Tote Kehren Nicht Zurück
Kind von ihm empfangen hatte, oder vielleicht nicht? Er musste Verantwortung übernehmen!«
»Er hat das Schulgeld für Sie bezahlt, und das zusätzlich zu dem Geld, dass er in die Galerie Ihrer Mutter gesteckt hat. Das war ein beträchtlicher finanzieller Aufwand für Ihren Vater.« Beim Klang seiner Worte runzelte Markby die Stirn. Ja, eine ganze Menge Geld, über die Jahre gesehen. Ist es möglich, dass Carla niemals Verdacht geschöpft hat? Nie bemerkt hat, dass nicht ganz so viel Geld da war, wie eigentlich hätte da sein müssen? Kate blickte schon wieder ungeduldig drein.
»Mum war nicht sehr geschäftstüchtig. Sie war überhaupt nicht praktisch veranlagt. Sie war selbstverständlich glücklich, als mein Vater ihr die ›Kredite‹ anbot. Auf diese Weise hat er mein Schulgeld bezahlt, nicht direkt, wie Sie vielleicht glauben. Er hat einfach die ›Kredite‹ erhöht. Was Mum nicht begriff, es lag keinerlei offizielles Anerkenntnis darin. Nichts, womit sie ihn hätte festnageln können. Seine Zahlungen waren rein freiwillig. Nichts, wozu er gesetzlich verpflichtet gewesen wäre. Keine schriftliche Vereinbarung. Kein Schreiben, in dem er eingeräumt hätte, dass ich sein Kind bin. Er hätte seine Zahlungen einfach einstellen können, hätte Mum versucht, die Regeln zu ändern. Oder sogar das Geld zurückfordern, wenn sie sich störrisch gezeigt hätte, wenn sie beispielsweise versucht hätte, aus Cornwall wegzuziehen. Aber sie hat ihm vertraut, und außerdem war sie eine Künstlerin, sie hat sich nie etwas aus Geld gemacht. Wenn welches da war, gut. Wenn keines da war, dann hat sie eben gewartet, bis wieder welches eintrudelte. Solange es genug gab, um die Stromrechnung, das Essen und die eine oder andere Flasche Wein zu bezahlen, und natürlich die Malutensilien, war Mum zufrieden.« Ein Lächeln erschien auf Kates Gesicht, doch es verblasste rasch wieder.
»Selbst ihr Tod passte ihm in den Plan, als ich gerade achtzehn geworden war! Verstehen Sie, ich glaube, er war die Affäre längst leid, und er hatte vor, sämtliche Zahlungen einzustellen, sobald ich achtzehn geworden war. Nicht nur das Geld für meine Ausbildung, sondern alles Geld. Er wollte meine Mutter fallen lassen. Krebs ist wirklich eine schlimme Sache, aber wenigstens blieb meiner armen Mutter die Auseinandersetzung mit ihm wegen des Geldes erspart, und schlimmer noch, das Gefühl, nach so vielen Jahren verlassen zu werden. Das hätte sie vernichtet. Doch sie hätte ihn bestimmt vom Haken gelassen. Er wäre einfach so davongekommen, wissen Sie, und hätte uns vergessen. Ich bin nicht wie meine Mutter …« Kate Drago sah Markby erneut in die Augen, und die Farbe darin erinnerte ihn an polierten Stahl.
»Ich hätte ihn ganz bestimmt nicht davonkommen lassen und ihm erlaubt, mich zu vergessen.«
»Puh!«, murmelte Pearce. Der unglückliche Penhallow kann einem fast ein wenig Leid tun, dachte Markby ironisch. Auch wenn er ganz allein für sein Unglück verantwortlich ist. Doch im Grunde genommen empfand Markby für alle drei Mitgefühl, für die tote Mutter, die Tochter und den ermordeten Vater. Was für ein Chaos die Menschen doch aus ihren Leben und denen ihrer Kinder veranstalteten!
»Haben Sie Ihren Vater häufig gesehen, als Sie noch kleiner waren?«, fragte er mit ehrlichem Interesse.
»Als ich klein war, ja. Er kam ziemlich häufig vorbei. Er und Mum, sie waren immer noch, Sie wissen schon. Sie waren immer noch ein Liebespaar damals. Er brachte immer teure Geschenke mit. Ich bekam eine Puppe in einem Seidenkleid, ein kleines rosa Fahrrad, eine silberne Haarbürste und einen Spiegel, lauter Geschenke für kleine Mädchen. Oder besser Geschenke, von denen ein Mann glaubt, dass kleine Mädchen sie mögen. Ich mochte Puppen nie. Das Fahrrad hat mir am besten gefallen. Später hätte ich gerne einen Computer gehabt, aber da hatte er schon aufgehört, nach Geschenken für mich zu suchen. Stattdessen hat er mir einfach einen Zehner in die Hand gedrückt, wenn er kam. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte nicht, dass Sie glauben, wir hätten keinen Spaß gehabt! Er war damals immer sehr fröhlich, und er hat Mum glücklich gemacht. Sie strahlte förmlich, wenn er da war. Wir haben viel gelacht und alberne Spiele gespielt und sind im Sommer an den Strand gegangen, um Muscheln und Geldmünzen und allerlei Zeugs zu sammeln.« Fast unhörbar leise fuhr sie fort:
»Ich habe immer gewusst, dass er mein Vater ist. Ich habe mich
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