Tote Kehren Nicht Zurück
Verwandtschaft zu dem Toten Ihnen viel Kummer bereitet, und deswegen frage ich Sie erneut, ob Sie sich einverstanden erklären, im Crown wohnen zu bleiben, bis Ihr Anwalt vor Ort eingetroffen ist?«
»Also gut, meinetwegen«, lenkte sie ein.
»Dann bleibe ich eben in diesem elenden Hotel. Ich habe gerade ausreichend Geld.« Freundlich fragte Markby:
»Haben Sie Kleidung zum Wechseln mitgebracht?« Sie musste schließlich irgendetwas in dieser Umhängetasche mitführen.
»Wie aufmerksam von Ihnen!«, sagte sie sarkastisch, weil sie den Grund für seine Frage falsch interpretiert hatte.
»Ich komme zurecht, danke sehr.«
»Sie haben mich missverstanden.« Er war gezwungen, den Grund deutlich zu machen.
»Wir benötigen die Kleidung, die Sie tragen. Diese Kollegin hier«, er deutete auf die Beamtin in der Ecke,
»diese Kollegin wird Sie ins Hotel begleiten und dort Ihre Oberkleidung einsammeln, einschließlich Ihrer Schuhe und dieses gelben Schals.« Kates Hand ging nach oben zu dem Schal.
»Warum? Was zur Hölle hat das nun schon wieder zu bedeuten?« Sie brach ab, und die Zornesröte wich genauso schnell aus ihrem Gesicht, wie sie gekommen war, um ein fahles Grau zu hinterlassen.
»Sie suchen nach Blut und anderen Spuren!«, krächzte sie entsetzt, als ihr mit einem Schlag der Ernst ihrer Lage bewusst wurde. Es drohte ihr den Atem zu rauben. Markby tat sein Bestes, um sie ein wenig zu beruhigen.
»Es ist reine Routine. Keine Angst, Miss Drago, sie bekommen alles wieder, allerdings könnte es einen oder zwei Tage dauern. Haben Sie jetzt Kleidung zum Wechseln dabei oder nicht?« Die junge Frau rutschte elend auf ihrem Stuhl hin und her.
»Ich … na ja, nicht gerade, was man Kleidung zum Wechseln nennen würde. Ich habe eine schwarze Satinhose und ein gestreiftes Seidentop mitgebracht, das ist alles. Schuhe? Ein Paar mit Patentverschlüssen, passend zu den übrigen Sachen. Die Kleidung nimmt nicht viel Platz weg und zerknittert nicht … Ich … ich dachte, ich müsste vielleicht eine schickere Garderobe dabei haben, für irgendeinen Anlass halt.« Ihr Gesicht war erneut feuerrot, und Markby konnte sich den Grund denken. Sie fühlte sich gedemütigt. Was sie sich erhofft hatte, war natürlich, dass ihr Vater sie ihrer Familie vorstellen würde, dass sie willkommen geheißen und vielleicht sogar zum Abendessen eingeladen würde. Und dazu benötigte sie natürlich schickere Kleidung. Bemitleidenswerterweise – wie es jetzt, im Nachhinein erscheinen musste – oder vielleicht auch aus Trotz hatte sie ihre Ausgehsachen eingepackt. Sie unterdrückte ihre Verlegenheit und giftete zurück:
»Ich hoffe wirklich sehr, dass Sie die Sachen nicht länger als unbedingt nötig behalten! Ich kann schließlich nicht den ganzen Tag in einer Satinhose und einem Seidentop herumlaufen wie eine Nutte!« Sie bedachte Pearce mit einem bitterbösen Blick.
»Nun ja, Freddie ist ein alter Freund. Er kann mir ein paar Sachen zum Wechseln mitbringen. Ich werde von jetzt an kein Wort mehr sagen, bis er hier ist, haben Sie das verstanden?«
»Wir gehen ein Risiko ein, oder nicht?«, fragte Pearce, nachdem Kate Drago gegangen war.
»Indem wir sie einfach mir nichts, dir nichts zur Tür hinausspazieren lassen?«
Er blickte mürrisch drein, was ihm gar nicht ähnlich sah. Normalerweise war Dave Pearce der ausgeglichenste Mensch auf der ganzen Welt. Es muss etwas mit dem Mädchen zu tun haben, dachte Markby. Zuerst Prescott, und jetzt Pearce. Das hat nichts mit unserer Polizeiarbeit zu tun, sondern mit Biologie. Prescott ist hin und weg von ihr, und selbst Dave Pearce, obwohl glücklich verheiratet, ist durcheinander.
»Möglich«, sagte er entschlossen,
»aber das glaube ich nicht. Sehen Sie es auf diese Weise: Sie ist eine sehr gebildete und intelligente junge Frau. Wenn wir sie über Nacht in eine Zelle einsperren, wird sie sich dadurch an uns rächen, dass sie sich von nun an so widerspenstig wie nur irgend möglich verhält. Und wir können sie nicht weiter befragen, weil sie nach ihrem Anwalt verlangt hat. Wir müssen warten, bis er eingetroffen ist.«
»Sie ist doch jetzt schon widerspenstig!«, schäumte Pearce.
»Wenn dieser Klugscheißer von Rechtsverdreher eintrudelt, haben wir zwei von der Sorte!«
»Kommen Sie, Dave. Sie hat angesichts der Umstände sehr gut mit uns ›kooperiert‹, wie sie es nennt. Ich glaube nicht, dass sie versucht abzuhauen. Sie ist aus einem bestimmten Grund hergekommen,
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