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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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hinläuft.»
    «Du, Manni, ja, mach das ruhig, ich glaub, die freuen sich alle, wenn du die jetzt mal besuchst. Die sind alle im Konferenzraum. Da ist grad super Stimmung.»
    Doch Manni schüttelt den Kopf.
    «Ach, erst mal freu isch misch, dass isch disch antreff, mein Bröhmännsche, das schickt.»
    Schicken ist ein hessisches Wort für genügen.
    «Weißte, Henni, weiß grad net so rischtisch, wohin mit mir. Fühl misch, wie soll isch saache, so …»
    An Mannis Stirn ziehen mit einem Mal Wolken auf.
    «… so verlorn.»
    «Verloren? Du?»
    «Ja, isch! Weißte, wenn einen die Muddi rausschmeißt, dann macht das einen nachdenklisch, verstehste? Da stellt man sisch auch schon mal ein paar existierende … äh existenzialistische Fraache.»
    «Aha.»
    «Weißte, so was wie: Wer bin isch, wo komm isch her, und wenn ja, warum auch net?!»
    «Hmm», mache ich und bin kurz davor, ihn doch zu mir nach Hause einzuladen. Vielleicht besser, als alleine zu sein. Manni kann einem auf seine sehr eigene Art und in Maßen genossen auch mal guttun. Jedenfalls würde er mich wirkungsvoll von mir ablenken, und das wäre im Moment wahrlich nicht verkehrt. Er legt seine Hand auf meine Schulter. «Mir ist nämlisch klargeworde, isch bin alleiner, als die Leut so denke.»
    «Du?», erwidere ich. «Du bist doch ständig unterwegs, triffst dich mit deinen Kumpels und gehst was trinken oder so …»
    «Ach, hör doch uff.»
    So kenne ich ihn gar nicht. Der immer locker draufige Launebär präsentiert mir eine neue Seite. Melancholisch schüttelt er den Kopf.
    «Welsche Kumbels dann, häh?»
    «Na ja, zum Beispiel die vom Grillverein?»
    «Grill
sport
verein!»
    «Ja, ich weiß, Grillsportverein.»
    Wie könnte ich meinen Besuch bei den «Rainroder Schweinebäuchen» vergessen, als ich den naiven Versuch wagte, einen Bio-Hähnchen-Paprikaspieß mit Aluunterlage auf einen richtigen Männerschwenkgrill zu legen? Ich wurde damals behandelt, als hätte ich eine Kinderleiche grillen wollen.
    «Oder die Feuerwehrleute, mit denen du immer diese Ausflüge zur Loreley machst.»
    Manni schüttelt nun noch heftiger den Kopf.
    «Weißte, Henni, wenn isch von mir als ‹Lonesomen Wolf› singe, dann mein isch damit net nur die Mami. Isch mein das allgemein. So rischtisch, wie soll isch saache, so rischtisch gehör isch doch nirgends dazu. Da mach isch mir nix vor. Isch bin und bleib einfach immer ein Fremder!»
    Wieder drängt es mich, ihn zu mir einzuladen und mich mit ihm gemeinsam zu betrinken. Aber ich habe mir vorgenommen, das alleine zu tun. Das ziehe ich jetzt durch.
    «Manni, du und ein Fremder? Wenn du kein waschechter Vogelsberger bist, wer dann?»
    Nun lacht er laut auf.
    «Was? Isch? Isch und waschescht? Isch alter Zigeuner? Wo isch überall rumgekomme bin? Isch wohn doch erst seit 27  Jahrn hier, bin ein ewisch Zugereister, verstehste?»
    Nun öffne ich doch schon mal die Autotür, um ihm vorsichtig zu signalisieren, dass ich auf dem Sprung bin.
    «Geborn bin isch in Dieburg … Südhesse, verstehste? Weißte, was das heißt? Nix Mittelhesse, schon gar net Osthesse und schon erst rescht gar net Oberhesse. Von da gings an den Edersee, dann in den Taunus nach Ober-Erlebach, dann rüber nach Schöffegrund in de Lahn-Dill-Kreis, danach Orteberg, Wetterau und dann erst Schotte.»
    «Na, und», sage ich und sitze schon halb auf meinem Fahrersitz. «Da bist du doch ein richtiger Hesse. Reicht doch.»
    «Haha, abhake, wie tu isch dann schwätze? Nix Fisch, nix Worscht. Die Jungs von den Grebenhainer Hobby-Brennholzspaltern, die saache immer, isch schwätz wie so ’n
Gießener
! Weißte, wie weh das tut? Wie ein Gießener? Isch? Und außerdem tät isch das ‹r› net rischtisch rolle.»
    «Du, entschuldige, Manni, aber ich muss jetzt wirklich los», sage ich und starte schon mal den Motor. «Wir können das ja wann anders noch mal vertiefen.»
    Doch Manni weicht nicht von meiner Seite.
    «Na ja, so ’n kleines Tunnellischt am Ende des Horizonts gibt’s seit vorgestern schon.»
    Ich schnalle mich an, löse die Handbremse und lasse die Fensterscheibe hoch.
    «Willste net wisse, was isch wo damit mein?», fragt Manni und steckt seine Hand in den Spalt.
    Nein, will ich jetzt eigentlich nicht mehr, denke ich, sage es aber nicht.
    «Das kann isch mir vorstelle, dass du da neugierisch bist. Isch verrat’s dir aber net. Noch net! Nur so viel: Es hat mit einer Dame zu tun, die isch gestern ganz zufällig im ‹Saloon› in Rudingshain getroffe

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