Tote Kehren Nicht Zurück
Trotzdem bin ich sicher, dass es das Richtige ist.«
»Es ist allein Ihre Entscheidung, Mrs Penhallow«, sagte Mrs Flack.
»Und dafür müssen Sie sich nicht entschuldigen. Nicht bei mir.« Carla errötete.
»Es ist das, was Andrew gewollt hätte«, fügte sie störrisch hinzu. Mrs Flack mochte vielleicht bekundet haben, dass die Entscheidung ihrer Arbeitgeberin oblag, doch diesmal fühlte sie sich genötigt, einen Kommentar dazu von sich zu geben.
»Das ist nun wiederum etwas, das wir niemals mit Sicherheit wissen können, nicht wahr? Nicht, wenn wir von den lieben Verstorbenen sprechen. Wir können einfach nicht wissen, was sie getan hätten, oder?« Carla presste die Lippen so fest zusammen, dass sämtliche Farbe aus ihnen wich.
»Ich denke doch, dass ich weiß, wie mein Mann gedacht hat! Und ich weiß ganz sicher, wie ich denke und was ich tun möchte! Es tut mir Leid, wenn Sie dadurch zusätzliche Arbeit haben.« Nun war sie an der Reihe, sich abzuwenden und missmutig davonzugehen.
»Ich werde diese junge Frau jedenfalls genau im Auge behalten, darauf können Sie sich verlassen, meine Liebe!«, murmelte Mrs Flack ihr hinterher.
»Sie sind einfach viel zu gutmütig, Mrs Penhallow, und dieses Mädchen nutzt Ihre Großzügigkeit schamlos aus! Das ist es bestimmt nicht, was der arme Mr Penhallow gewollt hätte, ganz gleich, was Sie sagen. Er kann es unmöglich gewollt haben, oder er hätte es längst selbst getan, schon vor langer Zeit. Aber Mr Penhallow hat es nicht getan, oder? So viel dazu!« Sie nickte steif, überzeugt, im Recht zu sein.
KAPITEL 12
SONNTAGMORGEN und kaum Licht. Nebel zog über das offene Ackerland rings um die Stadt und hing in dichten Schwaden zwischen den gewellten Hügeln. Die Muntjakhirsche waren aus den Koniferenpflanzungen gekommen und nagten an dem rauen Gras in den Feuerschneisen. Auch Rehe gab es dort, doch sie hatten sich diesmal an ihre Zufluchtsorte zurückgezogen. Ein dumpfes Brausen, das einzige Geräusch, das die Stille durchschnitt, verriet die Richtung, in der die Autobahn lag. Dave Pearce, der auf dem Land aufgewachsen war, genoss diese Tageszeit in vollen Zügen. Er wäre am liebsten mit einer Flinte auf Kaninchenjagd gegangen. Doch wie die Dinge lagen, jagte er heutzutage andere Sachen. Er bog mit dem Wagen auf den Vorplatz von Sawyers Tankstelle ein. Hinter ihm folgten zwei Streifenwagen. Die Tankstelle war noch geschlossen. Falls Pearce sich richtig erinnerte, hatte Harry Sawyer zwar Sonntagmorgen geöffnet, doch er schloss um die Mittagszeit. Wahrscheinlich kamen Sonntagnachmittag nicht genug Kunden, um die Ausgaben für das Personal zu rechtfertigen.
»Warten Sie hier!«, befahl Pearce den Constables, die aus den Streifenwagen gesprungen waren. Rasch überquerte er die freie Fläche und ging über den schmalen Pfad, der sich am Hauptgebäude entlang zog und über das Grundstück dahinter zu Harrys heruntergekommenem Bungalow führte. Als der Bungalow in Sicht kam, blieb Pearce stehen und warf einen Blick in die Runde. Was für ein Kontrast zwischen diesem Haus und dem Rest der Tankstelle, dachte er. Die Tankstelle, die Zapfsäulen, der Hof, der Verkaufsbereich, alles funkelte und glänzte, war poliert, frisch gestrichen und verriet auf Schritt und Tritt den hart arbeitenden, ehrgeizigen Besitzer. Nicht so der Bungalow. Entweder hatte Harry keine Zeit für das Haus, oder es interessierte ihn nicht. Es war ein reiner Schlafplatz, wo er seine persönlichen Sachen aufbewahrte und sich seine Mahlzeiten zubereitete, Pearce und seine Frau Tessa hingegen hatten viel Zeit damit verbracht, ihr erstes gemeinsames Heim einzurichten. Daher erfüllte der Anblick dieser armseligen Behausung den Inspector nicht nur mit missbilligender Ablehnung, sondern mit etwas viel tiefer Sitzendem, das er nur zögerlich anzuerkennen bereit war. Pearce wusste, dass Sawyer vor Jahren von seiner Frau verlassen worden war. Jeder wusste es. Sawyer war ein Einheimischer. Überall in der Gegend gab es Sawyers, in jedem Dorf und jeder Gemeinde, und alle waren über irgendwelche Ecken miteinander verwandt und dem gleichen gemeinsamen Vorfahren entsprungen. Pearce tankte nie bei Harry, doch er kannte ihn vom Namen her. Jetzt jedoch wurde ihm bewusst, dass dieses traurige, heruntergekommene Heim mehr repräsentierte als das vernachlässigte Schlupfloch eines vielbeschäftigten Mannes. Es stand für eine gescheiterte Ehe und verlorene Träume. Vielleicht lag es tatsächlich nicht nur daran,
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