Tote Kehren Nicht Zurück
nicht allein, nein das würde ich nicht tun. Es ist nicht gerade meine Sorte von Lokal, wissen Sie?«
»Und warum wollten Sie mich dann hierher bringen?«
»Ich … ich weiß es nicht. Ich dachte, Sie wären vielleicht allein und würden ein wenig Gesellschaft suchen«, bemühte er sich um eine Rechtfertigung seiner Handlungsweise.
»Sie haben ja momentan nichts außer dem Hotel, wo Sie hinkönnen. Ihr Anwalt ist nach London zurückgefahren, nehme ich an?«
»Ja, er ist wieder in London.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe, während sie ihn beobachtete.
»Sie haben mich doch nicht hierher eingeladen, weil Sie mich ein wenig außerhalb Ihres Dienstes ausquetschen wollten, oder? Ein paar Pluspunkte beim Superintendent sammeln?« Auf diese Weise provoziert, verklang Prescotts Verlegenheit rasch.
»Moment mal«, sagte er streitlustig,
»so nicht. Ich bin den ganzen Tag lang in der Gegend herumgefahren, von Pontius zu Pilatus, um Ihre Geschichte zu überprüfen. Wie Sie nach Bamford gekommen sind. Ich brauche keine Pluspunkte.« Kates Blick, der tolerant gewesen war, seit sie das Café betreten hatten, wurde sofort wieder misstrauisch.
»Und? Hatten Sie Erfolg? Sind Sie zufrieden?«
»Mehr oder weniger. Der Lastwagenfahrer, der Sie an der Abfahrt nach Bamford rausgelassen hat, ist zurzeit im Ausland.«
»Und was soll er Ihnen verraten, abgesehen davon, dass er meine Angaben bestätigen wird, wo und wann er mich rausgelassen hat? Ich habe mich nicht mit ihm unterhalten, falls Sie darauf spekulieren. Das ist nicht mein Stil. Er hat ein wenig über seine Tochter geredet und hat mir jede Menge väterlicher Ratschläge über die Gefahren des Trampens mit auf den Weg gegeben.«
»Womit er nicht Unrecht hatte«, sagte Prescott, obwohl ihm bewusst war, wie spießig er klingen musste.
»Ich meine, es ist bestimmt nicht ungefährlich für eine junge Frau wie Sie.«
»Wie mich?«
»So hübsch«, sagte Prescott und errötete.
»Oh.« Sie lehnte sich zurück.
»Warum sind Sie zur Polizei gegangen, Sergeant?«
»Ich heiße Steve«, erbot er sich. Die Kellnerin erschien.
»Entschuldigen Sie, dass Sie so lange warten mussten. Was darf es sein?« Sie hielt einen Schreibblock und einen Stift.
»Äh … Tee, zweimal …«, Prescott sah Kate nervös an.
»Oder möchten Sie lieber Kaffee?«
»Tee ist in Ordnung«, sagte sie.
»Kuchen?«, fragte die Kellnerin.
»Wir haben Teekuchen, Biskuits, Sahneröllchen, Rüblitorte, und ich glaube, es ist auch noch ein wenig Zitronenbaiser da. Alles andere ist bereits aus. Wir hatten viel Betrieb.« Sie bestellten Rüblitorte. Das heißt, Kate entschied sich dafür, und Prescott schloss sich an, obwohl er persönlich Karotten in einem Kuchen ein wenig eigenartig fand. Er hatte immer geglaubt, unwissend wie er in solchen Dingen war, Kuchen enthielte lediglich Zutaten wie Zucker und Eier und getrocknete Früchte. Karotten gehörten auf einen Teller zusammen mit Kartoffeln und Braten.
»Nun?«, hakte Kate nach, als die Kellnerin endlich gegangen war.
»Warum ich zur Polizei gegangen bin? Ich dachte, es wäre interessant und ich könnte Karriere machen.« Prescott legte die Stirn in Falten, während er nach einem Grund suchte, der in ihren Augen Sinn ergeben mochte.
»Es bot mir Gelegenheit zum Sport.«
»Und? Ist es interessant?«
»Manchmal. Es gibt eine Menge langweiliger Routine. Aber das ist bei jedem Beruf so, oder nicht? Man lernt interessante Leute kennen …« Er spürte, wie er von neuem errötete. In ihren Augen glitzerte Belustigung.
»Wie beispielsweise mich?«
»Wie Sie, ja«, gestand er einfach. Sie nahm das Kompliment überhaupt nicht gut auf. Die Blässe auf ihren Wangen wich einem leuchtenden Rot, und ihre Augen blitzten aggressiv.
»Die Polizei will beweisen, dass ich meinen Vater getötet habe!«
»Nein!« Prescott war ehrlich schockiert.
»Sie … wir wollen herausfinden, was tatsächlich passiert ist, weiter nichts.« Die Rüblitorte traf ein. Erleichtert stellte Prescott fest, dass sie wie ganz normaler Kuchen aussah. Kate nahm ihre Gabel und stocherte in ihrem Kuchen.
»Glauben Sie, dass ich ihn ermordet habe?«
»Nein!«, protestierte er, obwohl er wusste, dass er nicht mit ihr darüber sprechen durfte, nicht einmal außer Dienst und inoffiziell. Doch er spürte kein Bedauern. Sie trug ihr Haar an diesem Tag zu einem Knoten hochgesteckt, und er wünschte, sie hätte es offen und weich über die
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