Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
kettet mich ab und befiehlt mir: «Los, hoch da. Du machst da jetzt auf und sagst, dass du ein Freund von Burgi bist und er gerade an der Tanke was zu saufen holt. Kapiert, Mann?»
Ich nicke stumm, während wir die Kellertreppe hinaufsteigen und ich seine Waffe auf der Wirbelsäule spüre.
«Machst du irgendwelche Faxen, drücke ich ab», zischt er, schiebt mich vor die Haustür und stellt sich seitlich neben mich, sodass der Besucher ihn nicht sehen kann.
Ich öffne die Tür und werde von einer Frau besprungen. Die Stalker-Rike hängt wieder einmal wie ein Klammeräffchen an meinem Bauch.
«Liebster, oh Gott, mein Liebster, geht’s dir gut? Ich habe Hilfe-Schreie gehört.»
Noch ehe Maik Fichtenau Gelegenheit hat, seine Verdutztheit abzulegen, renne ich mit der immer noch an mir hängenden Rike bewaffnet die zwei Schritte auf ihn zu und ramme ihm ihren knöchrigen Hintern gegen den Arm. Die Pistole fällt zu Boden. Und wir alle mit.
Leider gelingt es Fichtenau schneller als mir, die Waffe wieder zu fassen zu bekommen, doch in dem Moment, in dem er sie auf mich richten will, sprüht ihm die in einem fort schrille Töne kreischende Rike etwas aus einer Dose in die Augen. Pfefferspray. Fichtenau schreit und schießt dabei einmal an die Decke, ehe ich ihm ins Gesicht schlage und seine Waffe in meine Gewalt bekomme.
Ich richte sie auf ihn.
«Los, mach es», schreit Rike. «Er wollte dich töten, los schieß, er wollte meinen Henning töten.»
«Du spinnst», zische ich sie an.
«Dann mach ich es», keift sie weiter. «Komm, gib her!»
«Ich erschieße hier niemanden, verstanden? Und du, hör mir jetzt bitte mal zu», brülle ich aufgeregt durch den Hausflur und halte dabei Augen und Waffe auf den noch immer benommenen Maik Fichtenau. «Du lässt mich und meine Familie ab jetzt in Ruhe. Ist das klar?»
«Meinst du jetzt mich oder ihn da», fragt Rike verstört.
«Dich, verdammt noch mal, dich meine ich. Merk dir: Ab sofort hältst du dich von mir fern. Keine Besuche, keine Anrufe, kein gar nichts.»
Rike wirkt für einen kurzen Moment tatsächlich verschreckt, doch dann sagt sie: «Du stehst unter Schock, Liebling, keine Angst, ich bin doch bei dir.»
Ich fordere Fichtenau auf, aufzustehen und mit mir in den Keller zu gehen. Rike muss ich zu nichts auffordern, die bleibt ohnehin an meiner Seite kleben, es sei denn, ich erschieße sie.
«Hier rein», befehle ich Maik und stoße ihn in den Raum, in dem Burgholtz liegt.
«Ohgottohgottohgottohgott», macht Rike hinter mir.
Der atmet ja noch. Das gibt’s ja nicht. Andreas Burgholtz lebt noch.
Hektisch fordere ich Rike auf, mir den Schlüsselbund rüberzureichen, den Fichtenau auf einem Holzschrank abgelegt hat. Sie tut es. Dann trage ich ihr auf, Polizei und Notarzt zu rufen. Ich öffne die Kette, an der Burgholtz’ Beine gekettet sind, und kette stattdessen seinen Mörder fest. Maik Fichtenau hat aufgegeben; er macht keine Anstalten mehr, sich in irgendeiner Form zu wehren oder mir gar die Waffe wieder zu entreißen.
Immer und immer wieder ohrfeige ich den ohnmächtigen Burgholtz. «Hören Sie mich, Andreas, hören Sie mich? Machen Sie jetzt nicht schlapp! Es ist vorbei, gleich kommt der Notarzt. Sie schaffen das …»
Zehn Minuten später sind die Sanitäter da und versorgen ihn sofort an Ort und Stelle.
Endlich komme ich dazu, meinen Vater zu befreien. Ich kette ihn ab, atme den über Tage angewachsenen Altherrengestank ein, helfe ihm langsam auf, blicke ihm in die verweinten Augen und umarme ihn so lange und so fest wie noch nie in meinem ganzen Leben. Über meine Schulter erblickt er Rike:
«Wer ist das denn?»
«Sie ist, äh, so etwas wie eine … verdeckte Ermittlerin.»
Danach frage ich den Notarzt, wie es um Andreas Burgholtz stünde.
«Er schafft es», antwortet er. «Er hat verdammtes Glück gehabt, der Schuss traf keine lebenswichtigen Organe.» Da beginne ich zu weinen.
Kapitel 26
W ir sitzen im Krankenhaus und hoffen, dass es meinem Vater, der kurz nach seiner Befreiung und noch bevor die Polizei eintraf zusammenbrach und das Bewusstsein verlor, schnell wieder bessergeht.
Neben mir sitzt Rike, die unaufhörlich versucht, mir die Hand zu tätscheln. Ich hatte schlicht zu wenig Kraft, sie loszuwerden.
Mutter und Schwester sitzen mir übermüdet und ängstlich, aber glücklich gegenüber und wundern sich, wer diese dürre blasse Frau da neben mir ist.
Mein Vater hat einen Schwächeanfall erlitten und zudem irgendeinen
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