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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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Akzent, herb und melodiös.
    » Ich bin heute Morgen angekommen«, antwortete die Kommissarin.
    » Alleine? Dann musst du in unseren Nachtclub kommen, da wird es dir gefallen.«
    Sie hatte dieses Du noch nie ertragen können, am wenigsten so ein halb vernuscheltes. Bei der Arbeit siezte sie alle, und jetzt wollte ihr der erstbeste Bärtige einfach so das Du andrehen, nur weil er in einem grellgelben T-Shirt auf der richtigen Seite der Bar stand? Sie wusste, dass viele Feriengäste in den Clubs es sich zur Aufgabe machten, sich zu duzen. Aber auf sie durften sie bei diesen Vertraulichkeiten nicht zählen: So fing es an, und irgendwann duzte man dann auch seine Leute, wie in Kriminalfilmen. Sie ließ sich einen frisch gepressten Orangensaft und ein Zitronensorbet bringen, wobei sie das ›Ich danke Ihnen ‹ besonders betonte.
    Als sie zahlen wollte, hinderte der Bärtige sie mit einer Handbewegung daran. » Nein, nicht hier. Hast du noch keine Karte?«
    Alle, die neben ihr standen, drehten sich spottend nach ihr um. Ah, wie konnte man nur bei Zecher-Koko bestellen, wenn man keine Karte hatte? Viviane stand gekränkt da und antwortete nicht. Es reichte ihr, sie wollte zurück in ihr gutes altes Kommissariat von Montparnasse, die Kokos und Kikis aus ihrem Wortschatz streichen, ihr Bier mit anständigen Euro im Bistro in der Rue Daguerre bezahlen und Kollegen treffen, die genug Anstand hatten, ihre körperlichen Unzulänglichkeiten unter einer ehrlichen Uniform zu verstecken. Sie würde niemals Clubgeist entwickeln.
    Der Lieutenant kam wieder zurück, auf dem Kopf einen kleinen Sonnenhut, aus dem er eine Karte aus dickem Papier zog. » Ich dachte mir schon, dass Sie nicht würden bezahlen können. Kennen Sie das nicht aus den Clubs? Man lebt ohne Geld, um sich freier zu fühlen. Man kauft an der Rezeption für 100 Euro so eine Karte, auf der nach und nach alles notiert und abgezogen wird.«
    Er lächelte. In wenigen Stunden hatte er die Bedienungsanweisung einer Gesellschaft verinnerlicht und sich dafür begeistern können. Er hatte ein fröhliches Gemüt. Sie brachte ihn zu einem abseits stehenden Tisch.
    » Alles klar, Lieutenant, gefällt es Ihnen hier? Sie haben sich beim Essen mit den ersten Leuten angefreundet, Sie flirten mit der Schwimmlehrerin, Sie bezahlen Ihre Einkäufe mit Falschgeld, das ist wie im Paradies, was? Ob Sie nebenher wohl noch etwas Zeit für die Ermittlungen erübrigen könnten?«
    Er antwortete etwas leiser, ohne sie anzusehen, den Blick starr auf das Glas Orangensaft geheftet: » Gewöhnen Sie sich ab, mich Lieutenant zu nennen. Einen solchen Fehler in der Öffentlichkeit sieht uns keiner nach. Ich war zehn Minuten in meinem Zimmer, gerade genug Zeit, um mich umzuziehen. Mein Mitbewohner hat noch geschlafen, wir haben uns noch nicht einmal kennengelernt. Dafür habe ich Platsch kurz vor dem Mittagessen kennengelernt. Ich habe nicht mit ihr geflirtet, ich habe sie gefragt, um wie viel Uhr hier gegessen wird, und wir sind ins Gespräch gekommen. Sie hat mich zu dem großen Tisch mitgenommen, an dem die Kokos und die Kikis sitzen. Ich habe mich in ein paar Unterhaltungen eingebracht, vor allem aber habe ich gut zugehört: Sie haben von der Nacht des 14. Juli gesprochen. Die haben sich in den vier Tagen noch immer nicht davon erholt. Ich habe sehr interessante Dinge von ihnen erfahren. Letzter Punkt: Sie sind Kommissarin, ich nur Lieutenant, aber wenn Sie einen konstruktiven Austausch mit mir wollen, dann müssen Sie anders mit mir sprechen. Ich habe Sie auch nicht gefragt, wie Ihre Siesta war.« Schließlich hob er den Blick und fragte: » Okay?«
    Viviane hielt seinem Blick einige Sekunden stand, dann gestand sie ihm ein » Okay« zu. Niemals wäre einer ihrer Männer so ausfallend geworden. Aber Willy war keiner ihrer Männer. Eines wusste sie jetzt sicher: Sie musste den Typen in den Griff bekommen, auch wenn sie noch nicht wusste, wie. » Na dann, Willy, erzählen Sie mal vom 14. Juli«, bat sie sanft. » Erzählen Sie mal, was so Interessantes passiert ist.«

Kapitel 6
    Willy holte Luft und tauchte ein: » Der Nachmittag war merkwürdig. King hatte im Amphitheater eine Unterredung mit allen Kikis und Kokos, mit jedem einzeln, wie bei einer feierlichen Prüfung, in einer festgelegten Reihenfolge. Um sich in Szene zu setzen, hat er die Kostümierung benutzt, die für die Aufführung am Abend dienen sollte. Der Abend des 14. Juli läuft hier normalerweise immer gleich ab. Am Anfang sitzt King

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