Tote Kehren Nicht Zurück
Frau ganz allein mit dieser Meute von Reportern zu lassen.«
»Ja, ich kann mir sehr gut vorstellen, wie die Gerüchteküche brodelt!«, räumte Meredith grimmig ein.
»Aber sehen wir den Tatsachen ins Auge, Carla. Wir wissen immer noch nicht, wer hinter dem heimtückischen Angriff steckt, und solange wir das nicht wissen …«
»Einbrecher!« Carla ließ Meredith nicht ausreden.
»Ich weiß nicht, warum die Leute nicht das Offensichtliche akzeptieren! Ständig hängen irgendwelche Taugenichtse herum und halten nach Häusern Ausschau, in die sie einbrechen können. Und Tudor Lodge ist ein natürliches Ziel für dieses Gesindel. Sie haben gedacht, Andrew sei zu Bett gegangen – und er war noch auf. Man hat eine Wärmflasche neben seiner Leiche gefunden. Wahrscheinlich hat er in Lukes Zimmer gefroren. Das Bett war seit Wochen nicht mehr benutzt worden. Also ging er noch einmal nach unten, füllte sich die Wärmflasche und störte die Einbrecher bei ihrem Tun. Sie rannten nach draußen, und er rannte ihnen hinterher …« Carlas Stimme bebte, doch ihr Tonfall war eisern.
»Ich weiß, dass sich ein paar kleine Diebe in der Gegend herumtreiben«, räumte Meredith ein.
»Einer hat nämlich versucht, durch meine Küchentür einzubrechen, und er hat meiner Nachbarin die Geldbörse gestohlen …«
»Da siehst du’s!« Carla wäre fast aus dem Sessel gesprungen.
»Hast du es Alan schon erzählt?«
»Nein, dazu bin ich noch nicht gekommen …«, gestand Meredith. Carla starrte sie bestürzt an.
»Aber warum um alles in der Welt nicht? Das könnte schließlich alles erklären! Die gleiche Person oder die gleichen Leute könnten versucht haben, bei uns einzubrechen …«
»Carla!«, protestierte Meredith.
»Es war nur ein Kind! Ich hab ihn mit meinen eigenen Augen gesehen, ein Irrtum ist ausgeschlossen. Er war höchstens dreizehn Jahre alt, wahrscheinlich eher zwölf. Er geht im hellen Tageslicht auf Diebestour, und er nutzt Gelegenheiten. Er rennt weg, wenn er gestört wird. Er kann unmöglich etwas mit dem zu tun haben, was hier passiert ist.«
»Aber du musst es Alan erzählen!«, beharrte Carla.
»Wenn schon nichts anderes, so beweist es, was ich sage. Es muss nicht der gleiche Dieb sein, aber es zeigt, dass in Bamford Diebe am Werk sind!«
»Gut, ich sage es Alan. Ich habe es noch nicht getan, weil es eine Bagatelle ist, eine Angelegenheit für die örtliche Polizei. Aber Carla, bevor nicht zweifelsfrei feststeht, was sich Donnerstagnacht hier ereignet hat …«
»Donnerstagnacht«, unterbrach Carla sie,
»wurde Andrew von einem Einbrecher angegriffen. Er wurde getötet bei dem Versuch, sein Haus und mich zu verteidigen! Ich glaube, dass wir eher stolz auf ihn sein sollten, weil er so tapfer war und sein Leben auf so … so edelmütige Weise geopfert hat, anstatt die Dinge zu kritisieren, die er sonst noch getan haben mag – findest du nicht auch?« Nachdem Meredith wieder draußen war, blickte sie sich suchend nach Luke um, doch er war nirgendwo zu sehen. Sie zögerte. Es ging sie nichts an, und sie hatte kein Recht, sich einzumischen, und doch – sie war diejenige gewesen, die Kate Drago nach Tudor Lodge gebracht hatte, und sie konnte jetzt nicht einfach davongehen, in dem sicheren Gefühl, dass Carla im Begriff stand, einen großen Fehler zu begehen. In der Tat bereits gemacht hatte, weil die Unterhaltung damit geendet hatte, dass sie Meredith eröffnet hatte, bereits im Crown angerufen und eine Nachricht für Kate hinterlassen zu haben, also hätte es überhaupt keinen Sinn, wenn Meredith dagegen argumentierte. Doch noch war Kate nicht im Haus, und noch gab es Luke, der einen beträchtlichen Einfluss auf seine Mutter hatte. Meredith wollte nicht glauben, dass er genauso begierig darauf war wie seine Mutter, Andrews uneheliche Tochter im Schoß der Familie zu sehen. Vielleicht war es noch nicht zu spät, zu verhindern, was sich als katastrophale Fehlentscheidung herausstellen konnte. Vielleicht, dachte Meredith, ist Luke im Garten hinter dem Haus. Sie setzte sich in Bewegung und wanderte an der Trockensteinmauer entlang. Die alten Mauern – und diese hier war, ihrem Aussehen nach zu urteilen, ganz besonders alt – faszinierten Meredith. Sie betastete die verwitterten Blöcke und fragte sich, wie lange sie schon hier standen, aufgeschichtet mit Geschick, ohne Zuhilfenahme von Mörtel und allein von ihrem Gewicht, guter Balance und angesammeltem Flugstaub gehalten, in dem wie durch
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