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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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erklären? Nachdem dein Alter mich eingebuchtet hat.»
    Mein Vater wendet sich ab, er scheint tatsächlich mit allem abgeschlossen zu haben.
    «Ich habe Kirsten gekannt. Sie war ein tolles Mädchen», versuche ich es nun auf diese Art. Ein Fehler, denn Maik Fichtenau drückt mir nun die Pistole noch fester an den Schädel und kreischt, niemand habe das Recht, seine Kirsten als «toll» zu bezeichnen. Danach sieht auch er, dass ich am ganzen Leib zittere.
    Mein Vater hustet. «Hören Sie, Fichtenau», krächzt er, «lassen Sie ihn am Leben. Er hat damit nichts zu tun. Er hat Frau und Kinder. Machen Sie mit mir Schluss, und lassen Sie ihn laufen. Er wird Sie nicht verfolgen. Ihm können Sie vertrauen, er ist nicht so wie … ich.»
    Fichtenau wendet sich ein wenig von mir ab, sodass es mir gelingt, wieder einmal zu atmen.
    «So, er ist nicht wie Sie. Er droht also nicht in Verhören mit Folter? Nein? Er schlägt nicht zu, während sein Kollege mich festhält?»
    Ach du Scheiße! Das also hat mein Vater gemeinsam mit Kollege Gummer gemacht. Entsetzt suche ich Blickkontakt zu meinem Vater, doch er schaut mich nicht an.
    «Genau», murmele ich tonlos, «ich bin nicht wie er.»
    Fichtenau murmelt einige wahllose «Manns» durch den Raum, ehe er sich erschöpft auf den Boden setzt und sich meinem Vater und mir gegenüber an die Wand lehnt.
    Ich versuche weiter, mit ihm im Gespräch zu bleiben, eine Bindung aufzubauen, Vertrauen zu gewinnen. So, wie wir es mal auf der Polizeischule gelernt haben.
    «Wie stellst du dir denn vor, wie das mit dir weitergehen soll, wenn du uns hier umgebracht hast? Glaubst du wirklich, dass sie dich nicht finden werden? Was willst du denn machen?»
    «Ich werde, wenn ich mit allem fertig bin, zu Kirsten gehen. Endlich.»
    Scheiße. Er will zu Kirsten gehen! Was ja nur heißen kann, dass er so gar nichts zu verlieren hat, dass er diesen Wahnsinnstrip hier durchziehen wird.
    «Was ist mit dem Burgholtz?», frage ich. «Was hat er mit alldem zu tun?»
    Fichtenau hebt langsam seinen Kopf, blickt mich lange an, sagt dann aber nichts.
    «Henning», brummt mein Vater, «lass es gut sein, es ist vorbei. Find dich damit ab.»
    Mein Vater ist zermürbt. Seit zehn Tagen liegt er hier in ständiger Todesangst. Er will einfach, dass es aufhört. Er hat noch nie seine Gefühle offen vor sich hergetragen, doch jetzt hier hat er sie alle auf Eis gelegt.
    «Burgi ist einer der Hauptschuldigen», wispert Fichtenau. «Durch seine Tat sind wir alle hier. Verstehste, Mann?»
    Nein, ich verstehe nicht.
    «Er hat sie sich einfach genommen. Einfach so. Kirsten und ich wollten immer warten. Sie war keine Nutte, so wie die anderen. Wir hatten alles schon geplant, wir wollten heiraten und so. Aber er hat sie mir genommen, und er hat sie entehrt.»
    Ich hatte so etwas Ähnliches erwartet. In den Vernehmungsprotokollen standen schon einige Bemerkungen darüber, wie Kirsten und er das mit dem vorehelichen Geschlechtsverkehr handhaben wollten.
    «Und denkst du nun, dass Burgholtz sie getötet hat?», frage ich weiter.
    «Darum geht’s doch gar nicht, Mann. Es geht darum, dass ich sie retten wollte. Nicht nur vor ihrem Vater, Mann, sondern auch vor Burgi, diesem Schwein. Und nun muss er bezahlen. Ganz einfach. Wir alle müssen bezahlen, ich, Gummer, dein Vater, Burgi …»
    Und ich auch. Einfach nur dafür, dass ich hier bin.
    «Und weil du Penner hier aufkreuzen musst, kann ich mich jetzt beeilen, Mann. Das kotzt mich an.»
    Wieder versuche ich ihm klarzumachen, dass er keine weiteren Polizisten zu befürchten habe, dass keiner wisse, wo ich bin. Doch er glaubt mir nicht.
    «Burgi ist der Nächste», sagt er und steht langsam auf.
    «Mach kein’ Scheiß», rufe ich. Superspruch.
    Maik Fichtenau lächelt mich wirr an, schüttelt den Kopf und murmelt irgendetwas Unverständliches vor sich hin. Ich verstehe nur Bruchteile wie «Ich muss es jetzt tun» und «Kirsten, für dich». Dann verlässt er den Raum.
     
    Zehn Sekunden später höre ich Andreas Burgholtz laut «Nein» schreien. Ich schreie mit, mein Vater nicht; er hat sich stattdessen auf die Seite gelegt und hält sich die Ohren zu.
    Mach was, Bröhmann, mach was … nur was? Am Heizungsrohr angekettet, bleiben die Möglichkeiten recht überschaubar.  
    Vielleicht ist das jetzt nur eine Verzweiflungstat, von einer durchdachten Idee jedenfalls kann keine Rede sein, doch ich beginne zu singen:
    «Wie eine Bluuuume am Winterbeginn, so wie ein Feuer im eisigen

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