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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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zusammen. Da zieht sie mich aus dem Stuhl und streckt mich wenige Momente später mit geübten Griffen auf dem Wohnzimmerteppich nieder. Ich liege flach auf dem Bauch, und ehe ich mich’s versehe, hockt Ulrike über mir, krempelt mir mein T-Shirt über den Kopf und reibt sich die Hände mit Öl ein.
    «Kennst du Shiatsu?», fragt sie, und schon habe ich ihre öligen Hände am nackten Rücken.
    Nach einer Viertelstunde bin ich so entspannt wie seit vierzig Jahren nicht mehr. Das gebe ich selbstverständlich nicht zu.
    «Ich würde so gerne den Marvin mal wiedersehen», sagt Ulrike nach Beendigung ihrer Massage und knetet auf dem Boden sitzend ihre nackten Zehen. Ich gucke woandershin und ziehe stattdessen mein T-Shirt wieder über meinen massageöligen Oberkörper
    «Wen?»
    «Na, deinen Kleinen …»
    «Ach, Laurin meinst du?»
    «Oh ja, sorry, Henny-Boy, mit Namen hab ich’s ja nicht so.»
    Den Namen ihres Neffen könnte sie sich aber schon merken, zumal sie «Maharishi Mahesh Yogi», den Namen ihres Ayurveda-Heinis, jederzeit unfallfrei über die Lippen bringt.
    «Ich bin immer wieder sehr traurig», fährt sie fort, «immer wieder aufs Neue, und bitte, lieber Henny-Boy, bitte verstehe das nicht als Vorwurf, es macht mich immer wieder traurig, dass du die Kinder so von mir fernhältst.»
    «Dass mach ich doch gar nicht», patzt der kleine Bruder sofort zurück und regrediert spontan zum Zehnjährigen. «Du warst doch die, die weggegangen ist, und …»
    Ulrike lächelt, schüttelt dabei den Kopf und hält ihren Zeigefinger an meinen Mund. «Ich sagte doch, ich meine das ohne Vorwurf und Anklage, ich bin nur traurig darüber. Und außerdem weiß ich doch auch, dass Franziska den Kontakt nicht wollte.»
    Jetzt bin ich richtig erzürnt. Diese Bemerkung ist genauso falsch wie blöd, und das gibt der Henny-Boy seiner großen Schwester nun auch lautstark zu verstehen.
    Meine Massage-Entspannung ist nun endgültig gewichen, und es zeigt sich einmal wieder, wie schnell sich Geschwister, egal in welchem Alter, immer noch am besten zur Weißglut bringen können.
    «Ich glaube, Franziska war damals, als Melina und Lorin klein waren …»
    « LAURIN !»
    «Sag ich ja, ich glaube, Franzi war eifersüchtig. Auf mich. Denn sie wusste, ich war immer die Starke für dich, die große Schwester, an der du dich festhalten konntest. Sie hatte Angst, dass du dich emotional nicht von mir lösen kannst.»
    «Du hast se doch nicht mehr alle», kreische ich in einer Tonlage, dass sofort meine Mutter und Melina im Wohnzimmer stehen.
    «Ach Kinder», jammert Mutter leise. «Streitet euch doch nicht immer. Reißt euch doch eurer Mutter zuliebe mal ein bisschen am Riemen.»
    Ulrike wuchtet ihre eins siebenundachtzig vom Boden hoch, tätschelt die Hand unserer Mutter und sagt: «Ach, Muddili, wir streiten doch nicht, wir suchen uns nur immer wieder neu.»
    «Ich suche einen Scheißdreck», krähe ich weiter, noch immer wie ein kleiner zorniger Bub auf dem Boden sitzend. «Ich will mir nur nicht diesen Psycho-Dünnschiss die ganze Zeit anhören.»
    «Henning», fährt mich meine Mutter streng an, «nicht diese Ausdrücke vor dem Kind.»
    Das «Kind» verdreht die Augen, nuschelt: «Was seid ihr alles nur für Psychos», geht zurück in die Küche, gießt sich ein Glas Weißwein ein und pumpt es in einem Zug ab.

Kapitel 13
    W ie siehst duuu denn aus?», kreischt Melina und schickt ein hämisches Kichern hinterher.
    «Wieso?», frage ich und blicke an mir herunter. O.k., die Cowboystiefel habe ich das letzte Mal lange vor Melinas Geburt getragen, meine Hemden lasse ich sonst eher selten bis zum Brustbein geöffnet, und die Eighties-Stonewashed-Jeansjacke ist vielleicht tatsächlich etwas, na, sagen wir, retro.
    Das Kichern meiner Tochter ist inzwischen höhnischem Gelächter gewichen, und noch bevor ich irgendetwas zu meiner Verteidigung hervorbringen kann, werde ich auch schon mit dem Handy fotografiert.
    «Lass das», protestiere ich. «Und da wird nichts gepostet, hörst du? Nix Facebook oder so, verstanden!»
    An Melinas Gesicht erkenne ich, dass es schon zu spät ist. In diesem Moment erscheine ich weltweit, die Jungs bei der NSA werden mal wieder ihre Freude haben.
    «Was soll denn dieses Loch in der Hose? Hast du das nicht gesehen?» Melina zeigt angewidert mit dem Finger auf meinen Oberschenkel.
    «Was? Ach so, äh, na ja, das soll so … äh, sein …»
    «Waaas?»
    «Ja, ist das nicht … lässig?», frage ich mit immer dünner

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