
Mengen
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