Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)
Collier aus dicken Perlen.
Er nahm sie mit zum Buffet, bediente sich an den kalten Gemüseplatten und beobachtete Viviane amüsiert, die sich zwischen den Fleischplatten, den salzigen Quiches, den Gemüse- und Fischsalaten nicht entscheiden konnte.
» Die Chéris sind alle wie Sie. In den ersten Tagen wissen sie nicht, wo ihnen der Kopf steht. Nur zu, probieren Sie von allem. Das hier sind nur die Vorspeisen. Die Hauptgerichte sind auf der anderen Seite.«
Hatte er erraten, dass Viviane sich beim Essen manchmal nicht beherrschen konnte? Sie begnügte sich mit einem griechischen Salat. Dann kam sie zurück, bediente sich an den Wurstwaren und krönte den Teller mit einem Stück Gemüsequiche mit Speck und Pflaumen. » Das muss eine griechische Spezialität sein«, entschuldigte sie sich, » das muss ich doch probieren.«
» Der Pounti? Nein, der kommt aus der Auvergne. Kommen Sie?« Er führte sie an einen Tisch für zwei. » Wollen Sie lieber griechischen oder italienischen Wein? Der griechische ist umsonst.«
Die Kommissarin zog den griechischen vor, bereute es aber schon nach dem ersten Schluck.
» Wahrscheinlich wissen Sie, dass ich der neue Chef des Dorfes bin.«
» Ah, Sie sind derjenige, der mit Königin arbeitet.«
» So kann man es auch sagen, jeder hat seinen Bereich. Sie kümmert sich um die Verwaltung und die Buchhaltung. Das ist anscheinend wichtig, aber nur für sie und den Hauptsitz. Abgesehen davon macht sie das aber sehr gut. Ich bin der Chef für alles andere. Aber erzählen Sie lieber von sich: Stimmt es, dass Sie Drehbuchautorin sind?«
Viviane fühlte sich unwohl. Sie mochte es, Leute weichzukochen, die in Polizeigewahrsam saßen– und nun wurde sie selbst befragt. Zitternd wie eine Verdächtige, erfand sie eine Geschichte von einer deutsch-französischen Filmreihe, einer Koproduktion von Arte, über die Entstehung der Gewerkschaftsbewegung in der Dritten Welt. In der Fernsehzeitschrift Telerama sei das sehr gut besprochen worden. Sie sah, dass Animateur-Koko höflich und anerkennend nickte. Jetzt würde man sie in Ruhe lassen, niemand würde mehr mit ihr über ihre Filmografie sprechen wollen. » Hier vor Ort bereite ich ein Thema für ein breites Publikum vor«, erklärte sie munter weiter. » Auch wenn der Moment unpassend ist, wie man mir sagte.«
» Ja, wir stehen noch unter Schock. King war ein großartiger Dorfchef.«
» Ich glaube verstanden zu haben, dass die Meinungen diesbezüglich auseinandergingen.«
Der Koko vergaß plötzlich sein Lächeln. Er sah Viviane in die Augen, knallhart, als wollte er sie warnen. » Lassen Sie die Geier gackern. King war ein guter Typ, ich war stolz darauf, sein Freund sein zu dürfen. Als ich hier angefangen habe, war ich eine Zeitarbeitskraft, ein kleines Nichts ohne Diplom. Er hat mich unter seine Fittiche genommen, er hat mir eine Chance gegeben. Er hat mir alles beigebracht, was man über die Verwaltung eines Clubdorfs wissen muss, über die Beziehung zu den Feriengästen, über die richtige Stimmung. Und noch eine sehr einfache, seltene Sache: Freundschaft. Vielleicht drücke ich mich schlecht aus, trotzdem stimmt es. Verstehen Sie?« Da Viviane nicht schnell genug antwortete, fuhr er fort: » Natürlich konnte er mit seiner dominanten Art auch nerven, aber das war nur ein Spiel. Er spielte den gutherzigen Tyrannen, mehr nicht.«
» Man sagt, er sei ein ziemlicher Schürzenjäger gewesen, oder nicht?«
Animateur-Koko zuckte mit den Schultern. » Das war seine mediterrane Seite, dieses Bedürfnis, sich an Leute zu hängen, sie anzufassen. Ich kann verstehen, dass das nicht gut ankommt, aber wir sind hier schließlich am Mittelmeer, nicht wahr?«
» Und diese letzte Geschichte mit der jungen Frau?«
Er schob seinen Teller zurück und kreuzte die Arme.
» Sie werden doch nicht auch noch damit anfangen! Die Geschichte hat es nur in Königins Fantasie gegeben. King hat eine sehr schöne Muschelsammlung, die Kleine hat sich dafür interessiert, sie war bei ihm, um sie sich anzusehen. Im Bikini, okay, aber hier laufen alle halb nackt rum. King hatte ihr den Arm umgelegt, na und? Ist das jetzt Sex, oder was?«
» Aber er hatte doch ein paar Abenteuer, oder nicht?«
» Nichts Ernstes. Aber Königin gefällt sich in der Opferrolle, obwohl sie in erster Linie die Schuldige ist. Ein echter Kühlschrank, diese Frau. King hat mir das selbst erzählt, wir waren gut genug befreundet, um darüber zu reden. Der Arme, manchmal hat er sich eben
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