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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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wegbekomme.
    «Lieb mich, bitte lieb mich», kreischt sie als Nächstes und beginnt dann laut zu weinen.
     
    Das Fenster steht offen. Was wohl Frau Hubschmitt, meine aufmerksame Nachbarin, von diesem Rike-Ausruf hält? Frau Hubschmitt, die alles hört, die alles weiß, was in Bad Salzhausen vor sich geht. Frau Hubschmitt, die mich Sommer für Sommer darauf hinweist, wann und wie ich meine Hecke zu schneiden habe. Frau Hubschmitt, die über meine Eheprobleme mit Franziska besser Bescheid weiß als ich selbst. Diese Frau Hubschmitt hörte nun also, wie eine erkennbar und maximal erregte fremde Frau «Lieb mich, lieb mich» aus meinem Schlafzimmerfenster brüllt.
    Dass Rike einen Sprung in der Schüssel hat, war klar. Dass die Schüssel allerdings schon so zersprungen ist, das habe ich nicht geahnt.
    Ich muss handeln. Doch ich weiß nicht, wie. Ich weiß nur, ich will ihren Venushügel nicht länger an meinen Oberschenkel gepresst bekommen.
    «Beruhige dich bitte», versuche ich es nun in etwas milderem Tonfall. Es gelingt mir, sie sachte zur Bettkante zu führen. Dort setze ich sie ab. Ich hocke mich daneben, lasse aber genügend Abstand.
    Deeskalieren!
    «Wie lange bist du denn schon hier?», frage ich.
    «Keine Ahnung, aber für dich warte ich ein ganzes Leben, wenn es sein muss.»
    Ich bekomme Angst. Rike kichert.
    «Was mache ich hier eigentlich? Sitze hier in Unterwäsche auf deinem Bett, hihi. Was musst du nur von mir denken? Denk bitte nicht, dass ich so eine bin, die gleich mit dem Nächstbesten ins Bett springt. Das darfst du nicht denken, Henning, hörst du?»
    «O.k., pass auf, Rike,
das
hier, ja? Das will ich nicht. Du hast hier nichts zu suchen!»
    «Das ist süß, hihi.»
    Sie rückt näher an mich heran und lehnt ihren Kopf an meine Schulter.
    Ich rücke wieder von ihr weg.
    «Ich find das süß von dir, dass du so zurückhaltend bist. Andere Männer hätten das sofort ausgenutzt. Eine Frau in ihrem Bett, hihi. Aber du bist anders.»
    Ich stehe auf und suche nach ihren Klamotten. «Rike, ich will jetzt, dass du gehst», sage ich noch einmal.
    Doch sie hört mich nicht.
    «Erst dachte ich, als du mich auf der Abifete angesprochen hast, du willst mich nur ins Bett kriegen. Dann habe ich aber schnell gespürt, wie, na ja, wie unsere Seelen sich küssten.»
    Sie greift zum Nachttisch und kramt nach irgendetwas in ihrer Tasche. Sie holt eine Nagelfeile hervor. Eine sehr spitze Nagelfeile. Was will sie damit?
    Sie feilt sich die Nägel.
    «Du hast mich
nicht
verarscht, Henning. Du hast es ernst gemeint mit mir. Du gibst mir meinen Lebensmut zurück. Dafür danke ich dir zutiefst, hihi.»
    Sie lacht mich an, dass es mich schaudert. Was soll ich denn jetzt tun? Wie kriege ich sie hier weg, ohne dass ich gleich eine Nagelfeile im Auge habe?
    «Es ist gut», sagt sie nun, «wenn du diese Franziska loslässt. Sie tut dir nicht gut, sie macht dich kaputt. Sie zerstört dich und deine Kinder, die Mörderin.»
    Ich schweige eine Weile, da mir keine Reaktion darauf einfallen will.
    Als würde sie ahnen, in welche thematische Richtung meine nächste Bemerkung ausfallen könnte, sagt sie:
    «Schick mich jetzt nicht weg, hörst du? Und setz dich bitte wieder hin.»
    Aber ich bleibe stehen, werfe ihr ihre Klamotten auf den Schoß und bitte sie ein weiteres Mal, dieses Haus zu verlassen. Vergebens.
    «Ich spüre dich. Ich spüre auch, dass du jetzt hier gleich mit mir schlafen willst. Ich rieche deine Erregung.»
    Sie greift nach meiner Hand, die ich sofort wegziehe. «Und ich hab’s gefühlt, Henning, als wir uns neulich umarmten, ich hab gefühlt, wie erregt du warst.»
    «Das ist nicht wahr», sage ich patzig und merke gleich, dass all mein Gerede zu nichts führt. Doch sexuelle Erregung geht anders, erinnere ich mich dunkel.
    «Weißt du, Henning, ich hatte nie Glück mit Männern. Alle haben mich benutzt und belogen. Das passiert mir nicht noch mal. Heute bin ich schlauer. Wenn mich jemand verletzt, dann bin ich es selber.»
    Verstohlen blicke ich auf ihren linken Unterarm, den kleine Narben zieren. In der rechten Hand hält sie noch immer die Feile. Eine unschöne Kombination.
    Ein neuer Plan muss her. Eine Notlüge.
    «Pass auf, Rike, wir machen das so. Wir treffen uns morgen. Ich muss nämlich jetzt gleich los … äh … Melina abholen.»
    «Die übernachtet doch bei Jenny», sagt sie trocken.
    Woher in Gottes Namen weiß sie das schon wieder? Es gruselt mich immer mehr.
    «Ja, stimmt, das hatte sie vor, aber

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