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Tote Kehren Nicht Zurück

Tote Kehren Nicht Zurück

Titel: Tote Kehren Nicht Zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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beim ersten Mal. Ich sah meinen Vater durch das Fenster, genau wie beim ersten Mal, nur, dass er sich diesmal eine Wärmflasche füllte.« Kate blickte auf ihre Hände.

    »Es war so unglaublich gewöhnlich. Er sah irgendwie älter und verletzlicher aus. Er trug einen Morgenmantel und sah aus wie ein alter Herr, der sich zum Schlafengehen fertig machte. Ich schämte mich, weil ich ihm so zugesetzt hatte.« Sie riss sich zusammen und bemühte sich, dieses Eingeständnis von Schwäche abzumildern:

    »Ich wollte ihn nicht schikanieren, wirklich nicht, aber der Anblick dieser Wärmflasche, wissen Sie …« Alle nickten.

    »Hat er Sie bemerkt?«, fragte Markby.

    »Nein. Ich stand für ein paar Sekunden draußen vor dem Fenster und wusste nicht genau, was ich tun sollte, und dann …« Sie begann sich zu winden und wirkte plötzlich nervös. Pearce setzte sich kerzengerade auf. Kam jetzt vielleicht das Geständnis? Und tatsächlich – doch nicht das, was Pearce sich erhofft hatte.

    »Hören Sie«, sagte Kate und beugte sich vertraulich vor.

    »Das mag jetzt vielleicht eigenartig klingen, aber als ich dort stand, hatte ich auf einmal so ein merkwürdiges Gefühl. Als wäre ich nicht allein in diesem Garten. Es war wirklich unheimlich. Ich blickte mich um und erschrak zu Tode. Jemand stand an der Ecke des Hauses und beobachtete mich. Ich erstarrte vor Angst. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, oder wer es war …«

    »Wie sah diese Person aus?«, fragte Markby. Kate Drago rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her.

    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich weiß nicht einmal, ob es ein Mann oder eine Frau war. Es war nur ein Umriss, aber definitiv menschlich. Die Gestalt stand einfach lautlos da und beobachtete mich, als wartete sie ab, was ich tun würde. Ich konnte kein Gesicht erkennen. Offen gestanden, sie wirkte richtig gespenstisch. Ich war gestresst, und vielleicht habe ich mir alles nur eingebildet, aber verdammt, ich hab mich umgedreht und bin weggerannt, okay? Ich weiß, es war das Dümmste, was ich tun konnte, und jetzt, im hellen Tageslicht, klingt es so kläglich und … und feige, schätze ich. Aber ich war wirklich aufgeregt, und der Anblick war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.«

    »Wohin sind Sie von dort aus gegangen?« Sie warf Pearce einen verärgerten Blick zu.

    »Zurück zu diesem verdammten Hotel, wohin denn sonst?« Sie faltete die Hände und legte sie auf den Tisch.

    »Und das ist alles«, fügte sie mit fester Stimme hinzu.

    »Das ist die ganze Geschichte. Glauben Sie mir oder nicht, so ist es jedenfalls gewesen. Wenn Sie noch mehr von mir wissen möchten, dann hätte ich gerne einen Anwalt zugegen. Ich kenne zufällig einen. Sein Name lautet Frederick Green, und er wohnt in London, Hampstead, also müssen Sie warten, bis er hier eintrifft, und das wird schätzungsweise nicht vor morgen sein.« Ein boshaftes Glitzern trat in ihre Augen.

    »Das wäre somit das Ende unserer Unterhaltung, richtig?« Das Ende der Unterhaltung, richtig, dachte Markby. Bis der Rechtsverdreher in Bamford eintrudelt. Und was machen wir bis dahin mit ihr?

    »Falls wir Sie gehen lassen, werden Sie sich in diesem Hotel zur Verfügung halten, bis wir Sie wieder brauchen?«, fragte er.

    »Und wer bezahlt?«, fragte sie missmutig.

    »Das Hotel kostet Geld.«

    »Wir können Sie natürlich auch über Nacht in einer Zelle unterbringen, falls Ihnen das lieber ist!«, schnappte der gequälte Pearce. Er hatte nun allmählich wirklich die Nase voll. Sie beugte sich vor.

    »Können Sie natürlich nicht! Nicht, bevor Sie nicht Anklage gegen mich erhoben haben! Ich habe mit Ihnen kooperiert und all Ihre blöden Fragen beantwortet! Sie haben mich keines Verbrechens beschuldigt, und solange Sie das nicht tun, werde ich jetzt gehen!« Sie sprang auf. Sie war unübersehbar außer sich.

    »Wir sind mit unserer Befragung noch nicht fertig, Miss Drago«, entgegnete Pearce. Sie setzte sich erneut, verschränkte die Arme und lächelte ihn eisig an.

    »Dann schießen Sie los. Sperren Sie mich meinetwegen in Ihr Verlies. Freddie Green holt mich in weniger als fünf Sekunden wieder raus, sobald er davon erfährt.«

    »Wir wissen Ihre volle Kooperation zu schätzen, Miss Drago«, mischte sich Markby mit einem Blick zu Pearce ein.

    »Doch wie Inspector Pearce bereits gesagt hat, angesichts der Umstände sind wir durchaus befugt, Sie über Nacht in Gewahrsam zu nehmen. Allerdings bin ich mir bewusst, dass Ihre

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