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Tote im Salonwagen

Tote im Salonwagen

Titel: Tote im Salonwagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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abhängen. Ich biete Ihnen einen überaus großen Vorschuß, es ist ein Vabanquespiel für mich. Wenn Sie abstürzen, wäre das das Ende meiner Karriere. Sie sehen, Selesnjow, ich spiele mit absolut offenen Karten. Wie ist übrigens Ihr revolutionärer Deckname?«
    »Rachmet.«
    »Aha. Für mich sind Sie … sagen wir: Gwidon. Der Märchenprinz.«
    »Wieso Gwidon?« Selesnjow zog irritiert die Stirn in Falten, so als könnte er dem Gang der Ereignisse überhaupt nicht mehr folgen.
    »Sie kommen von Ihrer Insel Bujan zu mir ins Reich des ruhmreichen Saltan geflogen. Mal als Mücke, mal als Fliege, mal als Hummel.«
    Mit einem Mal begriff Fandorin, daß die Anwerbung schon stattgefunden hatte. Ohne noch zugestimmt zu haben, hatte Selesnjow die unsichtbare Grenze bereits überschritten.
    Der Rest war tatsächlich eine Sache von Minuten.
    Als erstes gab Rachmet zerstreut, so als hätte es nichts zu bedeuten, Antwort auf einige Fragen, die der virtuose Verhörführer ihm in rascher Folge stellte: nach der Personalstärke der Kampfgruppe (man erfuhr, daß sie nur zu viert waren – ein Anführer namens Grin, ein Jemelja, ein Stieglitz und er, Rachmet, selbst), sodann zu den Charakteristika jedeseinzelnen, die Rachmet in klaren, deftigen Worten preisgab. Über den Anführer äußerte er sich beispielsweise so: »Er ist wie Frankenstein aus einem englischen Gruselroman, halb Mensch und halb Maschine. Wenn er spricht oder sich bewegt, hört man die Zahnräder knirschen. Für Grin gibt es nur Schwarz und Weiß. Den kann man nicht in Verlegenheit bringen.«
    Ebenso bereitwillig und widerstandslos nannte Rachmet die Adresse eines konspirativen Quartiers, und selbst die Bereitschaftserklärung zur freiwilligen Mitarbeit unterschrieb er so schwungvoll wie einen Liebesbrief. Er machte dabei keinen irgendwie erschrockenen oder verlegenen Eindruck, eher wirkte er versonnen, wie wenn einer dabei ist, neue, überraschende Horizonte für sich zu entdecken, ohne sie schon recht abzusehen.
    »Sie können gehen, Gwidon«, sagte Posharski und drückte ihm fest die Hand. »Ihre Aufgabe ist es, Grin zu finden und an uns auszuliefern. Keine leichte Aufgabe, aber Sie sind ihr gewachsen. Sie müssen keine Angst haben, daß wir Sie täuschen. Sie sind für uns jetzt der wichtigste Mann, eines Tages werden wir Sie auf Händen tragen. Kontakt halten wir wie vereinbart. Gehen Sie mit Gott. Oder falls Sie an den nicht glauben: Hals- und Beinbruch.«
    »Der brennt uns durch«, sagte Burljajew mit Überzeugung in der Stimme, kaum daß sich hinter dem Ex-Terroristen Rachmet und frischgebackenen »Mitarbeiter« Gwidon die Tür geschlossen hatte. »Sollen wir nicht wenigstens ein paar gute Agenten auf ihn ansetzen?«
    »Auf gar keinen Fall«, sagte der Fürst kopfschüttelnd und gähnte. »Erstens könnten die Agenten bemerkt werden, und damit wäre auch er aufgeflogen. Zweitens sollten wir uns hüten,unser Mücklein durch Mißtrauen zu kränken. Ich kenne diesen Menschenschlag. Rachmet wird zuverlässig für uns arbeiten, und das nicht aus Angst, sondern aus Überzeugung, mit Hingabe und Phantasie. Aber nur solange der Nervenkitzel nicht nachläßt. Das ist das Allerwichtigste, meine Herren: diesen Moment abzupassen. Denn er kommt gewiß. Eines Tages wird unserem Gwidon einfallen, es könnte noch pikanter sein, doppelten Verrat zu begehen, beide Puppen nach seiner Nase tanzen zu lassen, die Polizei und die Revolution. Die Leitung des Marionettentheaters zu übernehmen, sozusagen. In dem Moment ist unser Walzer mit ihm zu Ende. Wir müssen nur genau hinhören und merken, wenn die Musik zu spielen aufhört.«
    »Das trifft es!« rief Subzow ganz verzückt und blickte den aus der Hauptstadt angereisten Psychologen mit aufrichtiger Bewunderung an. »Ich habe viel darüber nachgedacht, nur in anderen Begriffen. Einen ›Mitarbeiter‹ zu führen, meine Herren, ist genauso, als pflegte man ein heimliches Verhältnis mit einer verheirateten Dame. Man muß sie in Schutz nehmen, aufrichtig lieben und sich beständig um sie kümmern, um sie nur ja nicht zu kompromittieren, ihr familiäres Glück nicht zu zerstören. Und wenn die Gefühle erkalten, dann muß man ordentlich Abschied nehmen und ihr zuletzt ein schönes Geschenk machen. Damit keine Bitterkeit zurückbleibt, kein Vorwurf.«
    Posharski war den emphatischen Ausführungen des jungen Mannes mit Aufmerksamkeit gefolgt.
    »Romantisch, aber im Grunde wahr«, kommentierte er knapp.
    »Darf ich auch etwas

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