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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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sein werden.
    Ich bin bedrückt, was auch sonst, und spätestens nach dem Telefonat mit Miriam fällt es schwer, den Gedanken zu verdrängen, dass mein Vater tot sein könnte. Ich brauche schon viel Phantasie, ihn noch am Leben zu sehen. Von nichts bin ich weiter entfernt als von «positivem Denken», es fällt mir schwer, nicht in mein altes Selbstmitleid abzusacken.
    Eigentlich habe ich ja auch Urlaub und, wie ich finde, wohlverdienten!
    Meine gute Freundin, die Memme in mir, verdonnere ich trotzdem zum Schweigen, und ich blicke entschlossen auf all die um meinen Schreibtisch getürmten riesigen Berge von Ermittlungsakten, die aus der gemeinsamen Arbeitszeit von Viktor Gummer und meinem Vater herrühren.
    Kollege Teichner schleppt seinen verschwitzten, ungelenken, schwammigen Körper zum Fenster, schließt es, damit in unserem zeitlosen Achtziger-Jahre-Großraumbüro die Luft nicht zu gut wird, und nölt: «Boah, das nervt, dieser Krach.»
    «Welcher Krach?», fragt Kriminalhauptkommissar Markus Meirich, ohne seinen Blick vom Bildschirm zu wenden.
    «Nu ja, die Zwitscher vögeln mal wieder ohne Ende.»
    In stiller Eintracht spenden wir Teichner darauf wieder das, was er sich in all den Jahren mehr als verdient hat: kühle Nichtbeachtung. Das hilft wie bei aufdringlichen Hunden in der Regel am meisten.
    «Versteht ihr, he?», legt er allerdings nach. «Die Zwitscher vögeln, hab ich gesagt, ne?»
    «Ja, Teichner, das hast du», antwortet Markus tonlos.
    «Also, net die Vögel zwitschern, sondern die Zwitscher vögeln … versteht ihr, ich hab die Wörter einfach mal so umgedreht. Vögel zwitschern, Zwitscher vögeln … also ich könnt da immer noch vor Lachen in die Windel pupsen … hehe.»
    Stille.
    «Ihr eher so net, ne?»
    Schweigen.
    «Hier», versucht er es aufs Neue: «Kennt ihr eigentlich den? Ein Amerikaner, ein Russe, ein Ostfriese und eine Blondine gehen zum Arzt. Sacht der Franzose …»
    «Fresse, Teichner!», brüllt Markus.
    «Is ja gut, nur die Ruh, wollt halt hier den Laden mal ein bissi auflockern, grad wo se alle jetzt hier so am Durchdrehen sind. Ist aber scheinbar net gewünscht, oder?»
    Nein, ist es nicht, sagt mein Blick, und Markus gibt ihm kurz und unmissverständlich zu verstehen, dass er nun gefälligst wieder an die Arbeit zu gehen habe.
     
    Zu zweit skizzieren wir dann einen möglichen Tathergang:
    Der Mörder sucht Viktor Gummer auf. Bedroht diesen, ehe er ihn erstickt. Er macht das aber so geschickt, dass zunächst keiner von einer Gewalttat ausgeht. Es reicht dem Täter aber nicht. Er taucht bei der Beerdigung auf, feuert zwei Schüsse ab und flieht. Allerdings hat er sein Ziel womöglich verfehlt, er trifft nicht meinen Vater, sondern Gummers Neffen, Roland Dürrstein. Warum geht er so ein Risiko ein? Auf der Beerdigung tummeln sich erwartbar unzählige Polizisten. Es soll also vielleicht nicht nur Viktor Gummer und meinen Vater treffen, sondern die Polizei als Institution. Eine Art Denkzettel. Eine symbolische Tat. Nun spürt der Täter wenig später in der Nähe von Schotten meinen Vater auf und …
    Und über dieses «und» möchte ich lieber nicht weiter nachdenken.
    Wenn man versucht, so etwas wie ein Täterprofil zu erstellen, wird klar, dass der Mörder zwar durchdacht und kühl handelt, dabei allerdings von einem starken Hass getrieben zu sein scheint. Hass auf Gummer, Hass auf Bröhmann senior, Hass auf die Polizei. Und wo und wann kann dieser Hass gesät worden sein? Hier, in dieser Dienststelle, zwischen 1980 und 1991 , in der Zeit, in der Gummer und mein Vater zusammenarbeiteten?
    So jedenfalls kann es gewesen sein, da sind wir beide uns einig.
    Und daher ackere ich ab sofort alle Ermittlungsakten und Vernehmungsprotokolle aus dieser Zeit durch, um Anhaltspunkte zu bekommen, die zum Täter führen könnten.
     
    Vielleicht aber ist alles auch ganz anders gewesen.
     
    Ich brauche Luft. Ich gehe zum Fenster, öffne es wieder und lasse die Vögel in unser aller Ohren singen.
    Dann blättere ich zunächst wahllos, später etwas geordneter in den Akten, sortiere sie ein wenig und versinke ganz in dieser Arbeit.
    «Das ist die Sabse.»
    Ich schrecke auf. Kollege Teichner steht neben meinem Schreibtisch und zeigt auf ein undefinierbares menschliches Etwas. Die Sabse.
    «Aha», bringe ich hervor, reiche ihr im Sitzen die Hand und ernte den drucklosesten Händedruck meines Lebens. Sabse sieht so aus, als sei sie von der letzten verbliebenen

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