Tote Kehren Nicht Zurück
erforderte keinen Beamten höheren Ranges. Der Sergeant vom Dienst war vollkommen ausreichend.
Doch der Sergeant vom Dienst war beschäftigt. Meredith wartete einige Minuten, während sie sich fragte, ob sie mit ihrem Besuch auf der Wache ihr Versprechen als eingelöst betrachten konnte, selbst wenn sie mit niemandem gesprochen hatte. Sie war bereit, wieder zu gehen, und sagte sich, sie hätte schließlich versucht, die Sache zu melden, mehr konnte niemand von ihr verlangen, als eine weibliche Beamtin erschien.
»Kann ich Ihnen helfen?« Sie lächelte Meredith an. Sie war jung und hübsch mit blonden Haaren, die zu einem Knoten zusammengesteckt waren, und sie trug einen Dienstpullover, Hosen und schwere Stiefel.
Also konnte Meredith nicht unbemerkt entschlüpfen. Sie erklärte den Grund ihres Kommens.
»Sie sollten darauf achten, dass Ihre Hintertür verschlossen ist«, empfahl die junge Beamtin mit ernstem Blick.
»Es war helllichter Tag«, entgegnete Meredith.
»Das bedeutet nicht, dass niemand herumlungert. Diebe sind wie andere Menschen auch. Sie arbeiten lieber zu normalen Zeiten, außerdem ist dann das Risiko geringer, einen Alarm auszulösen. Die Leute schalten tagsüber meistens ihre Alarmanlagen aus. Die Nachbarn sind zur Arbeit. Eine unverschlossene Tür macht es ihnen leicht. Der Dieb muss nichts weiter tun, als hindurchzugehen, und kann sich nach Herzenslaune bedienen.« Meredith begann zu verstehen, wie sich Mrs Etheridge gefühlt haben musste, als sie den Diebstahl ihrer Geldbörse gemeldet hatte. Offensichtlich war die alte Dame auf wenig mitfühlende Ohren gestoßen. Ein Anflug von Verärgerung stieg in Meredith auf.
»Haben Sie viel verloren?«, erkundigte sich die Beamtin.
»Ich habe überhaupt nichts verloren. Ich sagte doch bereits, ich habe ihn gestört. Aber es hätte auch anders ausgehen können. Die meisten meiner Nachbarn sind ältere Leute. Einer Dame wurde die Geldbörse vor der Haustür gestohlen. Sie hat den Diebstahl hier gemeldet. Ich habe mit ihr gesprochen, und wir glauben beide, dass es der gleiche Junge gewesen ist.«
»Damit haben Sie wahrscheinlich Recht«, räumte die hauptberufliche Vertrösterin in Uniform ein.
»Aber falls er tatsächlich so jung ist, wie Sie sagen, können wir ihm nichts anhaben. Wenn überhaupt, dann ist es ein Fall für das Jugendamt. Falls sich herausstellt, dass er ein Ausreißer ist und bereits unter Vormundschaft steht, dann wird es ihn nicht davon abhalten, weiter seine Spielchen zu spielen. Warten Sie ab, bis er sechzehn geworden ist.«
»Großartig!«, murmelte Meredith.
»Geben Sie nicht uns die Schuld, unsere Hände sind gebunden«, sagte die junge Frau.
»Wir können Sie höchstens beraten, wie Sie Ihr Heim sicherer machen können, wenn Sie interessiert sind. Eine Sicherheitskette vor der Tür, Sicherheitsriegel an den Fenstern, lassen Sie niemanden herein, den Sie nicht persönlich kennen oder der Ihnen nicht einen Ausweis zeigen kann. Hier …« Sie streckte die Hand nach einem Drehturm mit Broschüren aus und reichte Meredith ein paar Informationsblätter.
»Nehmen Sie die hier. Darin finden Sie bestimmt weitere Anregungen.« Meredith verließ die Wache mit den Flugblättern unter dem Arm. Sie war froh, dass sie Alan gegenüber bisher nichts von dem versuchten Einbruch erwähnt hatte, und nach dieser Erfahrung würde sie es auch ganz bestimmt nicht tun.
KAPITEL 11
»DU MUSST sie daran hindern, Alan! Stell dir doch nur vor, was passieren könnte, wenn Kate Drago nach Tudor Lodge umzieht!« Alan Markby drehte sich mit der Weinflasche in der Hand zu ihr um und sah sie an. Er hatte das Bezirksgebäude am frühen Nachmittag verlassen und nun endlich Wochenende. Er freute sich auf einen entspannten Abend mit Meredith, doch wie es schien, hatte er sich zu früh gefreut. Es funktionierte niemals so, wie er mit aufsteigendem Ärger bemerkte. Und er hatte bisher nicht einmal eine Chance gehabt, mit ihr über seine Pläne für das restliche Wochenende zu sprechen. Der Tag war kühl, und sie hatten das Feuer im Kamin angezündet. Markbys Haus stammte aus viktorianischer Zeit und besaß immer noch offene Kamine. Bevor Meredith in sein Leben getreten war, hatte er dieses Zimmer nur selten benutzt, das die ursprünglichen Besitzer zweifelsohne als Salon gedacht hatten. Markby hatte mehr oder weniger in der Küche gelebt. Dann hatte Meredith ihr eigenes kleines Haus in der Station Road gekauft. Sie hatte erklärt, dass sie nicht
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