Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
Hunde-Engel», lautstark ihrem Herzen Luft:
«Man sollte ihm eine Rasierklinge durch sein Gesicht ziehen. Und die Ohren abschneiden oder auch die Nase oder beides. Der sollte mal sehen, wie das ist. Diese Sau! Man sollte ihm den Kopf abtrennen und ihn lebenslang einsperren.»
Irmgard scheint verärgert zu sein.
Als sie mich sieht, geht es in einem Gang höher weiter: «Aber ihr, ihr macht da ja nichts. Das interessiert euch nicht. Tiere sind es ja nicht wert, gelle? Solche Mörder lasst ihr frei rumlaufen, aber Falschparker tut ihr den ganzen Tag aufschreiben. Ist doch so, oder? Oder net?»
«Was ist denn passiert?», frage ich müde und werde nasser und nasser.
«Ja, weißt du das noch nicht?», kreischt sie mich nun an. «Bummo liegt im Krankenhaus.»
Erst jetzt bemerke ich, wie unbeschwert angstfrei die anwesenden Hunde über die Wiese tollen, da sie diesmal nicht von Bummo mit diversen Genickbissen gemaßregelt werden.
Obwohl Bummo verhindert ist, hat sich Egon von seinem Hundespaziergang nicht abhalten lassen wollen. Mit klitschnasser Resthaarfrisur sagt er: «Irgendeine Drecksau hat eine Rasierklinge in Leberworscht versteckt und im Wald ausgelegt. Und Bummo kämpft nun um sein Leben. Er hat geblutet wie ein Schwein.» Er verstummt und blickt mit offenem Mund gen Himmel. «Doch er wird es schaffen, da bin ich sicher. Er ist ein verdammt harter Hund.»
«Das ist ja schrecklich», sage ich ehrlich mitfühlend. Wirklich grausam so etwas!
Wieder weist Hunde-Engel Irmgard temperamentvoll darauf hin, dass die Polizei da ja doch wieder nichts machen würde. Und dass sie, so sie den Täter in die Finger bekomme, auch noch sein Geschlechtsteil abtrennen werde. Ich muss kurz darüber nachdenken, welche Selbstjustiz-Phantasien ich gegenüber dem potenziellen Mörder meines Vaters entwickeln könnte, und komme zu dem beruhigenden Ergebnis, dass ich mich bei weitem nicht in der Liga von Irmgard bewege.
«Das war bestimmt eine von dene Müdder», schaltet sich nun die kompakt gebaute Nadja ein, eine 25 -jährige Zumba-Trainerin aus Geiß-Nidda. «Eine von dene mit dene Kinderwage, die wo immer rumkreische, wenn die Paris hier ein bisschen spielt.»
Nadja hat ihre verwachsene Hündin nach Paris Hilton benannt, ihrem großen Vorbild.
Sollte sie recht haben, würde sich Irmgards Geschlechtsteilabtrennungsvorhaben natürlich schwieriger gestalten.
Wie dem auch sei, die Wut ist groß, das ist deutlich zu spüren.
Ich jedenfalls bin nass genug, möchte nun weiter und verkünde zum Abschied, dass ich, also wir von der Polizei, uns dieses Rasierklingen-Falls annähmen.
Vernehmungsprotokoll in Mordsache Gruber
Tatverdächtiger: Maik Fichtenau ( MF ), geb. 15 . 03 . 1973
Polizeidirektion Alsfeld, 8 . 7 . 1991 , 10 . 30 Uhr
Mordfall Kirsten Gruber, geb. 11 . 3 . 1974
Erdrosselt aufgefunden am 27 . 6 . 1991 , Nidda-Ulfa, Grillplatz Steinkaute
Verhörende Beamte:
Kriminalhauptkommissar Günther Bröhmann ( GB )
Kriminalhauptkommissar Viktor Gummer ( VG )
GB : Maik Fichtenau, möchtest du gestehen, Frau Kirsten Gruber am 8 . 7 . erwürgt zu haben?
MF : (schweigt)
GB : (wiederholt Frage)
MF : (schweigt)
VG : Warst du am 8 . 7 . um 15 Uhr zusammen mit Kirsten Gruber am Grillplatz?
MF : Ja.
VG : Wie lief das Treffen ab?
MF : Wie immer. Wir haben uns jeden Nachmittag dort getroffen. Weil wir dort unsere Ruhe hatten.
VG : Ruhe wozu?
MF : Um zusammen zu sein. In Ruhe, da, wo uns keiner stört.
GB : War Kirsten Gruber deine Freundin?
MF : (nickt) Wir waren verlobt. Füreinander bestimmt.
GB : Warum bist du dann hergegangen und hast sie erwürgt? War das auch «bestimmt»?
MF : Auf solche Fragen antworte ich nicht. Sie wissen nicht, wie sehr wir uns lieben. Sie kennen so was nicht.
GB : Hattet ihr bei diesem Treffen Streit?
MF : Wir streiten nie. Wir haben miteinander geredet, wie immer.
GB : Worüber habt ihr geredet?
MF : Nix Besonderes, es geht euch aber auch nichts an.
VG : Von wann bis wann fand das Treffen statt?
MF : Wir sind um 15 Uhr los, wie immer. Ich bin dann so gegen 17 Uhr ins Dorf zurück.
GB : Warum bist du alleine gegangen? Warum nicht zusammen mit Kirsten?
MF : Weil sie noch allein sein wollte.
GB : Du meinst, weil sie tot war?
MF : Leck mich, so lasse ich nicht mit mir reden.
VG : Das bestimmst du nicht, wie wir mit dir reden. Wieso wollte sie allein zurückbleiben?
MF : Was weiß ich denn?! Einfach so, weil ihr halt danach war. Ist das verboten?
GB : Warum gehst du nicht
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