Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
Vom Netzwerk:
sie hat vorhin angerufen, dass sie Bauchschmerzen hat, und ich soll sie doch bitte holen.»
    Nun weint sie wieder. Das fehlte noch.
    «Du bist so ein guter Mann, so ein toller Vater», schluchzt sie. «Du holst deine Tochter, obwohl du mit mir schlafen könntest.»
    Sie muss
jetzt
weg hier, über alles andere kann ich mir dann Gedanken machen. Bitte, Rike, bitte, zieh dich jetzt an und geh!
    Doch stattdessen weint sie noch ein wenig.
    «Ich muss jetzt wirklich los», sage ich. «Und du auch!»
    «Berühr mich noch mal bitte, bevor du gehst.»
    «Lass uns das doch morgen in aller Ruhe besprechen, o.k.? Ich kann gerade nur an meine arme Tochter denken.»
    «Du bist so gut, hihi.»
    «Los, Rike, zieh dich jetzt an!»
    «Soll ich nicht doch besser bleiben? Ich kann mich doch um Melina kümmern, wenn ihr wieder da seid.»
    «Nein», entfährt es mir. «Das wäre nicht gut. Du weißt doch, äh, wie Pubertierende so sind.»
    «Ja, hihi.»
    «Rike, es eilt!», schreie ich so laut, dass es wieder locker für Frau Hubschmitt reicht.
    Endlich steht sie auf, noch immer mit der Nagelfeile in der Hand. Langsam geht sie auf mich zu. Was passiert jetzt? Nichts.
    Sie geht an mir vorbei und zieht sich endlich, endlich ihre Hose an.
    Meine Ohren glühen, und an meiner Flanke läuft ein Rinnsal Schweiß hinab.
    Beim gemeinsamen Verlassen des Hauses wehre ich jegliche Körperberührungen erfolgreich ab.
    Auf dem Balkon des Nachbarhauses steht Frau Hubschmitt und gießt die Geranien. Sie schaut mich stumm an, während unten aus den Töpfen Wasser herausläuft.
    Als ich meine Autotür öffne, gelingt es mir nicht mehr, Rikes finalen Angriff abzuwehren, und so habe ich unter den aufmerksamen Augen von Frau Hubschmitt einen kurzen Moment lang ihre Zunge im Hals. Ich schiebe sie so schnell es geht mit meiner eigenen Zunge wieder dahin, wo sie hingehört, drücke Rikes Körper mit einer Hand weg, springe in mein Auto und verriegele die Tür.
    «Bis morgen!», ruft sie mir noch zu und geht zu ihrem eigenen Wagen.
    Danach tue ich so lange so, als müsste ich etwas an meinem Navi einstellen, bis sie mit ihrem kleinen Fiat endlich von dannen gefahren ist.
     
    Doch ich traue dem Frieden nicht. Vielleicht lauert sie noch in der Nähe. Ich wage es nicht, ins Haus zurückzukehren, ich muss irgendwohin fahren und den Anschein erwecken, dass ich tatsächlich Melina abhole. Doch wohin? Ich brauche irgendein Ziel.
    Nervös und hilflos blicke ich mich im Auto um und entdecke auf meinem Beifahrersitz einige Bürounterlagen, die ich dort habe liegenlassen. Auf der Fußmatte liegt, wohl aus dem Ordner herausgepurzelt, das Vokuhila-Foto von Andreas Burgholtz, das wir in Kirsten Grubers Tagebuch fanden. Unter dem Foto steht die von Teichner recherchierte Adresse.
    Da fahre ich jetzt hin. Und vielleicht ist er ja da, und ich kann mit ihm ein wenig reden. Warum auch nicht? Ich kann mich heute Abend zu Hause ohnehin nicht mehr entspannen. Also, Bröhmann, einfach weitermachen, hinfahren, auch wenn ich noch immer meine Jogginghose trage, doch egal, die Kontrolle über mein Leben habe ich ohnehin schon längst verloren.
    Also gebe ich die Adresse in mein Navi ein und fahre los.

Kapitel 25
    O bwohl ich mein ganzes Leben in dieser Region lebe, entdecke ich doch immer wieder neue Ecken. Da glaubt man sich fernab jeder Zivilisation, und doch taucht plötzlich wieder ein Haus auf, wo man schon lange nur noch Wald vermutete. So geht es mir heute auch hier ganz in der Nähe der über 700  Meter hohen Herchenhainer Höhe.
    Chantal, mein Navigationsgerät, ist schon längst wieder zickig und will mir im entscheidenden Moment nicht mehr weiterhelfen. Sie ist beleidigt, da ich sie seit bald zwei Jahren nicht mehr mit aktuellem Kartenmaterial versorgt habe. Chantal fühlt sich vernachlässigt, das gibt sie mir vor jedem neuen Start mit vorwurfsvoller Stimme mit auf den Weg.
    Am Ende eines schmalen Waldweges finde ich trotzdem irgendwann das Haus Nr.  32 . Ein blauer Passat parkt in der Einfahrt, Anlass also zur Hoffnung, Andreas Burgholtz anzutreffen. Burgholtz ist unverheiratet, steht in den Unterlagen, er hat keine Kinder und lebt seit fünfzehn Jahren allein in diesem einsamen holzvertäfelten Haus in der Nähe des Herchenhainer Skigebiets. Wie ein Ferienhaus kommt es daher. Der Fußweg zur Haustür ist liebevoll gepflastert, das Brennholz an der Seitenwand akribisch gestapelt. Alles macht einen aufgeräumten, aber nicht zwanghaft ordentlichen Eindruck, irgendwie

Weitere Kostenlose Bücher