Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote Kehren Nicht Zurück

Tote Kehren Nicht Zurück

Titel: Tote Kehren Nicht Zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
Ich schätze, es ist unausweichlich, und die Gerüchte sind alles andere als angenehm, deswegen glaube ich, ich sollte Sie warnen.«

    »Sie meinen die Geschichte von der heimlichen zweiten Familie meines Vaters? Das sind keine Gerüchte, das ist eine Tatsache!« Lukes Stimme brach. Er atmete tief durch.

    »Es war ein gewaltiger Schock, das können Sie mir glauben. Wie es aussieht, bin ich meiner vermutlichen Halbschwester sogar schon begegnet, auf irgendeiner Party, und um ehrlich zu sein, ich erinnere mich nicht allzu genau an sie. Ich glaube, sie war ein sehr attraktives Mädchen, das sich immer wieder in die Bilder gedrängt hat, die zu dieser Zeit gemacht wurden. Aber Sie wissen ja, wie das ist …« Er errötete verlegen.

    »Ich hatte bereits ein paar Drinks zu mir genommen.« Meredith lächelte mitfühlend, bevor sie wieder ernst wurde.

    »Wie hat Ihre Mutter diese Neuigkeit aufgenommen?«, fragte sie.

    »Sie war ganz still, als man es ihr sagte. Offen gestanden, ich weiß nicht, wie sie es verdaut hat, weil sie nicht mit mir darüber spricht und sich weigert, auch nur ein Wort der Kritik an Dad anzunehmen.« Bitter fügte Luke hinzu:

    »Im Augenblick ist alles ein wenig schwierig, wissen Sie?« Er hob den Kopf und blickte Meredith in die Augen.

    »Wie konnte er nur so etwas tun? Dad, meine ich. Wie konnte er sie so täuschen – wie konnte er uns beide nur all die Jahre so täuschen? Warum hat er es getan? Er und Mum waren so glücklich, und sie passten so gut zueinander … jedenfalls hatte ich immer das Gefühl. Es war nicht so, als hätten sie je gestritten, und sie haben einander sehr geliebt.«

    »Viele Menschen machen aus ihrem Leben ein Chaos«, sagte Meredith.

    »Sie wollen es nicht, es geschieht einfach.« Er findet es gerade selbst heraus, dachte sie. Es ist eine grausame Erfahrung. Doch Luke war nicht der Einzige, der diese Erfahrung machte. Halb vergessene, schmerzliche Erinnerungen stiegen in Meredith auf.

    »Dann gehe ich jetzt rein und besuche Ihre Mutter, einverstanden?«
    Carla sah müde und mitgenommen aus, doch wenigstens weinte sie nicht mehr, wie Meredith befürchtet hatte. Normalerweise schätzte sie Carla als ziemlich starke Persönlichkeit ein, doch Mord hatte die Eigenart, jeden der Betroffenen bis ins Mark zu erschüttern.

    »Tee oder lieber Gin Tonic?«, fragte Carla, sobald Meredith Platz genommen hatte.

    »Keine Sorge, ich hänge nicht an der Flasche«, fügte sie ein wenig rechtfertigend hinzu.

    »Luke beobachtet mich sehr genau, was das angeht.«

    »Fein, ich nehme einen Gin Tonic. Ich habe schon mit meinen Nachbarn Tee getrunken.« Carla ging zum Barschrank und beschäftigte sich mit den Drinks. Mit dem Rücken zu Meredith fragte sie:

    »Eis und Limone? Ich muss beides aus der Küche holen. Ich bin gleich wieder zurück.« Meredith öffnete den Mund, um ihr zu sagen, dass sie sich nicht die Mühe machen sollte, doch ihre Gastgeberin war bereits verschwunden. Minuten später brachte sie die beiden Drinks, stellte sie auf den Wohnzimmertisch und setzte sich in den Sessel neben Meredith. Sie nahm ihr Glas und toastete Meredith zu.

    »Auf die Erinnerungen an bessere Tage.« Sie klang bitter, und Meredith wusste nicht, was sie auf diesen dunklen Trinkspruch erwidern sollte.

    »Man wird den Täter finden, Carla, ganz bestimmt.« Es war ein halbherziger Versuch des Trostes, und Meredith war sich nie im Leben bewusster gewesen, wie endgültig der Tod doch war. Was würde es ändern, wenn man den Täter fand? Andrew war für immer von ihnen gegangen.

    »Ich habe Luke draußen getroffen«, wechselte sie das Thema.

    »Der arme Junge. Seine Welt liegt in Scherben. Er hat seinen Vater angebetet.« Ohne Vorwarnung fügte sie hinzu:

    »Ich wusste natürlich Bescheid. Luke meint, ich hätte nichts gewusst, aber ich wusste Bescheid.« Das brachte Meredith aus der Fassung.

    »Oh, tatsächlich?«, murmelte sie bestürzt, bevor sie sich zusammenriss und fast ungläubig hinzufügte:

    »Ich glaube, ich weiß, wovon du redest, aber ich muss trotzdem fragen – meinen wir beide das Gleiche?«

    »Wir meinen dieses Kind, diese Tochter von Andrew, die aus dem Nichts aufgetaucht ist, richtig?«

    »Er hat es dir erzählt?« Carla lachte. Es war ein eigenartig raues Geräusch.

    »Andrew? Gütiger Gott, nein! Das hätte er niemals getan! Er wollte mich davor schützen. Jedenfalls würde er es für sich so gesehen haben. Er wollte nicht, dass ich mich aufrege oder es zu einem Skandal

Weitere Kostenlose Bücher