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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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seine Familie, haben alle mehr und mehr aufgehört, daran zu glauben, dass er noch am Leben ist.
    Er atmet schwer. Die Bronchien. Mein Vater ist Asthmatiker und sitzt ohne Medikamente seit zehn Tagen hier unten in diesem feuchten Loch.
    «Mir wird schon was einfallen», presse ich auf der Suche nach einer mutmachenden Bemerkung sinnlos hervor.
    «Ausgerechnet dir», antwortet er keuchend. «Ausgerechnet dir soll was einfallen?»
    «Ach, dann leck mich doch», murmele ich so leise es geht, und erschrecke über mich selbst.
    «Wie bitte?»
    «Nichts!»
    «Wie nichts?»
    «Leck mich doch, habe ich gesagt», bringe ich nun laut und deutlich hervor. «Dann lass mich doch in Ruhe, Papa. Und entschuldige, dass ich dich hier rausholen wollte. Wird nie wieder vorkommen.»
    «Da hast du recht, Sohn, das wird tatsächlich nie wieder vorkommen.»
    «Immer das letzte Wort», murmele ich.
    «Was? Kann man nicht hergehen und wenigstens mal jetzt laut und deutlich mit seinem alten Vater reden?»
    «Du musst immer das letzte Wort haben, habe ich gesagt», schreie ich.
    «Blödsinn», meckert mein Vater. «Wer muss denn immer noch so einen dämlichen Spruch hinterherschießen?»
    «Siehste, schon wieder!»
    «Was schon wieder?»
    «Na, schon wieder das letzte Wort haben.» Was tue ich hier eigentlich gerade? Vielleicht sind das gerade die letzten Worte überhaupt, die wir miteinander sprechen.
     
    Mein Vater hustet und keucht wieder, und mir wird übel. Dann höre ich Fichtenau die Treppe herunterkommen, eher herunterrennen.
    Wenige Sekunden später öffnet er die Tür unseres Kellerraumes und steht mit einer Pistole in der linken Hand vor uns. Dürr, mit löchrigem Vollbart, tiefen Augenringen und verfilztem Haar bietet er genau den trostlosen Anblick, der zu erwarten war.
    «Scheiße, Mann», haspelt er. «Was soll die Scheiße, Mann?»
    Ich bin mir nicht sicher, ob dies eine Frage an mich ist, auf die ich in irgendeiner Form antworten soll.
    «Mannmannmann, was soll die Scheiße, Mann? Jetzt muss alles schneller gehen.»
    Das klingt wiederum nicht gut.
    «Mann, du bist wirklich alleine hier, oder? Du bist alleine gekommen, oder? Alleine? Ich habe keine weiteren Bullen gesehen. Sag, dass du alleine gekommen bist. Sonst knall ich dich gleich ab, Mann.»
    Seine Betonung auf das Wort «gleich» gefällt mir so gar nicht.
    «Ich bin alleine gekommen», sage ich und halte dies auch für die einzig sinnvolle Antwort. Zumal es ja auch der Wahrheit entspricht.
    «Trotzdem muss jetzt alles schneller gehen. Jetzt müssen wir das Ding zu Ende bringen. Wie habt ihr das rausbekommen, Mann?»
    «Was meinst du?», frage ich zaghaft.
    «Dass ich hier bin, Mann!», schreit er und fuchtelt bedrohlich mit der Waffe herum.
    «Ach so, äh, das hab ich eigentlich gar nicht, ich wollte nur …»
    «Fresse, Mann!»
    O.k., Mann hält besser Fresse.
    «Jetzt kommen doch deine Scheiß-Kollegen gleich und …»
    «Nein», rufe ich dazwischen, «die wissen nicht, dass ich hier bin. Ehrlich, Ehrenwort. Ich wollte nur zu Herrn Burgholtz.»
    Nun scheint es in seinem Hirn ein wenig zu arbeiten. Fichtenau ist unter Druck, und so richtig zurechnungsfähig kommt er auch nicht rüber. Ich muss ihn irgendwie beruhigen, nur wie?
    «Hey, Maik, Mann», sage ich dann einfach mal. Vielleicht kann ich mit der sprachlichen Kumpelei ein bisschen Nähe herstellen oder Vertrauen aufbauen. «Kennst du mich denn nicht mehr?»
    «Fresse!»
    «Wir sind doch der gleiche Jahrgang, gell? Weißte nicht mehr, wie wir mal zusammen, äh, abgehangen haben.»
    «Fresse, du Penner!»
    «Ach, Henning, lass es doch einfach», grummelt der Vater von der Seite.
    Fichtenau kommt einen Schritt näher auf mich zu.
    «Eigentlich will ich dich gar nicht töten, Mann. Du hast mit der Scheiße ja nichts am Hut. Aber was bleibt mir denn anderes übrig, du Penner? Warum musstest du hierherkommen?»
    Das frage ich mich inzwischen auch, und ich merke, wie meine Knie wieder zu zittern beginnen, wie die Angst reeller wird, wie mir die Ausweglosigkeit immer klarer wird. Zeit gewinnen, nur darum kann es jetzt gehen.
    «Mach bitte keinen Blödsinn, Maik, wir wissen inzwischen, dass du Kirsten nicht getötet hast», schwindle ich. «Wenn du uns hier laufen lässt, dann werden wir nichts gegen dich unternehmen, versprochen! Du hast schon lange genug unschuldig sitzen müssen.»
    Nun habe ich den Waffenlauf auf meiner Stirn.
    «Wieso bitte, wieso soll ich plötzlich euch Bullen vertrauen? Kannst du mir das

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