Tote Kehren Nicht Zurück
aus ihr hervorsprudelte, war:
»Das kann doch unmöglich dein Ernst sein!«
»Die meisten Leute würden wahrscheinlich so denken.« Carla nickte.
»Aber alles Gerede hin oder her, sie ist Andrews Tochter. Andrew hat sich um sie gekümmert, mehr oder weniger, während sie aufgewachsen ist, und würde er noch …«, ihre Stimme brach ein klein wenig, und sie räusperte sich.
»Wäre er noch bei uns, dann würde er sich weiter um sie kümmern wollen. Also muss ich das nun für ihn tun. Außerdem wohnt sie zurzeit im Crown, und das kann unmöglich befriedigend sein. Das Kind hat seine Mutter verloren, wenn ich richtig informiert bin, und jetzt auch noch den Vater, genau wie Luke. Sie ist Lukes Halbschwester!« Carlas gelassene Fassade brach.
»Meredith, mein Ehemann wurde ermordet! Er hatte keinen Unfall, er ist nicht an einer Krankheit gestorben, er wurde ermordet! Irgendjemand kam her und hat ihn umgebracht. Unsere Welt liegt in Scherben, Lukes, meine und die von Kate ebenfalls! Wir müssen jetzt versuchen, uns gegenseitig zu helfen, so gut wir können, und wir müssen zusammenhalten! Ich weiß, das alles ist ein furchtbares Chaos, aber begreifst du denn nicht, wie ich versuchen möchte, alles wieder in Ordnung zu bringen? Ich möchte das Richtige tun und diese Familie wieder aufrichten.« Du versuchst etwas zu tun, dachte Meredith, was Andrew nie geschafft hätte. Du möchtest Ordnung in diese ungeordneten Verhältnisse bringen. Doch es würde nicht leicht werden. War Carla denn noch nicht der Gedanke gekommen, dass Kate Drago die letzte Person war – jedenfalls soweit man wusste –, die Andrew lebend gesehen hatte, bevor der Mörder gekommen war? Immer vorausgesetzt natürlich, dass noch jemand anderes in seinen Tod verwickelt war. Das Mädchen nach Tudor Lodge einzuladen konnte sich letzten Endes nicht nur als eine höchst peinliche Angelegenheit herausstellen, es konnte gefährlich werden. Diese ganze Sache hatte das Zeug zu einem tragischen Irrtum. Auf möglichst taktvolle Weise versuchte sie, Carla ihre Gedanken dazu zu erläutern.
»Du kennst die junge Frau doch gar nicht, Carla. Du weißt nur, wer ihr Vater ist. Ich habe sie kennen gelernt. Zugegeben, ich habe nur kurz mit ihr gesprochen, aber ich hatte den Eindruck, dass sie sehr tüchtig und sehr willensstark ist. Außerdem, was sagt Luke dazu?«
»Er denkt wie ich, dass wir tun sollen, was Andrew sich gewünscht hätte«, lautete Carla Penhallows entschiedene Antwort. Das war nicht gerade der Eindruck, den Meredith bei ihrer kurzen Begegnung mit Luke draußen vor dem Haus gewonnen hatte. Sie hatte eher einen bitteren Groll gegen den toten Vater bei dem jungen Mann gespürt.
»Denk lieber nochmal darüber nach«, flehte sie.
»Sprich mit Alan. Vielleicht sagt die Polizei, dass es ein unkluger Entschluss ist. Es könnte ihre Ermittlungen komplizierter machen.«
»Ganz im Gegenteil. Ich bin sicher, es wird die Dinge einfacher machen.« Carla sprach im störrischen Tonfall von jemandem, der seinen Entschluss gefasst hat und nicht bereit ist, sich vernünftigen Argumenten zu öffnen.
»Ach, Meredith, ich habe fast das Gefühl, als wäre Andrew noch hier bei uns im Haus. Ich denke, er wird meine Entscheidung gutheißen. Heute Morgen, als ich die Treppe hinunterkam, dachte ich, ich könnte ihn sehen. Ich habe seine Gegenwart gespürt. Er hat mich beobachtet.«
»Wahrscheinlich wacht er auch noch über euch«, murmelte Meredith leise. Doch Carlas Gehör funktionierte makellos.
»Ich weiß, was du denkst, Meredith. Aber ich glaube nicht, dass sie Andrew angegriffen hat. Wenn ich das denken würde, könnte ich sie bestimmt nicht nach Tudor Lodge einladen. Warum hätte sie so etwas tun sollen? Wenn das alles dich nicht überzeugt – und ich sehe, dass du immer noch zweifelst –, dann denk an die Nachrichtenjäger, die meine Haustür belagern. Wenn ich richtig liege, dann belagern sie auch das Crown. Mrs Flack hat mir berichtet, dass sie Kate sogar Geld für ihre Geschichte angeboten haben, aber Kate hat die Reporter abgewiesen. Das könnte natürlich eins von diesen Gerüchten sein. Irene Flack hat es von Lee Joss, der als Barmann im Crown arbeitet. Seine Großmutter wohnt in einem der Reihencottages zwischen hier und Sawyers Tankstelle. Es ist doch nur logisch, dass wir Kate hierher zu uns nehmen, wo wir sie – und damit letzten Endes auch uns selbst – vor der Boulevardpresse schützen können. Es ist einfach nicht fair, eine junge
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