Tote Kehren Nicht Zurück
der Schulzeit. Ich hoffe sehr, sie lassen ihm die Leitung der Ermittlungen, aber vielleicht muss er sie abgeben.« Sie ging zur Tür, wo sie sich noch einmal umdrehte.
»Gute Nacht.«
»Gute Nacht, Mum.« Er sah ihr hinterher, bis sie gegangen war, dann drehte er sich wieder zum Feuer um. Es knisterte und prasselte ein letztes Mal, als wollte es ihn verspotten, und fiel zu einem Haufen Asche zusammen. In Luke erwachte eine dunkle Vorahnung, die er nicht abschütteln konnte, dass alles, was er bisher geglaubt hatte, dass seine ganze Welt dem Feuer folgen würde.
Kate Dragos Behauptung, dass sie die Tochter des Toten sei, löste beträchtliche Konsterniertheit aus. Was auch immer sie erwartet hatten – das war es ganz bestimmt nicht. Wie Inspector Pearce hinterher feststellte:
»Das hat für helle Aufregung gesorgt, keine Frage!« Doch im Augenblick der Eröffnung war der unglückselige Pearce einfach nur sprachlos gewesen und vollkommen unsicher, wie er von dort aus weitermachen sollte.
Nach dem anfänglichen betäubten Schweigen ergriff Markby die Initiative. Er erhob sich von seinem Stuhl und trat zum Tisch, an dem Pearce und Kate Drago saßen. Er konnte nicht länger den schweigenden Beobachter spielen. Die weibliche Beamtin räumte wortlos ihren Stuhl und schob ihn Markby hin, um anschließend zu seinem vorherigen Platz in der Ecke des Zimmers zu gehen. Pearce schob seinen Stuhl zurück, warf Markby einen fast dankbaren Blick zu, offensichtlich mehr als froh, dass der Superintendent die Befragung zu übernehmen gedachte.
Und was soll ich jetzt fragen? , überlegte Markby. Soll ich sie auffordern, ihre Behauptung zu beweisen? Nein, das kommt später, beschloss er. Für den Augenblick nehmen wir ihre Aussage hin. Er lächelte die junge Frau an.
»Das wussten wir nicht, Miss Drago«, sagte er.
»Nein«, antwortete sie.
»Nur sehr wenige Leute wussten Bescheid. Er hat nicht … Er ist verheiratet, verstehen Sie? Seine Frau weiß es nicht, und er wollte nicht, dass sie es herausfindet.« Sie legte die Stirn in kleine Fältchen, dann wurde ihr Gesicht wieder glatt. Fast lächelte sie.
»Jetzt wird sie es erfahren, oder?«
»Ja. Man wird es ihr wohl oder übel sagen müssen«, räumte Markby ein. Er fragte sich, was im Kopf der jungen Frau vorging. Sie hatte ihre Frage mit leicht erhöhter Stimme gestellt, als freute sie sich über die Tatsache, dass Carla Penhallow davon erfahren würde. Oder als wäre sie erleichtert? Jedenfalls nicht besorgt, ganz und gar nicht.
»Vielleicht möchten Sie uns mehr darüber erzählen?«, munterte er sie auf. Als sie ihn unsicher ansah, fügte er hinzu:
»Ich sollte Ihnen vielleicht verraten, dass ich Andrew Penhallow aus der gemeinsamen Schulzeit kenne, als wir beide jung waren.« Pearce blickte resigniert drein, als Markby seine Schulzeit erwähnte. Warum ist er zur Polizei gegangen?, schien er zu denken. Wenn er Karriere machen wollte, warum ist er dann nicht Anwalt oder Richter oder etwas in der Art geworden? Normalerweise führte höhere Schulbildung dorthin, nicht zur Polizei. Ein plötzlicher Gedankenblitz verriet ihm den Grund. Er wollte dort sein, wo die Musik spielt. Er will nicht erst ganz zum Schluss mit von der Partie sein, sondern von Anfang an, mitten drin. Und es geht ihm nicht um Ansehen und soziale Stellung. Wie hat er sich damals gesträubt, als es um seine Beförderung zum Superintendent ging!
»Ich wusste, dass er aus Cornwall stammt«, erzählte Markby.
»Das heißt, seine Eltern haben in Cornwall gelebt, und er hat Cornwall als seine Heimat angesehen. Jedenfalls damals. Später, schätze ich, nachdem er anfing, in der Welt herumzureisen, hat er sich wahrscheinlich mehr als eine Art Kosmopolit betrachtet.«
»Vermutlich, ja«, stimmte Kate Drago zu.
»Er hat sich jedenfalls ganz bestimmt nicht als einen Mann aus Cornwall gesehen. Nun ja, vielleicht ein ganz klein wenig. Es ist im Blut, man wird es nicht los.« Sie lehnte sich zurück und blickte Markby an, als hätte sie beschlossen, ihnen alles zu erzählen, und die Atmosphäre im Vernehmungszimmer entspannte sich beträchtlich. Alle atmeten heimlich auf. Die Polizistin schlug die Beine übereinander. Pearce sah aus, als würde er jetzt gerne eine Zigarette rauchen, doch er wollte nicht fragen, ob jemand etwas dagegen hatte. Sie hatte wahrscheinlich, Penhallows heimliche Tochter, und sie würde nicht zögern, ihm das zu sagen.
»Der Name meiner Mutter war Helen, und sie ist tot.
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