Tote Kehren Nicht Zurück
Ihre Mutter würde Ihre Gefühle berücksichtigen, wenn Sie offen aussprechen, was Sie von der Idee halten.«
»Das ist nicht so einfach«, erwiderte er. Er blickte weiter geradeaus durch die Scheibe, und Meredith spürte, wie seine Fassade von Selbstsicherheit bröckelte.
»Der Zustand, in dem sie sich befindet … Ein Streit ist das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können. Wenn es sie glücklich macht, wenn es sie beruhigt, wenn sie glaubt, das zu tun, was Dad auch getan hätte, dann werde ich sie nicht daran hindern. Außerdem ist da noch die Presse, die wir nicht vergessen dürfen. Wir wollen nicht, dass Journalisten mit ihr reden. Es wird nicht ganz leicht werden, schätze ich, aber wir werden es schon irgendwie schaffen. Schließlich wird Kate nicht für alle Ewigkeit bei uns wohnen bleiben, oder?« Die letzten Worte klangen störrisch.
»Das können Sie nicht wissen!«, hätte Meredith fast geantwortet, doch sie biss sich auf die Zunge. Der junge Mann hielt seine eigenen Gefühle zurück. Das konnte nicht gut sein, doch jetzt war nicht der Augenblick, darüber zu diskutieren.
»Ich habe gerade einen kleinen Spaziergang gemacht, bis zur Tankstelle. Mrs Flack ist dort, zusammen mit dem Tankstellenbesitzer, Sawyer heißt er, glaube ich. Sie hat irgendetwas mit dem Wagen.«
»Der alte Harry? Ja, er hält ihren Wagen am Laufen. Es ist eine furchtbare alte Klapperkiste.«
»Er sagt, wenn ich ihn richtig verstanden habe, dass Ihnen das Land zwischen den Cottages und der Tankstelle gehört und dass er es gerne kaufen möchte.« Luke verzog das Gesicht.
»Das ist richtig, und Dad hat sich immer geweigert zu verkaufen. Hat Harry Ihnen erzählt, was er mit dem Land vorhat?« Als Meredith den Kopf schüttelte, fuhr er fort:
»Harry hat ehrgeizige Pläne. Er will Autos verkaufen, nicht immer nur reparieren und betanken. Er möchte einen Ausstellungsraum bauen und Vertragshändler für eine der großen Marken werden. Aber dazu braucht er mehr Platz, und deswegen will er das freie Stück Land. Vor Jahren haben die Cottages zu Tudor Lodge gehört, aber sie wurden verkauft. Deswegen haben wir nur dieses Stück Land dahinter. Es wurde beim Verkauf der Cottages irgendwie ausgelassen. Wir haben keine Verwendung dafür, wie ich zugebe, aber ein Ausstellungsraum für Autos? Es ist schlimm genug, dass Harrys Tankstelle die ganze Nacht wie ein Leuchtfeuer flimmert, dass ständig Wagen hin und her fahren, Tanklaster … ein Ausstellungsraum würde das Fass zum Überlaufen bringen. Ich mag Harry, und es tut mir Leid für ihn, aber das steht einfach nicht zur Debatte. Dad war eisern in dieser Sache, und ich bin seiner Meinung.«
»Ich verstehe«, sagte Meredith nachdenklich.
»Ich lasse Sie jetzt wieder mit Ihrer Mutter allein, Luke. Rufen Sie mich an, wenn Sie irgendetwas brauchen, ja?« Sie sah ihm hinterher, als er die Auffahrt hinauffuhr, und ging zu der Stelle, wo sie ihren eigenen Wagen abgestellt hatte. Beim Wegfahren wurde ihr bewusst, wie wenig sie doch alle über Tudor Lodge und seine Bewohner gewusst hatten. Dieser Gedanke wurde sofort von einem weiteren verdrängt. Sie hatte ein Versprechen abgegeben, oder wenigstens eine Art Versprechen, dass sie Alan von dem jungen Einbrecher berichten würde. Sie bedauerte bereits, dass sie Carla zugesichert hatte, es zu tun, doch es wäre schwierig gewesen, ihr diese Bitte abzuschlagen. Und nicht imstande zu sein, ein Versprechen zu vermeiden, bedeutete nicht, dass es weniger bindend war. Doch Meredith wollte Alan nichts von dem jugendlichen Dieb erzählen. Er hatte genug um die Ohren, auch ohne diese Sorge. Außerdem gehörte Einbruch nicht zu der Kategorie von Delikten, die in Alans Zuständigkeitsbereich fielen. Es war eine Angelegenheit der Bamforder Polizei, nicht mehr und nicht weniger. Meredith überlegte ein paar Minuten, dann wendete sie den Wagen mit einem resignierten Seufzer und steuerte in Richtung des Reviers.
Sie war seit einer Weile nicht mehr im Gebäude gewesen, doch es war alles noch genauso vertraut wie früher. Alan hatte das Revier geleitet, als sie einander kennen gelernt hatten. Ein nostalgisches Gefühl stieg in ihr auf, obwohl sie kritisch genug blieb, um zu sehen, dass die Räume einen Anstrich bitter nötig hatten. Sie fragte sich, wer nun das Revier leitete. Eine Weile war ein gewisser Inspector Winter da gewesen, doch sie glaubte sich zu erinnern, dass er abgezogen worden war. Es spielte keine Rolle. Das, weswegen sie hergekommen war,
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